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Caroline Heckmann, Initiative: Theologie des Leibes Johannes Paul II. Caroline Heckmann, Initiative: Theologie des Leibes Johannes Paul II.  

„Die Annahme meiner selbst“

Caroline Heckmann, 27-jährige Studentin aus München, ist Mitbegründerin der Initiative Theologie des Leibes. Im Rahmen der Tagung der Franciscan University of Steubenville in Gaming, Österreich "Der erlöste Leib – Veritatis Splendor und die Theologie des Leibes" , legte sie Zeugnis ab. Durch die Theologie von Johannes Paul II. hat sie sich als geliebte Tochter Gottes erkannt und Schmerzen, Leiden und körperliche Beeinträchtigung annehmen können.

Claudia Kaminski - Vatikanstadt

Radio Vatikan: Woher kommt deine Verehrung für Johannes Paul II.? Bei seinem Tod 2005 warst du gerade mal neun Jahre alt...

Caroline Heckmann: Das stimmt. Zu seinen Lebzeiten habe ich Johannes Paul II. nur als Papst einmal live in Kanada erlebt, beim Weltjugendtag. Da haben mich meine Eltern mitgeschleppt.  Ansonsten ist die Nachricht, die Johannes Paul II. verbreitet, einfach unfassbar schön, weil sie von der Schönheit der Person, von der Würde der Person spricht. Und ich glaube, dass wir uns alle irgendwie danach sehnen.

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Dass wir eine Identität haben, dass wir wissen, dass wir von Grund auf geliebt sind, um unser selbst willen und nicht wegen dem, was wir leisten oder was wir machen - oder weil wir so gut in der Schule sind, in der Arbeit Karriere machen - sondern dass es noch viel tiefer geht, nämlich dass wir um unser selbst willen ganz und gar gewollt sind.

Und das ist einfach, finde ich, eine der schönsten Nachrichten, die die Theologie des Leibes in sich birgt.

Radio Vatikan: Vielen Dank für dieses klares Statement. Du hast eine persönliche Leidensgeschichte hinter dir: bis hin zum Sitzen im Rollstuhl und auch einer Krebserkrankung. Hat deine Heilung, deine Genesung, auch etwas mit Johannes Paul II. zu tun?

Caroline Heckmann: Die Heilung per se vielleicht nicht, aber der Umgang damit auf jeden Fall. Also gerade wenn man im Rollstuhl sitzt und gepflegt wird. Ich war damals 16, 17, eigentlich ein Alter, in dem man raus will, feiern will, irgendwie selbstständig sein möchte... da war natürlich so ein großes Fragezeichen: Warum? Warum ich, warum so hart?

Wieso kann ich nicht einfach ein Hautausschlag haben oder so? Wobei der wahrscheinlich auch nicht so schön wäre, aber: Irgendwas Unsichtbares wäre nett gewesen. Warum so eine Drastik? Ich meine, man sitzt im Rollstuhl, man sieht nur noch Popos, und jeder schaut auf einen herab. Dann die Krebserkrankung, wo man einfach ganz klar damit konfrontiert ist: wie lang lebe ich jetzt noch?

Die Ärzte haben mir zwei Jahre gegeben, und ich dachte, ich muss ja nicht studieren, hier nichts mehr lernen, habe aber mein Abi gemacht und habe die Theologie des Leibes kennengelernt, die ganz konkret geholfen hat, weil ich mich ganz oft einfach als Last wahrgenommen habe, mich irgendwie als unnormal empfunden habe, irgendwie im Vergleich zu Gleichaltrigen.

Und da setzt Johannes Paul II. einfach wunderschön an, indem er sagt, dass dieses „die Schöpfung der Person um ihrer selbst willen“, die einem die Würde gibt, dass es auch nichts gibt, was diese Würde nehmen kann oder diese Würde angreifen kann, auch wenn es sich manchmal anders anfühlt - und dass es sozusagen viel tiefer greift in Richtung Identität.

Und Johannes Paul II. spricht eben nicht nur „von Sexualität und ehelichem Beisammensein“, sondern eigentlich vom Personsein, direkt und ganz klar.

Radio Vatikan: Du hast so schön bildlich gesprochen - wenn man im Rollstuhl sitzt, sieht man irgendwie nur noch Popos… Was hast du dann gesehen - nachdem du mehr über die Theologie des Leibes erfahren hast -  hat sich dein Blickwinkel geändert?

Caroline Heckmann: Ja, definitiv. Also der Blickwinkel auf die Person hin, und nicht quasi nur die eigenen Gebrechen an mir zu sehen oder meinen Leib, meinen Körper, als kranke Hülle wahrzunehmen, sondern zu sehen: okay, das ist die Integrität meiner Person: Also mein Leib drückt mich aus, und auch wenn ich jetzt im Rollstuhl sitze, bin ich bin ich es wert, auch, dass Christus für mich gestorben ist. Ich dachte vorher immer: so für alle anderen, klar, aber für mich, das weiß ich jetzt nicht.

Dass also jede Person einen so unfassbar großen Wert hat.

Radio Vatikan: Ich glaube, das kann jeder verstehen, der uns zuhört. Du hast dich dann entschieden, mit ein paar jungen Leuten die Initiative „Theologie des Leibes“ zu gründen. Wer seid ihr und was ist diese Initiative?

Caroline Heckmann: Wir sind zu viert und haben alle vier den Studiengang „Theologie des Leibes“ in Heiligenkreuz abgeschlossen. Wir haben alle vier aus unterschiedlichen geschichtlichen Ereignissen oder aus unterschiedlichen Standpunkten heraus gemerkt: Das muss irgendwie an die Leute: George Weigel hat es - glaube ich - die Zeitbombe des dritten Jahrtausends genannt.

Es ist Wahnsinn zu sehen, dass die Person so viel mehr ist als nur Äußerlichkeiten, Oberflächlichkeit - und so haben wir uns dazu entschieden, eine Initiative zu gründen. Wir haben nun eine Internetseite „Theologie des Leibes.de,“ wo wir immer wieder Blogbeiträge haben.

Wir sind auch im engen Austausch mit Jason Evert und Christopher West, die ja irgendwie im internationalen Raum super bekannte Personen sind, wenn es um die Thematik der Theologie des Leibes geht. Wir halten Vorträge, haben Instagram und versuchen halt irgendwie, so gut wir können, die Nachricht, die Schönheit der Liebe zu verbreiten, weil wir alle einfach zur Liebe berufen sind.

Radio Vatikan: Kann man bei euch mitmachen? Und wenn ja, wie?

Caroline Heckmann: Wir sind immer sehr dankbar für Unterstützung. Man kann uns natürlich auf Instagram folgen, uns liken. Wir haben Podcasts, und ich glaube allein schon, wenn man unseren Kanal oder unsere Reichweite vergrößern würde und mehr Leute einfach von dieser schönen Liebe, von dieser „guten Nachricht“ hören, könnte das vielen Leuten echt das Herz entfachen.

Radio Vatikan: Dann hoffe ich, dass unser kleiner Beitrag auch dazu verhilft. Danke sehr! 

Den Rollstuhl konnte die junge Frau dank einer massiven Cortison-Therapie und viel Physiotherapie hinter sich lassen. Die Krebserkrankung und die Leukämie sind derzeit dank Operation und Immunsuppressiva in Remission, aber unter ständiger Kontrolle. 

Der Gedenktag des hl. Johannes Paul II. ist der 22. Oktober. 

(radio vatikan)

 

 

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15. Oktober 2023, 16:50