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Die Frauenkirche; der Münchener Dom Die Frauenkirche; der Münchener Dom 

D: Fast jeder zweite Münchner hat einen Migrationshintergrund

Ein zentrales Thema der jüngsten Papstreise nach Marseille war Flucht und Migration. Nicht erst seit 2015 prägt dieses Thema auch Deutschland und damit ebenfalls die Arbeit der Kirche vor Ort. Das gilt auch in München. Anlässlich der nun laufenden „Interkulturelle Woche“ (IKW) haben wir uns mit Florence Choffat unterhalten. Sie ist Fachreferentin für Flucht und Migration im erzbischöflichem Ordinariat München und Freising.

Jonas Over – Vatikanstadt

Alljährlich findet Ende September in ganz Deutschland die IKW statt. In der bayrischen Landeshauptstadt sind hierfür zahlreiche Ausstellungen, Konzerte, Gottesdienste und vieles mehr organisiert worden, und das trotz aller organisatorischer Widrigkeiten. „Die Interkulturelle Woche ist ja deutschlandweit in der letzten Septemberwoche, aber in München fällt sie immer, mit dem Oktoberfest zusammen“, erklärte uns Florence Choffat Aus diesem Grund wird die IKW von verschiedenen kirchlichen Akteuren organisiert und gestaltet.

Seit 2015 existiert im Ordinariat mit Sitz in München die Abteilung für Flucht, Asyl, Migration und Integration (FAMI). Auch diese Abteilung hat sich stark in die IKW miteingebracht. Seit einigen Jahren wird von der FAMI ein sogenanntes Näh-Caffè organisiert. Geflüchtete Frauen können sich dort treffen, und sich bei Kaffee und Kuchen unter Anleitung einer Münchener Künstlerin kreativ an der Nähmaschine ausleben. Im Zuge dessen wurden sogenannte Patchwork-Decken entworfen, die nun in einer eigens dafür eingerichteten Kunstaustellung ausgestellt werden.

Digitale Stadtführung

Auch etwas gänzlich Neues wurde gewagt: In Zusammenarbeit mit der Abteilung „Medien und Digitalität“ wurde eine digitale Stadtführung entworfen. Mithilfe einer App können nun interessierte Menschen an viele Orte in München geführt werden, in denen sich wiederspiegelt, wie eng die Geschichte Münchens mit Flucht und Migration verwoben ist. Der Titel dieses Projektes lautet: Flucht und Migration in München – Von 1945 bis heute“. Begonnen wird mit dem zweiten Weltkrieg und den damaligen Flüchtlingsströmen. München war damals ein großes Aufnahmezentrum. In den Räumlichkeiten des Deutschen Museum wurde damals sogar eine eigene Universität für heimatvertriebene Menschen eröffnet. Später war der Münchener Hauptbahnhof die erste Ankunftsstelle für tausende Gastarbeiter aus Italien. Die Ängste von Seiten der „Urmünchener“ gegenüber den Neuankömmlingen waren nicht viel anders als heute: „Die italienischen Männer haben damals auch den deutschen Männern Angst gemacht. Die dachten, jetzt nehmen sie uns die Frauen weg, oder? Also es sind eigentlich immer wieder die gleichen Ängste, die auftauchen“, sagte uns Florence Choffat. Am 26. September wird diese Stadtführung erstmalig vorgestellt. Sie läuft über „ActionBound“, eine App für digitale Schnitzeljagden. Die Führung ist für jeden, der die App runtergeladen hat, frei zugänglich und lädt ein die Geschichte von Flucht und Migration in München auf eigene Faust zu erkunden.

München ist also schon seit Jahrzenten, wenn nicht sogar länger von Migration geprägt. „Etwa jeder zweite Münchner ist entweder nicht Deutscher oder hat den sogenannten Migrationshintergrund“, so Choffat. Von den in München lebenden Katholiken sind „rund 30 Prozent eben nicht aus Deutschland oder haben einen Migrationshintergrund, was ja doch sehr viel ist“, führte Choffat weiter aus. Aus diesem Grund gibt es im Ordinariat auch eine eigene Abteilung für die muttersprachlichen Gemeinden, sowie nun auch seit 2015 eine Abteilung um die Flüchtlingsarbeit des Ordinariates zu koordinieren.

Ganz im Sinne des Papstes wird also auch an der Basis der Kirche in München „sich nicht in Gleichgültigkeit verschlossen.“ „Der Spruch vom Papst war: Jeder hat das Recht zu entscheiden, ob er geht oder er bleibt“, zitierte Choffat frei das Oberhaupt der katholischen Kirche. Man werde also den Menschen die sich entschlossen haben ihre Heimat zu verlassen und nach Deutschland zu gehen, von Seiten des Ordinariats in München immer mit Rat und Tat zur Seite stehe, auch über die IKW hinaus, schloss Florence Choffat ab.

Hintergrund

Die Interkulturelle Woche ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der griechisch-orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 jeweils Ende September statt. Der Vorläufer war „der Tag des ausländischen Mitbürgers“.

(vatican news)

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25. September 2023, 14:00