Suche

Archivbild: Ein Gottesdienst im Kölner Dom Archivbild: Ein Gottesdienst im Kölner Dom  (AFP or licensors)

D: Bischof Wilmer hebt Unterschiede in der Kirche hervor

Warum bleiben Menschen noch in der Kirche? Das war Thema der „dennoch“-Konferenz am Wochenende in Hannover. Auf der „dennoch-Konferenz“ beschäftigten sich rund 520 Personen mit der Zukunft der Kirche. Bischof Heiner Wilmer hat großes Vertrauen in alle, die um die Kirche kämpfen und eine klare Botschaft für die, die austreten wollen. Das sagt er in einem Interview mit dem Domradio.

DOMRADIO.DE: Was sagen Sie Menschen, die zu Ihnen kommen und zweifeln und Ihnen sagen, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich noch bleiben kann oder austreten sollte?

Heiner Wilmer (Bischof von Hildesheim): Es kommen immer wieder Menschen zu mir, die zweifeln, die mir schreiben. Manche sagen mir, dass sie austreten wollen. Ich bedaure das total. Jeder und jede die austritt, ist ein riesen Verlust für die Kirche. Und für mich ist wichtig, dass wir als Kirche für diese Menschen offen bleiben, dass wir sie innerlich umarmen, dass wir für sie beten, für sie einen Platz frei halten und wir ihnen mit einer großen Geduld und Empathie begegnen.

DOMRADIO.DE: Bei der „dennoch-Konferenz“ ging es viel um die Zukunft von Kirche, um die Frage, wie können wir neue Wege der Glaubensverkündigung finden, via Facebook oder Instagram zum Beispiel. Das sind moderne Wege, die auch junge Menschen ansprechen sollen. Was machen wir denn mit dem Teil der Kirche, der diese innovativen Wege gar nicht mitgehen möchte?

Wilmer: Was machen wir mit jenen, die keine Veränderung wollen? Erstens, dass ich bei mir bleibe, dass ich dort, wo ich stehe, meine Spiritualität lebe, dass ich Zeit habe für Stille, fürs Gebet und für eine große innere Liebe.

Und zweitens, dass sie mit einer großen Güte und einer Wärme dem anderen begegne, der einen anderen Weg denkt und ihm oder ihr bedeute, dass sich die Kirche letztlich immer schon verändert hat.

Die Wahrheit bleibt, sie bleibt gleich, Gott bleibt gleichermaßen treu. Aber die Form der Kirche hat sich immer schon verändert durch die Jahrhunderte. Von daher dürfen wir getrost hoffen, das sage ich den anderen, auf die Kraft des Heiligen Geistes, der bei uns ist und der schon dafür sorgen wird, dass hier nichts zusammenbricht.

Hier das Interview zum Nachhören

DOMRADIO.DE: Aber viele sprechen ja tatsächlich von einer drohenden Spaltung. Viele sorgen sich um die Kirche, dass sozusagen die Kirche in zwei Lager gespalten werden könnte. Müssen die Konservativen überzeugt werden oder die Progressiven eingefangen werden?

Wilmer: Ach, ich glaube im letzten bin ich persönlich recht gelassen, weil wir in der Geschichte immer wieder eine Situation hatten in der Kirche, in der es nie ein uniformes Lager gab, in der es nie eine völlig homogene Gruppe gab. Wir hatten in der Kirchengeschichte schon immer heterogene Gruppen. Das hatten wir schon in der Geschichte. Von daher brauchen wir einen langen Atem, Zuversicht und Hoffnung.

DOMRADIO.DE: Welche Botschaft möchten Sie den Menschen mitgeben, die drei Tage bei der Konferenz dabei waren und morgen wieder in ihren Alltag einsteigen als Ehrenamtler, als Hauptamtliche im kirchlichen Dienst?

Wilmer: Die sollen von mir mitnehmen, ganz persönlich, dass sie eine riesen Wirkung auf mich haben, dass sie mich verändert haben, weil ich mit noch größerem Vertrauen in meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Hause fahre. Ich fahr mit einer noch größeren Zuversicht nach Hause, mit Blick auf die Gläubigen, weil ich hier erfahren habe, wie der Heilige Geist wirkt.

Ich habe erfahren, wie Gottes Kraft auf Wegen unterwegs ist, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Von daher mögen sie mitnehmen eine größere Empathie, vielleicht auch etwas Demut und eine große Gelassenheit in Gott.

Das Interview führte Ina Rottscheidt.

(domradio – mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

18. September 2023, 09:55