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Freiheitsvorstellungen können in Ost- und in Westeuropa voneinander abweichen Freiheitsvorstellungen können in Ost- und in Westeuropa voneinander abweichen 

D: Renovabis denkt bei Kongress über Europas Ost-West-Differenzen nach

Ost- und Westeuropa haben es heute offenbar deutlich schwerer miteinander als noch vor wenigen Jahren, und was gesellschaftlich und politisch Reibungspunkte sind, das spielt auch ins Kirchliche hinein. Der 27. Internationale Kongress Renovabis diese Woche in München beschäftigt sich mit Freiheitsvorstellungen in Europa. Wir sprachen mit Renovabis-Leiter Thomas Schwartz.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Warum sind die Freiheitsvorstellungen aus Ihrer Sicht als Leiter der katholischen Osteuropa-Solidaritätsaktion Renovabis gerade heute so zentral, aber auch so unterschiedlich zwischen Ost- und Westeuropa?

Thomas Schwartz: Das hängt auch damit zusammen, dass sich seit der Gründung von Renovabis vor 30 Jahren das Konzept der Freiheit sowohl in den sich entwickelnden und weiterentwickelnden Staaten Westeuropas völlig verändert hat und in vielen Staaten im Osten Europas diese Bewegung hin zu einer sehr libertären, zu einer sehr pluralen Gesellschaft mit vielen Vorbehalten gesehen wird. Wir müssen heutzutage in ganz besonderer Weise deshalb mal wieder darüber diskutieren, was eigentlich vor 30 Jahren die Menschen dazu gebracht hat, auf die Straßen zu gehen, was sie unter Freiheit verstanden haben. Um zu sehen, was davon auch heute noch in unserem Kontinent wirklich an Herausforderungen für die Zukunft, dann auch für Ost und West gemeinsam möglich sind. Und darüber soll es in diesem Kongress dann auch gehen.

Hier zum Hören:

Was ist Ihr zentrales Anliegen mit dem diesjährigen Renovabis-Kongress?

Thomas Schwartz: Zu lernen, wieder miteinander zu sprechen und aufeinander zu hören. Ich denke, dieser Dialog - in einer richtigen Weise verstanden - ist etwas, was sowohl dem Osten und dem Westen Europas gut tut, was allerdings auch im Blick auf die Weltsynode eine Entdeckungsreise für die Zukunft sein wird.

Pfarrer Professor Dr. Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer von Renovabis
Pfarrer Professor Dr. Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer von Renovabis

Renovabis feiert im Zug des Kongresses auch sein 30jähriges Bestehen. Es ist das jüngste der sechs weltkirchlichen katholischen Hilfswerke in Deutschland und entstand damals nach dem Fall der Mauer auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Was hat Renovabis in diesen 30 Jahren erreicht?

Thomas Schwartz: Wir haben sicherlich drei verschiedene Elemente bespielen können und dort auch große Erfolge erreicht. Einerseits haben wir in über 26.000 Projekten über 850 Millionen Euro in Projekte im Osten Europas investieren können und damit den Kirchen und kirchlichen Organisationen wie Ordensgemeinschaften helfen können, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen. Zweitens haben wir deutlich gemacht, dass wir eben nicht besserwisserisch vom Westen her den östlichen Partnerorganisationen und Partnerkirchen vorschreiben wollen, wie sie ihre Zukunft gestalten wollen. Deswegen haben wir auch versucht, immer Brücken zu bauen für einen ehrlichen Dialog auf Augenhöhe.

Und schließlich haben wir versucht, das Bewusstsein dieser zwei Lungenflügel, aus denen sich unser Kontinent speist, Ost und West, auch bei uns im Westen, bei vielen Partnerinnen und Spendern und Menschen und in der Gesellschaft wach zu halten - dass Europa nicht an der Oder endet, sondern an der Oder das Zentrum des Kontinents zu finden ist.

 

Der Internationale Kongress Renovabis findet von 12. bis 14. September in München statt, Thema ist: „Freiheit, die ich meine… – Europa zwischen Aufbruch, Ernüchterung und Bedrohung“. Teilnehmende aus bis zu 30 Ländern können eigene Beiträge, Fragen und Einschätzungen einbringen, der Kongress wird auch im Livestream übertragen. Bei einem Festakt am Dienstag zum 30jährigen Bestehen des Hilfswerks wird der frühere deutsche Bundespräsident Joachim Gauck die Festrede halten.

(vatican news – gs)

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11. September 2023, 12:58