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Beim Michaelsempfang: Kardinal Marx, CDU-Chef Merz, Nuntius Treanor, Kanzler Scholz und Bischof Bätzing Beim Michaelsempfang: Kardinal Marx, CDU-Chef Merz, Nuntius Treanor, Kanzler Scholz und Bischof Bätzing  (ANSA)

D: „Nicht nur Abbruch, sondern Umbruch“

Die katholische Kirche ist nicht bloß im Abbruch, sondern mehr noch im Umbruch. Das betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, beim Michaelsempfang in Berlin am Montagabend.

Zwar scheine vieles dafür zu sprechen, dass die Kirchen in Deutschland im „unaufhaltsamen Niedergang“ begriffen und immer weniger in der Lage seien, Menschen auf die Botschaft Jesu anzusprechen und mit ihren Werten den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken. „Aber damit ist nicht alles gesagt über die Lage der Kirchen, speziell auch der katholischen Kirche in unserem Land. Denn das Absterben einer bestimmten Sozialstruktur der Kirche, die Erosion der Volkskirche, muss eben nicht zum düsteren Finale des christlichen Lebens in Deutschland führen.“

Es stimme, dass beide großen Kirchen im letzten Jahr eine gewaltige Zahl an Mitgliedern verloren hätten. „Der Trend der Entkirchlichung, der sich seit vielen Jahrzehnten schleichend vollzieht, hat massiv an Fahrt aufgenommen“, so Bätzing. „Und nicht nur die Kirchenbindung der Menschen schwindet. Der Glaube an Gott droht zu verdunsten.“

 

„Die Notwendigkeit, die Botschaft Jesu Christi neu zu verkünden“

Das liege zum einen am kirchlichen Umgang mit Missbrauchsskandalen. Zugleich seien Kirchenaustritte aber auch ein Ausdruck der individuellen Entscheidung, denn eine Bindung wie in früheren Jahren sei bei vielen Menschen nicht mehr automatisch von der Wiege bis zur Bahre gesetzt. „In der krisenhaften Stunde zeigt sich in aller Klarheit die Notwendigkeit, die Botschaft Jesu Christi neu zu verkünden“, so der Limburger Bischof. Die Kirche sei nicht für sich selbst da und werde sich auch in Zeiten von Krise und Umbruch nicht zurückziehen. „Wir tragen Verantwortung für unsere Gesellschaft“, so Bätzing.

Der päpstliche Nuntius bei der Europäischen Union, Erzbischof Noel Treanor, warnte in seiner Ansprache vor einer wachsenden Polarisierung der gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung in nicht wenigen Demokratien der Welt. Sie gehe häufig mit dem Verlust von Vertrauen in den Staat und das demokratische Regierungssystem einher.

 

„Dem Extremismus, dem Populismus und jeglicher Form von Menschenfeindlichkeit entgegentreten“

„Als Kirche sehen wir uns daher gerade heute in der Verantwortung, dem Extremismus, dem Populismus und jeglicher Form von Menschenfeindlichkeit entschieden entgegenzutreten. Populistische, radikale und autoritäre politische Akteure spielen dabei auch die Offenheit unserer Gesellschaft aus, um ihr und dem demokratischen Regierungsmodell zu schaden“, so Treanor.

Am traditionellen St. Michael-Jahresempfang des Katholischen Büros in der Katholischen Akademie in Berlin nahmen in diesem Jahr nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz rund 500 Gäste aus Kirche, Politik, Gesellschaft und Medien teil. Prominentester Gast war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der nach seinem Sportunfall am Wochenende mit einer Augenklappe über dem rechten Auge erschien. Ebenso anwesend waren unter anderem Nuntius Nikola Eterovic sowie die (Erz-)Bischöfe Marx (München), Koch (Berlin), Overbeck (Essen) und Wilmer (Hildesheim).

(katholisch.de – sk)
 

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05. September 2023, 09:43