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Dr. Michael Menzinger Dr. Michael Menzinger 

Unser Sonntag: Immer nur das Nötigste?

In seiner ersten Betrachtung macht Dr. Michael Menzinger deutlich, dass man mehr tun muss. Vor allem geht es darum, Entscheidungen zu treffen, um Vorwärts zu kommen - auch im Glauben.

Pfarrer Dr. Michael Menzinger

Mt 10,37-42

13. Sonntag im Jahreskreis

„Immer nur das Nötigste tun“, das reicht nicht zur Nachfolge aus. Sich überall durchschlängeln, und ja nicht anecken. Der Weg Jesu sieht anders aus: Anecken an den Meinungen, Gewohnheiten und Unverständnis hervorrufen ist Jesu Weg.

Zum Nachhören

Das kommt daher, weil Jesus immer wieder Entscheidungen trifft. Jede Entscheidung kann kritisiert werden. Viele denken, ein Konsens ist notwendig. Das mag durchaus richtig sein, einen Konsens zu suchen, verschiedene Meinungen zu hören und dann zur Entscheidung zu kommen, die vernünftig ist. Und da sind die anderen, die sagen „Was geht das mich an?“ Gleichgültig wollen sie sich an nichts und niemanden binden.

Die Sonntagsbetrachtung zum Nachschauen

Wer ganz auf Jesus setzt, braucht Vertrauen 

Nun ist es in unserer Zeit so, dass Entscheidungen durch neuere soziale Medien, ob facebock, instagram oder tiktok oder ähnlichem kritisiert werden und ganz anders gelenkt werden können oder Text- und Bildmaterial manipuliert werden, sodass es manches mal nur schwer nachvollziehbar ist, was wirklich Fakt und was Fake ist. Viele Menschen suchen ein ehrliches, glückliches Leben, suchen in Spaß und Arbeit oder esoterischen Ritualen die Erfüllung ihres Lebens. Das heisst aber auch, dass alles nach menschlichen Möglichkeiten abgetastet wird. Wer ganz auf Jesus setzt, braucht Vertrauen. Und Jesus setzt auf die Hingabe seiner Zuhörer, den Aposteln. Die Hingabe Jesu versuchen zu leben drückt sich in einer Entscheidung für ihn aus.

Es braucht das Licht der Wahrheit

Eine Gesellschaft oder auch eine Religion, ein Bekenntnis, welche nicht auf der Wahrheit aufbaut, kann kein Friede sein. Und was für Gesellschaften oder Religionen und deren Bekenntnisse gilt, gilt auch für den Einzelnen. Deshalb braucht es das Licht der Wahrheit und wenn wir um die sieben Gaben des Heiligen Geistes beten, ist es für uns wichtig, diese Gaben als ein Gesamtkunstwerk zu sehen: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Gottesfurcht und Frömmigkeit. Im Heiligen Geist sehen wir die Welt und unsere Entscheidungen im Licht der Wahrheit von Jesus Christus.

„Es braucht also Ziele, ja sogar eine Ordnung der Ziele. Mein oberstes Ziel ist Gott. Von ihm geht alles aus, zu ihm geht alles hin.“

Im Gespräch mit jungen Menschen merke ich, wie sehr sie sich wünschen, alle Türen offenzuhalten, keine Entscheidung treffen zu müssen. Andererseits merke ich, wie ich in meiner Aufgabe als Pfarrer, wie sehr es notwendig ist, um sich eben nicht zu verzetteln, alle Kräfte auf das vor mir Liegende zu sammeln. So ist es möglich, Gutes zu tun und etwas zu leisten. Um es mit Worten Erich Kästners zu verstärken: Tue Gutes, und rede darüber. Es braucht also Ziele, ja sogar eine Ordnung der Ziele. Mein oberstes Ziel ist Gott. Von ihm geht alles aus, zu ihm geht alles hin.

Eine getroffene Entscheidung schenkt Freiheit 

Sich für oder gegen eine Sache zu entscheiden, kann einer letztlich nur, wenn er die Sache um die es sich handelt, gut kennt. Bisweilen wird davon gesprochen, dass die Entscheidungsträger fehlen: erstaunlich wenig Verantwortungsbereitschaft ist vorhanden, je höher die Position ist. Verantwortlichkeiten werden bis zur Unkenntnis hin- und hergeschoben. Eine getroffene Entscheidung schenkt einem auch Freiheit, den nächsten Schritt zu tun. Und wer weiß, was es bedeutet eine Entscheidung getroffen zu haben, kann auch wieder ruhig sein.

„Es kommt im Leben nicht darauf an, wogegen Du bist. Es kommt darauf an, wofür Du bist.“

Ein erfahrener Mensch gab mir selber den Rat: Es kommt im Leben nicht darauf an, wogegen Du bist. Es kommt darauf an, wofür Du bist. Wahrlich, dagegen sein kann jeder. Bis zu einer wirklich begründeten Entscheidung für den Glauben braucht es einen inneren Weg der Entscheidung. Und der Weg ist bereits die Entscheidung. Und immer wieder kann eine Abbiegung auftreten, eine Situation, die uns weiter weg führt von Gott und dann wieder eine Situation die uns hinführt zu Gott.

Das Evangelium als Richtschnur

Es gibt soviele Entscheidungen die wir im Leben und für das Leben treffen. Da braucht es schon eine Richtschnur. Und diese Richtschnur ist das Evangelium, die frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Christus und die Lehre der Kirche. Da kommt es auf die Verlässlichkeit der Kirche an: im Kreuz bei den Menschen sein, weil die Kirche unter dem Zeichen des Kreuzes steht, wie es im Ritus der Priesterweihe heisst: Stelle Dein Leben unter das Zeichen des Kreuzes. Weil Kirche sakramental verfasst ist, steht es allen Gliedern der Kirche gut an, sich unter das Kreuz zu stellen. Nur durch die Erschütterung im Kreuzestod Christi kann der Glaube an ihn Form annehmen und durch die Jahrhunderte getragen werden.

„Wer eine Entscheidung trifft und diese durchträgt, nimmt ein Kreuz auf sich.“

Wo das Glaubensbekenntnis nicht gebetet wird und das Sakrament der Eucharistie für vernachlässigenswert gehalten wird oder vernachlässigt wird, da gibt es „Unwürde“, da werden Menschenrechte missachtet, da werden Menschen geistlich missbraucht als Handlanger für die eigene Sache, da gibt es keinen Nächsten. Erst in der Christusnachfolge bekommt das eigene Kreuz Sinn.
Wer eine Entscheidung trifft und diese durchträgt, nimmt ein Kreuz auf sich. Ob es die Entscheidung für den Glauben in der Fortführung der Taufe ist, der heiligen Beichte, der heiligen Kommunion, der heiligen Firmung, dem heiligen Stand der Ehe, der heiligen Priesterweihe, der heiligen Krankensalbung, es ist immer eine Entscheidung, die dann genährt wird von der Kraftquelle, die für uns bestimmt ist vom Kreuz Jesu Christi her, aus seiner Seite entspringen die Quellen des Heiles, die Sakramente der Kirche.

In den Sakramenten ist Jesus der ganz Nahe

Jesu Wort „Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig“ fordert uns da schon heraus. Im Sprichwort sagen wir ja: Jeder hat sein Kreuz zu tragen und Jedes Haus hat sein Kreuz. Da stellt sich die Frage: Ist da mein persönliches Kreuz auch gemeint? Das Gemeine, Verachtung, Lüge, Diebstahl, Untreue, Unfriede, Ängste, Sorgen, Armut, Krankheit, Leid, Schmerzen, Tod. Dies alles auf sich zu nehmen, würdigt uns, Jesus nahe zu sein. Er versagt uns nicht seine Nähe. In den Sakramenten ist er der ganz Nahe.

Das Kreuz bringt seelisches Wachstum

Freilich ist das Kreuz schmerzhaft, das spüren wir an unseren eigenen Kreuzen, die wir zu tragen haben. Und doch bringt das Kreuz in unserem Leben uns weiter, ja ich wage zu behaupten, das Kreuz bringt uns seelisches Wachstum.
Kreuze bringen manchmal auch Brüche in unser Leben, weil durch das Kreuz Entscheidungen auf den Punkt gebracht werden. Dieser eine Punkt des Längs- und des Querbalkens fordert uns heraus, eine Richtung einzuschlagen, auch wenn es weh tut. Das Kreuz ist die Sprache die wir verstehen und doch versuchen wir dem Kreuz auszuweichen.

Was haben da die Christen des Anfangs auf sich genommen? 

Was haben da die Christen des Anfangs auf sich genommen? Sich mit einer fremden Botschaft unter die Leute gemischt, Verfolgung, ja sogar den Tod auf sich genommen, fremde Sprachen gelernt, völlig fremde Länder und Kulturen aufgesucht, beobachtet und Entscheidungen getroffen, um die nächsten Schritte einzuleiten und die Verkündigung der Frohen Botschaft als Lebensentscheidung zu wagen.
In der Antike galt der Spruch: Der Ruhm eines Menschen besteht in der Meinung der Anderen. Das ist nicht Jesu Ansatz: Wer den Ruhm der Welt vernachlässigt, der wird das Leben gewinnen.

„Die Apostel sollen also nicht auftreten wie die Großen und wie die Mächtigen oder wie die Wichtigtuer, sondern die Geringsten in den Blick nehmen.“

Es folgt der wichtige Begriff des Aufnehmens, es ist von der Aufnahme Jesu und seiner Apostel die Rede. Es gibt also welche die ihn und dann auch seine Apostel aufnehmen. Jesus und seine Apostel werden nicht von allen abgelehnt. Es wird auch die geben – durch die Zeit hindurch – die sie aufnehmen. „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Und da gibt es eine Steigerung derer, die da aufgenommen werden, die Gestalten der Heilsgeschichte, Propheten und Gerechte, und dann ist da noch der „eine von diesen Kleinen, dem ein Becher frisches Wasser zu trinken“ gegeben werden soll. Die Apostel sollen also nicht auftreten wie die Großen und wie die Mächtigen oder wie die Wichtigtuer, sondern die Geringsten in den Blick nehmen.

Der Lohn: Christus aufzunehmen

Und dann ist da noch von Lohn die Rede. Was ist dieser Lohn? Als wichtigste Gabe erkenne ich für mich, dass ich Christus aufnehmen darf. Welch größeren Lohn kann es geben?

In diesem Sinne ist im Kreuz eine Dynamik des Lebens erkennbar und
Jesu Kreuz braucht Botschafter, weil das Kreuz zu Jesus gehört
Jesus braucht Entscheidungsträger, weil er sich für das Kreuz entschieden hat.
Jesus braucht Hoffnungsträger, weil im Kreuz die Hoffnung begründet ist.
Jesus braucht Lichtträger, weil durch das Kreuz das Licht der Auferstehung leuchtet.


Lassen wir uns von Jesus bewegen, weit mehr zu tun als das Nötigste, auch als kleine Schar, als kleine Runde, aber so, dass wir erkennbar bleiben.
Im Tagesgebet zur Eucharistiefeier dieses 13. Sonntags im Jahreskreis beten wir: Gott, unser Vater, du hast uns in der Taufe zu Kindern des Lichtes gemacht. Lass nicht zu, dass die Finsternis des Irrtums über uns Macht gewinnt, sondern hilf uns im Licht deiner Wahrheit zu bleiben. Amen.

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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01. Juli 2023, 10:45