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Der Schatz Der Schatz 

Unser Sonntag: Momente-Sammler

In dieser Betrachtung ruft uns Pfarrer Menzinger dazu auf, das Kleine zu sehen. Die alltäglichen Blicke ins Himmelreich wahrzunehmen und dann auch zu entdecken: Gott allein genügt.

Dr. Michael Menzinger

Mt 13,44-52

17. Sonntag im Jahreskreis 

Mit dem Gleichnis vom verborgenen Schatz im Acker, welches nur bei Matthäus zu finden ist, von der kostbaren Perle und vom Fischernetz führt uns dieser 17. Sonntag im Jahreskreis zum Ende der Gleichnisreden Jesu im Matthäusevangelium.

Die Betrachtung zum Sonntagsevangelium im Video

Zwei dieser Gleichnisse sind dem Handels- und Geschäftswesen entnommen. Es geht um kostbare Dinge, die jemand erwerben will und einen angemessenen Preis dafür bezahlt. Die Freundschaft mit Gott können wir uns nicht kaufen. Die Teilhabe am Himmelreich ist eine Gnade, ein Geschenk! Warum verwendet dann Jesus das Wort vom Kaufen und vom Verkaufen? Dies bedeutet, wer Jesus nachfolgt gibt alles, weil ihm Jesus alles bedeutet. Die alten Interessen und Wichtigkeiten und Beziehungen müssen zurückgestellt werden. Hören wir hierzu auch die heilige Teresa von Avila: Sólo Dios basta. Gott allein genügt!

Ein Schatz verändert das ganze Leben

Der Schatz im Acker, den da einer gefunden hat, hat dessen ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Die Herrschaft Gottes vergleicht Jesus mit einem Schatz, den ein Mann im Acker findet und für dessen Besitz er alles andere hergibt. Ein Schatz verändert das Leben, macht womöglich reich und unabhängig, Wünsche können erfüllt werden, von denen vorher nur geträumt wurde. Der größte Reichtum ist allerdings ist, von Gott geliebt und erwählt zu werden, so sagt Jesus, es ist der größte Reichtum, den wir uns vorstellen können. Den Schatz, der Gott ist, kann kein Mensch aus eigener Kraft erwerben. Er muss ihn finden. Wir Menschen haben es nicht in der Hand, wenn Gott in unser Leben eintritt. Ihm können wir in seinen Sakramenten begegnen, wie er es für uns vorsieht.

„Wo können wir Gott finden? Da sagt Jesus: Im Unscheinbaren, dort, wo die Welt ihn nicht erwartet.“

Wo können wir Gott finden? Da sagt Jesus: Im Unscheinbaren, dort, wo die Welt ihn nicht erwartet. Jeden Tag können wir Gott finden, wenn wir die Äcker unseres Alltags durchwandern, er wartet auf uns in den kleinsten Dingen, in einer bittenden Hand, in der leisen Regung unseres Herzens. Wer den Schatz gefunden hat, wer Gott gefunden hat, der wird bereit sein, seinen Besitz einzutauschen.
Ein anderer ungewöhnlicher Gedanke ist, dass ein Gläubiger der Schatz im Acker für Jesus ist. Jesus gibt alles für diesen einen hin, der da einfach da ist. Jesus gibt sein Leben hin am Kreuz. Jesus gibt alles für eine jede Seele. Lassen wir uns von ihm anrühren?

Jesus gibt alles für eine jede Seele

Das zweite Gleichnis handelt von einem Kaufmann, der besonders schöne und wertvolle Perlen suchte – offenbar machte er einen Glückstreffer: Er fand eine solch kostbare Perle zum Verkauf angeboten und er setzte seine gesamten Mittel ein, um diese Perle zu erwerben. Wenn sich Menschen ganz für das Reich Gottes entscheiden und sie darum viele Dinge dieser Welt aufgeben dann denken manche: Das kann man nicht verstehen. Wie kann dieser oder jene diese gute berufliche Position aufgeben? Wer nur weltlich denkt, meint es sei Unsinn.

„Wer himmlisch denkt, weiss dass er ohnehin auf dieser Welt nichts festhalten kann.“

Wer himmlisch denkt, weiss dass er ohnehin auf dieser Welt nichts festhalten kann. Es gibt wahrlich viele wertvolle Dinge auch in dieser Welt wie, Geld, Edelmetalle, Wissenschaft, Kunst, Musik oder eben auch die Gesundheit. Und doch: Gottes Reich ist sehr wertvoll.
Noch einmal an den Anfang des heutigen Evangeliums gegangen, ist einfach zu entdecken, wie sehr sich Christus danach sehnt, dass in jedem der ihn hört, die Saat der Sehnsucht nach dem Himmelreich aufgeht und Frucht bringt. Ist es nicht so, dass dieser Mann im Evangelium eher zufällig auf den Schatz im Acker gestoßen ist? Wie wird es sein, wenn einer zufällig auf das Himmelreich stößt? Und dieser Schatz ist einfach mehr wert, als alle anderen weltlichen Schätze die wir je besitzen könnten. Und da sind diejenigen, die lange und gründlich nach dem Himmelreich suchen, bevor sie dem Himmelreich begegnen, etwa wie im Gleichnis vom Kaufmann, der die besonders wertvolle Perle fand.

Die Entdeckung erfüllt das Herz mit Freude

Ihre Schönheit nimmt sein Herz gefangen. Auch wenn hier im Evangelium das Himmelreich mit den Dingen dieser Welt, einem vergrabenen Schatz, einer wertvollen Perle, verglichen wird, ist ein besonderes Merkmal ist dies: Die Entdeckung erfüllt das Herz mit Freude. Haben wir schon einmal einen Blick in dieses Himmelreich bekommen?

Blicke ins Himmelreich: 

Ist es der Blick des Firmlings, wenn ihm der Firmspender die Hand auflegt und mit Chrisam salbt? Ist es die alte Frau, die am Fernseher den Rosenkranz mitbetet und vom Enkel dabei ertappt wird? Ist es die Frau, die jeden Tag zur gleichen Zeit in die offene Kirche kommt, um ein Kerzlein anzuzünden und zu beten? Ist es das Mädchen, das in der vierten Klasse um die Taufe bittet und die Eltern ja dazu sagen obwohl sie selbst aus der Kirche ausgetreten sind? Ist es die bettlägerige Frau, deren Ehemann sich seit 7 Jahren um sie kümmert, der wartet, bis der Priester mit dem Leib Christi zur Hauskommunion kommt? Ist es der sterbende 92-jährige, der mit strahlenden Augen im Kreis der Familie die Krankensalbung und die Wegzehrung empfängt? Ist es der 10-jährige, der einfach am Kreuz stehen bleibt mit seinem Fahrrad und ein Vater Unser betet? Ist es die Mutter und der Vater die von einer Behinderung des ungeborenen Kindes erfahren und Ja sagen, dieses Kind anzunehmen? Ist es die 102-jährige, die jeden Freitag Morgen zur heiligen Messe kommt? Solche Momente erfüllen das Herz mit großer Freude über das Reich Gottes.

Werden wir Momente-Sammler! 

Vielleicht sollten wir solche Momente gut bewahren, ja Momente-Sammler werden. Lassen wir uns nicht abhalten, das Reich Gottes zu suchen, zu entdecken und davon zu erzählen.
Und dann dringt das Wort an unser Ohr, das Himmelreich gleicht einem Netz, das ins Meer ausgeworfen wurde, um Fische aller Art zu fangen. Auf einmal wendet sich hier die Stimmung von Freude zu Nachdenklichkeit. Nicht jeder in dem Netz wird behalten. Das ist im übertragenen Sinne tröstlich für uns, weil es manchmal so scheint, als würde es ungerechten Menschen gut gehen und den Gerechten aber schlecht. Deshalb bekommen wir Zweifel an der gerechten Herrschaft Gottes. Jesus lehrt uns durch dieses Gleichnis, dass die Zeit des gerechten Gerichtes bestimmt kommt. Nicht jeder kommt also automatisch in das Himmelreich.

Jesus weiß, wie leicht wir die letzten Wahrheiten vernachlässigen

Dies ist das dritte und letzte Gleichnis im heutigen Abschnitt aus dem Matthäusevangelium und der Gleichnisrede Jesu. Er kennt die Menschen und weiß, wie leicht wir die letzten Wahrheiten vernachlässigen, wenn einfach alles gerade läuft, denken wir nicht an das letzte Gericht. Gerechte Menschen werden ins Himmelreich gesammelt und ungerechte Menschen in die Hölle. Jesus weiß um den hohen Einsatz, um das Reich Gottes zu erreichen. Es braucht vor allem unser Gebet, damit die Freude am Reich Gottes nicht abhandenkommt und keiner von denen auf ewig verloren geht, die sich mühen, den Letzten Tag als Freudentag zu erleben und in das Himmelreich gelangen.

Habt ihr das alles verstanden? 

Die abschließende Frage Jesu: Habt ihr das alles verstanden?, bringt die Freude wie auch der Ernst der Frohen Botschaft vom Himmelreich zum Ausdruck. Das Gleichnis von der kostbaren Perle, für die ein Kaufmann seinen ganzen Besitz verkauft, um sie zu erwerben, zeigt den unvergleichlichen Wert des Himmelreiches. In diesen Gleichnissen Jesu wird die irdische Welt auf die Welt Gottes hin transparent gemacht und aufgezeigt, dass sich die geistliche Erfahrung gerade inmitten des alltäglichen Lebens ereignet. Wer sein ganzes Leben von Gottes Wort durchdringen lässt, wird es letztlich verstehen, altes Wissen mit neuer Erkenntnis zu verbinden und so beides zu vereinigen. So jemand wird als Schatz geborgen, als wertvolle Perle erkannt, als guter Fisch ausgewählt werden können.

Es gilt, den Schatz zu entdecken

Unser Leben und unser Pilgerweg durch diese Welt ist der Weg den Schatz zu entdecken, die Perle zu finden, ein guter Fisch zu sein: Vertrauen darauf, dass Gott einen führt.
Mut, sich nicht mit kleinen Schätzchen am Weg abspeisen zu lassen.
Freude über Momente tiefer innerer Freude als Wegweiser zu dem Schatz, welcher das Evangelium ist.
Im Stundengebet wird in den Laudes der Sonntage und Festtage der Psalm 63 gebetet:

Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. Nach dir schmachtet mein Leib wie dürres lechzendes Land ohne Wasser. Darum halte ich Ausschau nach dir, um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.


In diesem Sinne können wir uns im Hören des Evangeliums besinnen und ein Wort von Madeleine Delbrèl bedenken:

"Oh Gott, wenn du überall bist, wie kommt es dann, dass ich so oft woanders bin?“

Im Tagesgebet zur Eucharistiefeier dieses 17. Sonntags im Jahreskreis beten wir:

Gott, du Beschützer aller, die auf dich hoffen, ohne dich ist nichts gesund und nichts heilig. Führe uns in deinem Erbarmen den rechten Weg und hilf uns, die vergänglichen Güter so zu gebrauchen, dass wir die ewigen nicht verlieren. Amen.


(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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29. Juli 2023, 11:22