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Der Dom von Linz Der Dom von Linz 

Österreich: Jesuiten verlassen Linz

Die Jesuiten verlassen Ende Juli nach 400 Jahren Linz. Grund dafür ist fehlender Nachwuchs. Der alte Dom wird ab September der ukrainisch-katholischen Gemeinde übergeben.

„Der Abschied von Linz ist sehr schmerzlich", sagte dazu der Jesuiten Provinzial P. Bernhard Bürgler in einem Interview im „Kurier" 16. Juli, über das Kathpress berichtet. Aktuell beleuchtet eine neue Ausstellung im Alten Dom die Geschichte des Jesuitenordens in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Die Schau informiert über das Wirken des Ordens in Linz von 1600 bis 2023. Die Jesuiten feierten gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer und Provinzial P. Bernhard Bürgler einen Abschiedsgottesdienst.

„Wir werden weniger und wir werden älter. Von daher müssen wir uns konzentrieren“

Der Orden habe in der aktuellen Situation keine andere Möglichkeit gesehen, als sich von Linz zurückzuziehen, erläuterte Bürgler. „Wir werden weniger und wir werden älter. Von daher müssen wir uns konzentrieren." Die Jesuiten waren 400 Jahre lang in Linz tätig. Diese Periode sei von guten Beziehungen zur Diözese und zum Bischof geprägt gewesen, so der 63-Jährige. Die ersten Jesuiten-Patres waren mit Predigt und Unterricht betraut. 1909 wurde der alte Dom wieder den Jesuiten anvertraut und zur Predigt- und Beichtkirche.

Der Dom wird nun, wenn der Orden die Landeshauptstadt verlässt, der ukrainisch-katholischen Gemeinde übergeben. Diese feierte bislang in der benachbarten Stadtpfarrkirche. Der ukrainische Priester Andrii Kityk, der wöchentlich von Innsbruck nach Linz zur Feier der Liturgie pendelte, wird dazu nach Linz übersiedeln und von der Diözese als Seelsorger angestellt werden.

Konzentration auf Ordensprofil

Der Rückzug aus Linz sei auch mit einer Konzentration auf das Profil des Ordens verbunden und es „soll auch Raum eröffnet werden für manches Neue". Zudem sei es kein vollständiger Abbruch mit Linz, da der Orden im Aloisianum, einer ignatianischen Netzwerkschule im Verband der Jesuitenschulen in Österreich und Deutschland, erhalten bleibe.

Der zukünftige Fokus des Jesuitenordens und der Provinz soll verstärkt auf Exerzitien für mehr Gerechtigkeit, Jugend und Klimaschutz liegen. Mit der Eröffnung eines Zentrums für sozial-ökoloische Transformation (genannt: Ukama) wurde dieses Projekt bereits begonnen.

Aktivismus bei den Jesuiten

Pater Jörg Alt, der an Protesten der Letzten Generation teilnimmt und gegen den bereits ein Strafprozess eingeleitet wurde, gilt als der bekannteste Klimaschutzvertreter der Jesuiten im deutschsprachigen Raum. „Ich trage das mit als eine Form des Engagements. Es ist mir natürlich wichtig, dass das gewaltlos ist und nichts und niemanden beschädigt", so Bürgler zu Alts Engagement. Im Orden gebe es aber auch unterschiedliche Zugänge und Methoden zum Klimaprotest, konstatierte der Provinzial.

Den Rückgang der Zugänge bei den Jesuiten erklärte Bürgler mit der Krise der Kirche. Es sei nicht einfach, sich in einer Institution zu engagieren, die sich in einer solchen Situation befinde, so Bürgler. So gebe es zwar Menschen, die sich gerne engagieren würden, diese würden sich allerdings nicht lebenslang binden wollen.

Programme für den engagierten Nachwuchs

Auch die Gelübde Armut, Ehelosigkeit, Keuschheit und Gehorsam zu leben, „ist für Jüngere möglicherweise schwieriger, als es früher war". Zudem werde der Anteil an Nicht-Jesuiten in den Ordens-Instituten mehr, diese seien „Frauen und Männer in unserem Geist".

Als Antwort auf diese Situation will der Orden sein Engagement für Jugend und junge Erwachsene stärken und hat in Frankfurt sowie Innsbruck „Zukunftswerkstätten" eröffnet. Dorthin könnten junge Menschen kommen, die auf der Suche nach ihrem Lebensweg sind, erklärte Bürgler.

Bischof Scheuer würdigt Wirken der Jesuiten

Der Linzer Diözesanbischof Bischof Manfred Scheuer würdigte das Wirken der Jesuiten in Linz. „Was geht uns ab in der Kirche von Linz, wenn es diese Prägung und Begleitung durch die ignatianische Spiritualität immer weniger oder nicht mehr gibt?", fragte Scheuer in seiner Predigt bei einem Dankgottesdienst im Alten Dom am Sonntag. Die Jesuiten waren von 1600 bis 2023 in der oberösterreichischen Landeshauptstadt präsent.

Der Orden sei besonders in den Bereichen der Spiritualität, der Exerzitienarbeit, der Verkündigung und Predigt, der geistlichen Begleitung, der therapeutischen Seelsorge, der ignatianischen Pädagogik und der Schule tätig gewesen, zählte Scheuer die vielen Aufgabengebiete der Jesuiten auf. Aber auch „das Unterwegssein mit den Armen und Ausgegrenzten für mehr soziale Gerechtigkeit oder die Sorge um die Schöpfung" seien Themen des Ordens.

Auch für Ordensleute, Priester und Seelsorgenden hätten die Jesuiten eine wichtige Rolle gespielt. Und nicht zuletzt habe die ignatianische Spiritualität den Zugang zu Kunst und Kultur und zu Musik und Theater eröffnet, so Bischof Scheuer.

Scheuer feierte gemeinsam mit Generalvikar Severin Lederhilger und Bischofsvikar für Orden, Adi Trawöger einen Dankgottesdienst. Weitere Konzelebranten waren der Provinzial der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten, P. Bernhard Bürgler und P. Gundolf Kraemer, der derzeitige Kirchenrektor der Ignatiuskirche in Linz.

(kap – md/pr)

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17. Juli 2023, 10:19