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Sr. Esther beim Gesundheitsunterricht für Madam Jennifer, die zur Schwangerschaftsvorsorge kam Sr. Esther beim Gesundheitsunterricht für Madam Jennifer, die zur Schwangerschaftsvorsorge kam  #SistersProject

Sr. Esthers Staunen darüber, als erste ein Neugeborenes im Arm zu halten

Schwester Esther Alaam, eine Arme Schulschwester Unserer Lieben Frau in Ghana, erzählt, was sie während ihres Dienstes als Hebamme gelernt und erlebt hat. Besonders ergreifend: Das Staunen darüber, als erste ein Neugeborenes auf dieser Welt willkommen heißen zu dürfen.

Von Sr. Esther Alaam SSND unter Mitarbeit von Sr. Frances Okafor SSND

Meine Erfahrung mit der Arbeit im Gesundheitswesen war eine Reise, die aus Lernen, Helfen, Empowerment und Liebe bestand. Ich habe entdeckt, dass es zahlreiche Ursachen dafür gibt, dass manche Leute Probleme damit haben, gesund zu bleiben. Zu diesen Ursachen gehören die Armut, mangelnde medizinische Versorgung und Erziehung, gesundheitsschädliche Praktiken und Überzeugungen, ja sogar feindselige Ehemänner oder Familienmitglieder. Als Mitarbeiterin im Gesundheitswesen versuche ich, jedem Einzelnen dabei zu helfen, diese Probleme mit Hilfe der Familie und der Gemeinschaft zu lösen.

Sr. Esther führt eine Abtastung durch, um die Lage und den Zustand von Madam Jennifers ungeborenem Kind zu überprüfen
Sr. Esther führt eine Abtastung durch, um die Lage und den Zustand von Madam Jennifers ungeborenem Kind zu überprüfen

Derzeit arbeite ich als Hebamme auf einer Entbindungsstation in Nsawam in Ghana. Die Arbeit hier mit Müttern, Babys, Familien, jungen Leuten, Paaren und schwangeren Frauen, die deren bestmögliche Gesundheit zum Ziel hat, hat Spaß gemacht, war aber auch eine Herausforderung. Teil des Geburtsvorgangs zu sein war immer schon eine phantastische Erfahrung. Es stellt für mich eine Gelegenheit dar, zusammen mit Gott Mitschöpfer zu sein, und das ist für mich eines der aufregendsten Dinge. Ich staune immer über die tiefgründige Erfahrung, einer der ersten Menschen zu sein, die ein Neugeborenes auf dieser Welt willkommen heißen.

Sr. Esther mit einem Baby, das sie eben auf die Welt geholt hat
Sr. Esther mit einem Baby, das sie eben auf die Welt geholt hat

Ich empfinde ein noch tieferes Gefühl der Erfülltheit und des Dienstes für Gott, als ich das Vertrauen der Eltern akzeptiere und die Verantwortung für die Betreuung, Pflege und Fürsorge für ihre Säuglinge übernehme. Auch nach ihrer Entlassung kreuzen sich unsere Wege noch. Ich schaffe es, diejenigen im Auge zu behalten, die in der Nähe wohnen, manchmal schaffe ich es auch, bei ihren Namensgebungs- oder Taufzeremonien dabei zu sein. Andere sehe ich wieder, wenn sie zum Impfen und zu Kontrolluntersuchungen kommen. Wenn sie größer werden, macht mein Herz jedes Mal, wenn ich sie sehe, Freudensprünge. Ich fühle mich verwirklicht, dankbar und geehrt, an Gottes Schöpfung teilzuhaben.

Lebenslang Lehrling...

Meine Zeit auf der Entbindungsstation hat mich gelehrt, dass eine Hebamme, so erfahren sie auch sein mag, doch bei jeder neuen Erfahrung noch dazulernt. Es gibt Situationen, in denen die Hilfe eines erfahrenen Arztes nötig ist, wenn schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen, wenn die Frau zu weiterer Behandlung überwiesen werden muss. Zu wissen, wie man mit der ganzen Situation umgehen muss, und welche Entscheidungen getroffen werden müssen, all das ist Teil der Kompetenzen einer Hebamme. Daher bemühe ich mich, ein Leben lang dazuzulernen.

Schwester Esther untersucht ein Baby
Schwester Esther untersucht ein Baby

Mit Respekt und Freundlichkeit helfen

Ich habe aus der Erfahrung gelernt, dass Schimpfen und Tadeln die Menschen mit Sicherheit nicht dazu bringt, sich besser um sich selbst zu kümmern. Vielmehr lässt es die Leute davor zurückschrecken, ihre Bedürfnisse und Gefühle mitzuteilen und lässt sie in die falschen Hände von Leuten zu geraten, die nur vorgeben, Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu sein. Das hat mich gelehrt, beim Umgang mit Patienten sanft und verständnisvoll zu sein.

Ein Säugling wird gewogen
Ein Säugling wird gewogen

Ein Großteil meiner Arbeit ist, wie bei jeder anderen Hebamme auch, darauf ausgerichtet, auf die gesundheitlichen Bedürfnisse der Frauen einzugehen. Das Allerwichtigste, was jemand für die Gesundheit einer Person tun kann, besteht darin, ihn anzuhören, seine Vorstellungen, Erfahrungen, Bedürfnisse, Fragen und Sorgen kennenzulernen. Das setzt voraus, dass man mit ihnen spricht, nicht aber auf sie einredet, dass man sie spüren lässt, dass einem an ihrem Wohlergehen liegt. Oft vermag ein freundliches Wort, eine zarte Berührung oder ein respektvolles Gespräch mehr als jede Arznei. Indem wir einer Frau Aufmerksamkeit widmen und Respekt zollen, helfen wir ihr dabei, sich selbst zu respektieren und sich besser um sich selbst zu kümmern.

 Sr. Esther mit Baby Ramatu, einem der Kinder, denen sie auf die Welt geholfen hat
Sr. Esther mit Baby Ramatu, einem der Kinder, denen sie auf die Welt geholfen hat

Wandel braucht Zeit

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jeder Wandel Zeit braucht. So habe ich beispielsweise Zeit gebraucht, mich damit abzufinden, was die Konsequenzen von Covid-19 waren. Alles wurde auf den Kopf gestellt, und viele von uns bekamen Angst. Trotzdem mussten wir weiter all die Menschen sehen, die unsere Fürsorge und Hilfe benötigten. Diese Zeit hat dafür gesorgt, dass der Zusammenhalt unter uns Mitarbeitern gestärkt wurde und sie hat uns das Gefühl gegeben, eine Familie zu sein. Wir brauchten die Schulter des jeweils anderen, um uns anzulehnen. Im Bewusstsein, dass keiner von uns alleine alles tun kann, kämpfen wir weiter gemeinsam gegen dieses Virus an. Außerdem habe ich auch gelernt, dass man, wenn man mit anderen zusammenarbeitet, um eine starke Einheit oder Gemeinschaft zu bilden, den Unterschied macht, selbst wenn die Veränderungen nicht sofort ins Auge springen. Dass man da ist und ein kleiner Ratschlag ermutigt andere auf eine Art und Weise, die wir uns nicht einmal vorstellen können.

Sr. Esther (zweite von links) mit zwei Hebammen, Madam Asibi und ihrem Kind Ramatu nach einer Impfung
Sr. Esther (zweite von links) mit zwei Hebammen, Madam Asibi und ihrem Kind Ramatu nach einer Impfung

In die Tat umsetzen, was du lehrst

Die wenigen Jahre, die ich im Gesundheitswesen tätig war, haben mich erkennen lassen, dass Menschen, um die ich mich kümmere, mehr auf das achten was ich tue als auf das, was ich sage. Ich habe gelernt, dass ich als Hebamme dadurch, wie ich sie behandle und mit ihnen umgehe, ein gutes Vorbild für die Frauen sein kann. So stelle ich beispielsweise sicher, dass, bevor ich den Frauen etwas über Hygiene beibringe, dass meine Hände und Umgebung bereits sauber sind. Die Leute, mit denen wir arbeiten, schauen auch mit gewissen Erwartungen zu uns auf. Wir müssen also in unserem Handeln ehrlich und transparent bleiben.

Eine Arbeit, die Freude macht

Es ist wichtig, dass wir das, was wir tun, mit Freuden tun, und aus meiner kleinen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass es eine Freude ist, Hebamme zu sein. Ich bin den unterschiedlichsten Arten von Menschen und Persönlichkeiten begegnet, habe erfahren, was sie praktizieren und glauben, habe vielen Babys auf die Welt geholfen, und erfahren, wie wunderbar Gott in den Phasen der Wehen wirkt. Wenn wir das lieben, was wir tun, dann arbeiten wir besser, und die Menschen werden unserem Beispiel folgen wollen.

Eine Klinik-Mitarbeiterin mit Mutter und Tochter nach dem Wiegen und der Impfung
Eine Klinik-Mitarbeiterin mit Mutter und Tochter nach dem Wiegen und der Impfung

Verantwortung lehren

Ein weiterer Wert, den ich gesehen und gelernt habe, ist der, Verantwortungsgefühl in anderen zu wecken. Wir wecken das Verantwortungsgefühl der Mütter durch die Gesundheitsaufklärung, die wir ihnen jeden Tag vermitteln. Das verhilft ihnen dazu, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ihr Leben zum Besseren zu verändern. Wenn sich die Menschen befähigt fühlen, dann haben sie den Mut, sich ihrer Fähigkeiten zu bedienen; sie lernen, sich ihres eigenen Wertes bewusst zu werden und an sich selbst zu glauben.

Ein Säugling bekommt eine Spritze
Ein Säugling bekommt eine Spritze

Tag für Tag...

Jeder Tag bringt seine eigenen Erfahrungen. So empfange ich jeden neuen Tag mit offenen Armen, in der Überzeugung, dass Gott bei jeder Begegnung bei mir sein wird. Jeden Morgen, wenn ich das Haus verlasse, um zur Klinik zu gehen, nehme ich Hoffnung, Liebe, Vertrauen, Mitgefühl, Empathie mit, bereit, mein Teil zu tun, im Bewusstsein, dass Gott alles andere tun wird.

Und wenn der Tag zu Ende ist, bringe ich voller Dankbarkeit alle, die ich im Lauf des Tages begleitet habe, in mein persönliches Gebet und in jenes der Gemeinschaft ein. Ich bete dafür, dass die Kinder, denen ich bei ihrer Geburt beigestanden habe, zu rundum menschlichen, lebensvollen und verantwortlichen Männern und Frauen heranwachsen mögen, wo immer Gott bestimmt hat, dass sie leben sollen.

(vatican news)

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08. Juni 2023, 12:03