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Restauration eines Reliefs in Ägypten, das den gekreuzigten Christus zeigt Restauration eines Reliefs in Ägypten, das den gekreuzigten Christus zeigt  (AFP or licensors)

D: Frühes Christentum als „Schatztruhe“ für heute

Eine „wahnsinnig originelle Erfindung“ der frühen Christen ist nach Erkenntnissen der Altertumswissenschaftlerin Karla Pollmann die Predigt. Die frühchristliche Kirche sei eine „Schatztruhe“ auch mit Blick auf aktuelle Kommunikationsprobleme.

In heidnischen Kulten seien keine ausgefeilten religiösen Reden gehalten worden, sagte die deutsche Forscherin und Rektorin der Universität Tübingen der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ in Würzburg. Die Rede sei in der Antike in Politik, Rechtspflege „und im weltlich zeremoniellen Bereich“ als eine wichtige Form der Massenbeeinflussung verankert gewesen. „Das übernahm das Christentum auf sehr wirksame Art und Weise für seine Zwecke.“

„Es gab sehr viele unterschiedliche Richtungen und Gruppierungen, die sich stritten und völlig unterschiedliche Positionen vertraten“

Die Altphilologin sagte, die frühchristliche Kirche sei eine „Schatztruhe“ auch mit Blick auf aktuelle Kommunikationsprobleme. „Es gab sehr viele unterschiedliche Richtungen und Gruppierungen, die sich stritten und völlig unterschiedliche Positionen vertraten.“ Die Kirche und auch die christliche Botschaft selbst seien stark infrage gestellt worden. Das habe zu Schriften, Denkweisen und kulturellen Praktiken geführt, über die sich heute nachzudenken lohne, etwa wenn es darum gehe, Kirchen und Religionen neu aufzustellen.

Pollmann ist eine Spezialistin für Augustinusforschung und hat über den Kirchenvater ein Standardwerk verfasst. Sie lehrte 22 Jahre in Großbritannien, seit Oktober 2022 ist sie Rektorin der Universität Tübingen.

(kna - pr)

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16. Juni 2023, 12:09