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Flüchtlinge aus Lateinamerika am US-Grenzzaun Flüchtlinge aus Lateinamerika am US-Grenzzaun  (2023 Getty Images)

Landau: Neuer Weltcaritas-Präsident steht für „Option für die Armen"

Caritas-Europa-Präsident Michael Landau hat die Wahl des Tokioer Erzbischofs Tarcisius Isao Kikuchi zum neuen Leiter des Weltdachverbands Caritas Internationalis als „sehr gute Entscheidung im Sinne einer Kirche für die Armen und an der Seite der Armen" gelobt.

Gleich mit seiner ersten Äußerung nach der Wahl habe Kikuchi mit der Vorgabe, „Hoffnung zu bringen für die Menschen, die von allen vergessen sind", die Richtung der Caritas bestärkt. „Es muss heute genau um diese Aufmerksamkeit gehen - für die Menschen an den Rändern der Gesellschaft und des Lebens", sagte Landau, der auch Österreichs Caritas-Präsident ist, am Sonntag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress.

Die rund 400 Delegierten der 165 nationalen Caritas-Organisationen hatten Kikuchi am Samstagabend zum neuen Präsidenten für die kommenden vier Jahre gewählt. Der Erzbischof war zuvor schon drei Jahrzehnte lang in der Caritas tätig - nach einer Volontärstätigkeit in einem Flüchtlingslager im einstigen Zaire als Exekutivdirektor und Präsident der japanischen Caritas sowie auch in Leitungsfunktionen bei der Caritas Internationalis. Darüber hinaus ist der 65-Jährige Ordensmann der Steyler Missionare auch Vorsitzender der Japanischen Bischofskonferenz und Generalsekretär der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (FABC).


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Als wegweisend für die Caritas deutete Landau in seiner ersten Reaktion auch die Entscheidung des Weltdachverbandes, nach der langjährigen Präsidentschaft des philippinischen Kardinals Luis Antonio Tagle erneut auf Erfahrung aus Asien zu setzen. Damit verbunden sei der Grundsatz, „dass man, um soziale Krisen zu bewältigen, erst einmal die ökologischen Krisen angehen muss". Deutlich mache diese Wahl weiters auch, „dass Kirche immer mehr Weltkirche ist und Einheit nicht Uniformität, sondern Vielfalt bedeutet", so der österreichische Caritas-Präsident.


Viel Basiserfahrung


Der neue Caritas-Chef Kikuchi bringe aufgrund seines Werdeganges - unter anderem als Helfer im Flüchtlingslager und bereits zuvor als Pfarrer in einer ländlichen Gemeinde in Ghana - viel „Basiserfahrung" mit, unterstrich Landau. Gleichzeitig kenne der Tokioer Erzbischof auch „moderne Themen und aktuelle Nöte" der Industriegesellschaften gut; schließlich seien in Japan Herausforderungen wie Einsamkeit, hohe Suizidalität, Umgang mit Alter und Pflegebedürftigkeit virulent. Dass er zugleich bestens mit der Caritas auf allen Ebenen vertraut sei, sei in der heutigen Situation von zunehmenden Kriegen, Konflikten, dem „Auseinanderwachsen von Arm und Reich" sowie auch angesichts der Klimakrise von Vorteil.

Innerhalb der Caritas-Delegierten sei es trotz der im November vollzogenen Absetzung des damaligen Führungsteams durch Papst Franziskus guter Zusammenhalt spürbar, berichtete Landau. Für die Bestellung Kikuchis, die aus einer knappen Entscheidung in drei Wahlgängen hervorgegangen sei, habe es „breiten Applaus" gegeben und statt kritischen Stimmen eine allgemeine Erleichterung unter den Delegierten.

Dazu beigetragen habe, „dass wir diesen Prozess sehr transparent gestaltet haben". Insgesamt sei Konföderation aus der Wahl „gestärkt hervorgegangen", befand Landau, denn „wenn unter mehreren guten Kandidaten eine Auswahl gefällt wird, ist das ein Zeichen der Stärke". Insgesamt hatten fünf Personen, darunter auch Laien, für das Amt kandidiert.

Durchaus seien die Entscheidungen des Papstes für die Caritas-Föderation Ende des Vorjahres „schmerzhaft" gewesen, bekannte Landau. Die beim Versammlungs-Auftakt gehaltene Rede von Kurienkardinal Michael Czerny, Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, habe viele damit verbundene Themen sehr klar adressiert, was wesentlich zu besserem Verständnis der Situation bei den angereisten Delegierten beigetragen habe. Allgemein sei „große Bereitschaft, mit Zuversicht nach vorne zu schauen" spürbar, sagte der österreichische Priester. Unterstützt werde dies durch die „hochrangige Präsenz" des Heiligen Stuhls bei der Versammlung, u.a. in Person von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin oder Sr. Alessandra Smerili, „Nummer zwei“ im päpstlichen Entwicklungsdikasterium.

(kap – gs)

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14. Mai 2023, 14:08