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P. Nikodemus Schnabel OSB P. Nikodemus Schnabel OSB 

D: „Salzburger Äbtekonferenz“ in Würzburg

In Würzburg haben sich diese Woche die Oberen der Benediktinergemeinschaften im deutschsprachigen Raum getroffen. Erstmals dabei war auch der neue Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem. Trotz aller Krisen sieht er einen Aufbruch.

DOMRADIO.DE: In Würzburg fand diese Woche das Treffen der „Salzburger Äbtekonferenz“ statt. Sie waren das erste Mal als neuer Abt der Dormitio in Jerusalem dabei. Wie war das für Sie?

P. Nikodemus Schnabel OSB (Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem): Sehr intensiv. Es ist natürlich schon faszinierend, da treffen sich alle Äbte des deutschen Sprachraums, also Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol, aber auch durchaus Ungarn und Slowenien - oder halt wir aus Jerusalem. Wir sind ja auch deutschsprachig. Das ist schon faszinierend. Wir reden da von fast 50 Äbten. Das ist schon ein intensiver Austausch.

Für mich war das Wertvollste dieser Erfahrung einfach von diesen sehr erfahrenen Äbten, die schon lange im Amt sind, zu lernen und sich Rat zu holen. Einfach auch zu hören, was die beschäftigt. Das war so unglaublich intensiv. Auch die Gebetsgemeinschaft fand ich sehr faszinierend. Alle Äbte legen da ihre Kreuze ab. Nur der Vorsitzende hat das Kreuz. Wir sind wie so ein Kloster auf Zeit, wo alle Äbte zusammen wie Mönche gemeinsam beten, gemeinsam essen und gemeinsam tagen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie als Neuer sind auch da gut aufgenommen worden?

Schnabel: Ja, sehr. Ich muss wirklich sagen, das war sehr berührend. Das war wirklich eine Mitbrüderlichkeit, sehr herzlich. Das war eine ganz tolle Erfahrung.

DOMRADIO.DE: Der Titel der Tagung war "Kleiner werden, größer denken". Was haben Sie da diskutiert?

Schnabel: Das ist immer die Ostertagung der Salzburger Äbtekonferenz, die seit Jahrzehnten immer in der Osteroktav stattfindet. Es gibt immer einen Studientag. Der war diesmal diesem Thema gewidmet. Viele der Klöster haben die gleiche Herausforderung. Man ist zahlenmäßig kleiner als noch vor ein paar Jahren, aber die Anfragen, die Aufgaben oder auch unsere Rolle, die von Öffentlichkeit, Politik oder Kirche erwartet, sind sehr gewachsen.

„Man hat das Gefühl, Kirche in Deutschland ist momentan eher in einer pessimistischen, depressiven Stimmung.“

Wie gehen wir um mit dieser Zeit des Wandels? Wir haben tatsächlich als Ordensgemeinschaften zum Teil mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel, sind durchaus schon länger auf dem Markt. Und da ist die Frage, wie wir uns jetzt neu einstellen auf die Zeit, die gerade dran ist und die wir einfach erleben. Die einerseits eine quantitative Verringerung der Konvente einerseits darstellt, andererseits aber auch eine gewachsene Neugier und gewachsene Form, uns auch einzubringen in Kirche und Gesellschaft.

Das war spannend und auch positiv geprägt. Das hat mich wirklich gefreut. Man hat das Gefühl, Kirche in Deutschland ist momentan eher in einer pessimistischen, depressiven Stimmung. Und da muss ich sagen, das war die Tage ganz anders. Da war wirklich eine Lust auf Zukunft zu spüren und auf ein gemeinsames Vorangehen.

DOMRADIO.DE: Sie haben es gesagt, die Orden haben Nachwuchsprobleme. Wie kriegen Sie denn junge Leute begeistert?

Schnabel: Als Benediktiner können wir dankbar sein. Es gibt junge Männer, die Interesse haben. Natürlich ist es nicht mehr wie früher, wo jetzt die Massen eintreten, wo die Leute Schlange stehen, wo auch ein Milieu dafür existiert. Das wurde auch thematisiert. Früher gab es das Kloster im Umkreis, das kannte man, und aus dem Umkreis heraus sind die Leute fast wie selbstverständlich da eingetreten. Das hat sich verändert. Heute haben die Leute spannendere Biographien, vielleicht auch gebrochene Biographien. Die Neugier ist da. Es gibt einen unglaublich großen Zulauf beim Kloster auf Zeit, Gast im Kloster zu sein, auch geistige Begleitung zu suchen. Das Interesse am Kloster ist nicht gesunken. Aber natürlich, diese Frage sich wirklich dann auch konsequent anzuschließen und wirklich zu sagen das ist mein Weg, da sind einfach die Hemmungen gewachsen.

„Es gab sehr viel Austausch, aber kein Patentrezept.“

Es gab sehr viel Austausch, aber kein Patentrezept. Es war aber spannend, sich gegenseitig zuzuhören, gegenseitig Erfahrungen auszutauschen. Dieser Blick, die Fakten zu sehen, dann aber auch zu sehen: Welche Strömungen nehmen wir wahr? Ich fand das wirklich sehr bereichernd. Das war jetzt eher so ein Auftakt zum Weiterdenken in den eigenen Klöstern, jeder für sich. Das war eine ganz spannende Geschichte.

DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie persönlich am meisten mit? Zurück nach Jerusalem in die Dormitio-Abtei.

Schnabel: Was ich mitnehme ist einfach zu sehen, in was für einer genialen Gemeinschaft ich sein darf. Also wie viele Benediktinerklöster es im deutschsprachigen Raum gibt, wie vielfältig die aktiv unterwegs sind, wie viele sich Gedanken über die verschiedensten Bereiche machen. Es war einfach dieses Gefühl: In was für einem wunderbaren Orden darf ich sein und was für wunderbare Mitbrüder habe ich. Dieser gemeinsame Geist, gemeinsam an einem Strang ziehen zu wollen, auch gemeinsam Gott zu suchen. Es hat wirklich Freude gemacht. Ich muss sagen, es war wirklich eine Ermutigung, wo dann auch die Älteren gesagt haben: Durchatmen und einfach mutig voran, Schritt für Schritt. Und das wird schon.

Ich bin eben nicht alleine. Also ich weiß auch einfach, es gibt ganz viele Äbte, die bereit sind, mich auch zu beraten, zu unterstützen, mir hilfreiche Tipps zu geben.

Das Interview führte Martin Mölder.

(domradio – mg)

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15. April 2023, 12:30