Suche

Austausch beim Synodalen Weg Austausch beim Synodalen Weg 

Abschluss in Frankfurt: „Der Synodale Weg hat funktioniert“

Drei Tage Zuhören, Debatte und Unterscheidung: Das Reformprojekt „Synodaler Weg“ ist am Samstag mit einem Abschlussgottesdienst im Frankfurter Bartholomäus-Dom zuende gegangen. Nach letzten Beratungsrunden am Morgen zog das Präsidium am Nachmittag Bilanz auf einer Pressekonferenz, die insgesamt versöhnlich und zuversichtlich ausfiel.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zeigt sich bei der Abschluss-Pressekonferenz in Frankfurt erleichtert: „Ich bin froh und dankbar, dass wir bei allen Höhen und Tiefen bis hierhergekommen sind. Der Synodale Weg hat funktioniert, trotz allem Knirschen und trotz aller Unkenrufe“, bilanzierte Bischof Bätzing, der im Präsidium des Synodalen Weges sitzt.

Synodalität, konkret

Die Reformdebatte sei „ein Erfahrungsraum“ für das Zuhören, Diskutieren und Entscheiden gewesen. Dabei habe es konkrete Ergebnisse gegeben, der Synodale Weg sei kein „zahnloser Tiger“ gewesen: „Der Synodale Weg ist eine Konkretion dessen, was Papst Franziskus mit Synodalität meint, er ist vor allem Ausdruck einer lebendigen, bunten, diversen Kirche. Seit vielen Jahren haben wir kein so intensives gemeinsames Ringen darum gehabt, wie wir heute aus dem Evangelium und dem Reichtum unserer Tradition leben und unsere Gesellschaft mitgestalten können.“

Bätzing zeigte sich für das „große Interesse“ am Synodalen Weg dankbar – auch „in Rom und weltweit“. Die deutschen Fragen spielten auch in anderen Ländern eine Rolle, so der Bischof mit Verweis auf den weltweiten synodalen Prozess. Erneut wies er Kritik zurück, die Reformdebatte führe in eine Ablösung: „Der Synodale Weg führt weder in eine Spaltung, noch ist er der Beginn einer Nationalkirche. Solche abstrusen Unterstellungen weise ich ein weiteres Mal entschieden zurück.“

Hier zum Hören

Keine Spaltung

Bei den Reformfragen gebe es Beschlüsse, die von den Bischöfen in den Bistümern direkt umgesetzt werden könnten, „morgen können wir damit beginnen“, so der DBK-Vorsitzende. „Gerade Papst Franziskus hat uns Bischöfe immer wieder ermutigt, unser Amt aktiv wahrzunehmen und aus den Bedürfnissen vor Ort heraus zu agieren.“

Andere Themen, die nur im Vatikan und weltkirchlich beantwortet werden könnten, habe der Synodale Weg klar markiert und verdeutlicht, welche Fragen auf welche Ebene gehören, unterstrich Bätzing. Darüber wünschte er sich einen weiteren synodalen Austausch: „Auch hier gilt, dass wir Beratungen und Beschlüsse im synodalen Stil brauchen. Ich wünsche mir, dass das, was wir nach Rom tragen, nicht in bürokratischen Akten beantwortet wird, sondern in einem ebenso ehrfurchtsvollen synodalen Beratungsgang, wie wir ihn hier versucht haben umzusetzen“, so der deutsche Vorsitzende. Auf Ebene der Weltkirche brauche es Konsultationsprozesse, erläuterte er weiter: „Und es ist gut, dass durch die Synode zur Synodalität auch auf der Ebene der Weltkirche die Wege gemeinsamer Beratung gestärkt werden. Wir sind dabei zu lernen, was Synodalität ist, und wir stellen mit dem Ende heute in Frankfurt Synodalität auf Dauer.“

„Wir sind dabei zu lernen, was Synodalität ist, und wir stellen mit dem Ende heute in Frankfurt Synodalität auf Dauer“

Beim Synodalen Weg seien viele Weichen in die Zukunft gestellt und ein „neues Miteinander“ etabliert worden, so Bätzing, „mutig und entschlossen“ gelte es jetzt, synodale Beratung weiter zu entwickeln. Als „Markstein“ von dem, was erreicht wurde, verwies der Vorsitzende auf den Präambeltext zum Synodalen Weg, der am Ende des Synodalen Weges aktualisiert und abgestimmt worden war.

Dankbar für Themendebatte 

„Es ist ein großer Erfolg, dass nun alle großen Entscheidungsthemen offen auf dem Tisch liegen“, konstatierte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, die an den Ausgangspunkt des Synodalen Weges, die MHG-Studie zu Missbrauch erinnerte. „Wir setzen damit auch Themen für die Weltsynode. Und das tun wir nicht allein, sondern zusammen mit vielen anderen synodalen Bewegungen in anderen Ländern, in anderen Kontinenten.“

„Mehr als drei Jahre Synodaler Weg haben zu einer neuen Gesprächskultur geführt“, resümierte Stetter-Karp weiter. „Bischöfe konnten erleben, dass sie nicht einsam Entscheidungen treffen müssen, dass sie im Team beraten und entscheiden dürfen und können.“ Das Wort der Gläubigen sei gehört worden, gemeinsam habe man beraten und entschieden „für so vielen, was dringend nötig war“, so die ZdK-Präsidentin mit Blick auf die Beschlüsse des Synodalen Weges. Vom Auftakt des Synodalen Weg 2019 in Lingen, der unter dem „Schock“ des Missbrauchsskandals stand, bis zum Abschluss des Synodalen Weges 2023 in Frankfurt sei die Kirche ins Handeln gekommen.

„Mehr gewünscht“ hätte sich Stetter Karp mit Blick auf den Handlungstext „Gemeinsam Beraten und entscheiden“, dessen Abstimmung vertagt worden war. Immerhin sei der Text in den Synodalen Ausschuss verwiesen worden, was zeige, dass der Synodale Weg weitergehe, so die ZdK-Präsidentin.

Synodalität stärken

Mit Blick auf die Weltsynode rief Stetter-Karp dazu auf, länderübergreifend Netzwerke zu stärken. Der Synodale Weg sei „hier nicht zu ende, er fängt gerade erst richtig an“, so die ZdK-Präsidentin. „Papst Franziskus will eine synodale Kirche, für uns in Deutschland heißt das: Wir setzen auf Bischöfe, die auch eine synodale Kirche wollen. Die Beschlüsse des Synodalen Wegse können nur umgesetzt werden, wenn Bischöfe das auch wollen.“

Bischof Franz-Josef Bode, der stellvertretende DBK-Vorsitzende und Mitwirkender im Frauenforum des Synodalen Weges, zeigte sich besonders erfreut zu den Beschlüssen zum Thema Frauen: „Gerade in der Frauenfrage sind wir einen erheblichen Schritt weitergekommen, den ich gestern noch nicht zu hoffenwwagte. Ich denke, dass die noch nie so große Zustimmung der Bischöfe für den Diakonat der Frau und die Öffnung der Argumente für weitere Ämter sehr sehr wichtig sind und das hat mich sehr berührt, dass wir so weit gekommen sind - mit einer großen Vernunft, Kompetenz und Anhörung."

Der Synodale Weg sei für ihn ein „Leernort“ gewesen, so der Bischof. Jetzt müsse es darum gehen, „einen mutigen Blick nach vorn zu werfen und Vertrauen in die verändernde Kraft des Evangeliums zu setzen“. Der Vatikan und Papst Franziskus haben eine Weihe von Frauen abgelehnt und hervorgehoben, dass das Thema mit Papst Johannes Paul II. abschließend behandelt worden sei. 

Kein Triumpfmarsch

Was waren die starken Momente des Synodalen Weges? Dazu resümierte der Theologe und Zdk-Vizepräsident Thomas Söding: „Wenn wir zusammen Eucharistie gefeiert haben. Wenn wir bei den Einheiten wirklich zur Besinnung gekommen sind. Wenn wir Glaubenszeugnisse gehört haben, die zu Herzen gegangen sind. Wenn klar und deutlich theologisch argumentiert wurde. Wenn wir ein Gespür für Spannungen hatten, die jetzt nciht aufgelöst werden können. Wenn wir uns eingestanden haben, keine Patentrezepte für die Lösung der tiefen Krise zu haben, aber alles daran setzen, voranzukommen.“

Zu den schwachen Momente zählte er auf: „Wenn Rechthaberei herrschte. Wenn die Beschwörung einer angeblich heilen Vergangenheit den Blick für das verstellt hat, was sich in der Kirche ändern muss. Wenn Mitglieder dieser Synodalversammlung nicht mit ihrem Namen für ihre Entscheidungen stehen wollten - wer Führung in der Kirche beansprucht, muss auch offen entscheiden und seine Entscheidung unterschreiben“, kritisierte der Theologe einen Antrag auf anonymisierte Abstimmung, der von einigen Synodalen und Bischöfen gewünscht worden war.

Der Synodale Ausschuss, für den an diesem Samstag Mitglieder gewählt wurden, werde „viel zu tun“ haben, so Söding weiter, er müsse entwickeln, wie Laien in Zukunft stärker beteiligt werden könnten. Dass ein entsprechender Handlungstext bei der 5. Synodalversammlung vertagt wurde, bezeichnete Söding im Gegensatz zu Stetter-Karp als „richtig“. „Wir haben den Synodalen Ausschuss, der handlungsfähig ist“, so Söding zum Erreichten, „wir lernen vom weltweiten synodalen Prozess, wir werden Erfahrungen in den Diözesen sammeln, die Mehrheit der Bischöfe will Veränderung und sie können in ihren Diözesen vorangehen.“

Söding zog dennoch eine gemischte Bilanz zum Synodalen Weg mit Blick auf die Kirchen- und Glaubenskrise: „Dass auf dem Synodalen Weg der Triumpfmarsch gespielt wird, das wäre doch ein Missklang. Wir haben die systemischen Veränderungen ja gerade erst in Angriff genommen. Wir haben längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, in der Kirche die Charismen, die Gaben des Geistes als Lebenselixier des Glaubens zu nutzen. - Aber wir haben angefangen. Wir müssen weitergehen, wir wollen es, wir können es - nur auf dem synodalen Weg."

(vatican news - pr)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

11. März 2023, 15:27