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Blumen am Tatort in Hamburg Blumen am Tatort in Hamburg  (AFP or licensors)

D: Trauer über Amoklauf in Hamburg

Der Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, hat sich bestürzt über den Amoklauf gezeigt, dem am Donnerstagabend im Hamburger Stadtteil Groß Borstel insgesamt acht Menschen zum Opfer gefallen sind, darunter auch der Attentäter selbst. Nach Behördenangaben war der Schütze ein ehemaliges Mitglied der betroffenen Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas.

Der 35-Jährige war am Donnerstagabend in die Gemeinderäume eingedrungen, wo gerade ein Gottesdienst stattfand. Dort soll er sieben Menschen und anschließend sich selbst erschossen haben. Acht weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Unter den Toten befindet sich auch ein ungeborenes Kind. Erzbischof Heße zeigte sich am Rand der Synodalversammlung in Frankfurt schockiert über die Tat:

„Gestern habe ich von dem Amoklauf in Hamburg erfahren, der sich in dieser Nacht zugetragen hat. Menschen sind umgekommen, sind getötet worden, viele sind verletzt worden und betroffen sind Familien, sind Angehörige der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas und viele andere mehr. Meine Gedanken und Gefühle gehen jetzt zu all denen, natürlich zu den Toten, aber auch zu denen, die sie hinterlassen, aber auch zu denen, die jetzt ihnen zur Seite stehen.“

„Meine Gedanken und Gefühle gehen jetzt zu all denen, natürlich zu den Toten, aber auch zu denen, die sie hinterlassen, aber auch zu denen, die jetzt ihnen zur Seite stehen.“

In dem Video, das an am Freitag verbreitet wurde, sagte Heße, er denke auch an die Notfallseelsorger, Seelsorger und die vielen Menschen, die jetzt versuchten, Trost und Hoffnung zu spenden. Seine Gedanken gingen auch zu den Polizeikräften und Ermittlern. Es sei eine „schwierige Situation“, in die jetzt „Stück für Stück mehr Licht gebracht werden muss, damit wir sie verstehen“: „In diesem Sinne denke ich von hier aus an alle und begleite sie mit meinem Gebet und mit dem Wunsch um Gottes Segen“, schließt das kurze Video.

Motiv noch unklar

Das Motiv für die Tat lässt sich nach Angaben der Behörden derzeit noch nicht sicher feststellen. Die Ermittlungen gingen weiter. Anhaltspunkte für eine politische Motivation lägen derzeit nicht vor. Der Mann habe mit einer Waffe geschossen, die er legal als Sportschütze besessen habe. Die Hamburger Gemeinde der Zeugen Jehovas habe er vor anderthalb Jahren „freiwillig, aber nicht im Guten“ verlassen. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sagte, die Tat sei das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte der Stadt. Es sei dem schnellen und entschlossenen Eingreifen der Einsatzkräfte zu verdanken, dass es nicht noch mehr Opfer gegeben habe.

Eine Glaubensgemeinschaft unter Schock

Ein Sprecher der Zeugen Jehovas in Norddeutschland dankte der Polizei für ihr beherztes Eingreifen. An dem Gottesdienst hätten 36 Personen vor Ort teilgenommen, 25 weitere seien digital zugeschaltet gewesen. Die Gemeinde sei nach der Tat fassungslos. Zahlreiche Seelsorger stünden an der Seite der Opfer und ihrer Familien und versuchten, Hilfe zu leisten. Der mutmaßliche Täter habe sich aus unbekannten Gründen aus der Gemeinde zurückgezogen.

Hinweise auf psychische Störungen

Laut Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hatte die Waffenbehörde im Januar ein anonymes Hinweisschreiben erhalten, wonach der spätere Schütze an einer psychischen Erkrankung leiden könnte, ohne dass dies ärztlich diagnostiziert sei. Weiter habe es geheißen, er hege eine besondere Wut auf religiöse Anhänger, besonders gegenüber den Zeugen Jehovas und seinem ehemaligen Arbeitgeber. Daraufhin habe die Waffenbehörde im Februar eine unangekündigte Kontrolle bei dem Mann durchgeführt. Dabei habe er sich kooperativ gezeigt. Bis auf ein unverschlossenes Projektil sei nichts zu beanstanden gewesen, so Meyer.

Zahlreiche Vertreter aus Politik und Kirchen bekundeten angesichts der Tat ihre Betroffenheit. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will noch am Nachmittag nach Hamburg kommen.

(kna/pm - cs)

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10. März 2023, 16:13