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Klima-Kleberin der "Letzten Generation" in Schönbrunn, Wien Klima-Kleberin der "Letzten Generation" in Schönbrunn, Wien   (AFP or licensors)

Österreich: Kardinal hat Verständnis für Klima-Kleber

Kardinal Christoph Schönborn hat sogenannte Klima-Kleber verteidigt – also junge Menschen, die als Zeichen des Protests gegen die aus ihrer Sicht verfehlte Umweltpolitik Straßen blockieren, indem sie sich auf der Fahrbahn ankleben.

Dass die jungen Klimaaktivisten darauf hinweisen, dass ihr Anliegen alle betrifft, sei „vollkommen legitim", auch wenn die Methode des Anklebens auf der Straße „wahrscheinlich nicht die erfolgversprechendste" sei, sagte der Wiener Erzbischof der „Kronen Zeitung", dem auflagenstärksten Blatt Österreichs. „Ich habe vollstes Verständnis für Menschen, die sich größte Sorgen machen, und mich erschüttert, wie unsensibel wir immer noch in dieser Frage sind", so Schönborn weiter. Der 78-jährige Kardinal zeigte sich besorgt über die zu befürchtenden Folgen unzureichender Umweltpolitik: „Wir Alten werden es nicht mehr erleben. Aber die Jungen werden damit leben müssen."

Mit Worten fasten? Guter Vorschlag

Kritik übte Kardinal Schönborn an dem in Österreich üblichen Umgangsstil in der Politik. Er beklagte den „allgemein rauen Ton, die ständigen Beschuldigungen, das Suchen der Fehler beim anderen, der Gelegenheiten, dem politischen Gegner eins auszuwischen". Dabei komme seiner Ansicht nach das Gemeinwohl zu kurz. Dass die Politiker vor Ostern vielleicht mit Worten fasten, wäre „ein sehr guter Vorschlag", meinte Schönborn auf eine entsprechende Frage.

So wie er in seiner gesamten Amtszeit immer Kontakt zum jeweiligen Regierungschef pflegte, gelte das auch beim aktuellen Bundeskanzler Karl Nehammer. „Wir haben ein sehr gutes Gesprächsklima", erwähnte der Kardinal als Beispiel einen vorweihnachtlichen Besuch am 23. Dezember, wo er sich mit Nehammer mehr als eine Stunde lang ausgetauscht habe.

Korruption und Umgangston

In Österreich ist seit Dezember 2021 eine Regierungskoalition der konservativen „Österreichischen Volkspartei“ (ÖVP) mit den „Grünen“ im Amt. Zugleich sind in der Alpenrepublik derzeit viele Politiker und Unternehmer in Verfahren der Korruptionsstaatsanwaltschaft verwickelt. Ermittelt wird auch gegen Sebastian Kurz. Verbündete des ehemaligen ÖVP-Bundeskanzlers sollen bei der Boulevard-Zeitung „Österreich" mit Inseraten eine wohlwollende Berichterstattung erkauft haben. Die Affäre, die im Oktober 2021 ans Licht kam und weite Kreise zog, verschärfte das Klima öffentlicher Debatten merklich und stärkte zugleich die oppositionelle „Freiheitliche Partei Österreichs“ am rechten Rand des politischen Spektrums.

(kap/vatican news – gs)

 

 

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28. Februar 2023, 16:15