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Abt Gerhard, Stift Admont Abt Gerhard, Stift Admont 

Unser Sonntag: Vom Wert des Taufscheins

Abt Gerhard vom Stift Admont hält eine "Schein"-Predigt. Es geht um Geldschein, Führerschein und Taufschein. Und wir müssen uns fragen lassen, was uns die Taufe und das Christsein wert sind.

Abt Gerhard Hafner, Stift Admont

Lk 2, 16-21

Wir stehen ganz am Anfang des Jahres 2023. Der erste Januar, sprich erster Jänner. Was wird dieses Jahr wohl bringen?
Wir legen alles Freud und Leid in Gottes Hände, denn Sein ist die Zeit, die Zeit, die uns geschenkt ist, sinnvoll ausfüllen. Womit?
Wie aus der Pistole geschossen gebe ich die Antwort, die mir ein Herzensanliegen ist: mit Gottes Liebe und Nächstenliebe.

Hier zum Nachhören

Ich schaue auf Lebensbeispiele, die das originell vorgelebt haben, zum Beispiel der heilige Benedikt - als Benediktiner, Abt von Admont wohl auch nicht verwunderlich. Ich halte heute eine „Schein“-Predigt. Was ich damit meine? Ich versuche, es zu erklären: Unser Ordensvater, der heilige Benedikt, hat nicht nur scheinbar gelebt, sondern ist eingebettet in Zeit und Raum, in unsere Erde, unsere Weltgeschichte.
Um 480 nach Christus ist er in Nursia in Italien geboren, war dann Student in Rom, wurde Einsiedler in Subiaco und gründete 529 das Mutterkloster aller Benediktinerklöster, nämlich Monte Cassino.

„Für den Heiligen Benedikt war das Leben für und mit Christus von höchster Bedeutung.“

Er ist Verfasser einer Regel für Mönche und ist am 21. 3. 547 in Monte Cassino verstorben, so seine Eckdaten.
Er hat vor allem durch sein Leben gezeigt, dass er kein Scheinheiliger ist, sondern zu Recht mit einem Heiligenschein dargestellt wird, weil ihm das Leben für und mit Christus von höchster Bedeutung war.
Und sein christlicher Glaube hat sich gravierend auf den Umgang mit den Mitmenschen und Nächsten ausgewirkt.
Sein christliches Menschenbild hat sich natürlich auch auf die Ordensregel, die er im sechsten Jahrhundert verfasst hat, niedergeschlagen.

Ein Leben lang auf Gottsuche bleiben

Einige Passagen, die mich besonders faszinieren - vier an der Zahl: Erstens ein Leben lang auf Gottsuche bleiben, denn Gott kann man nicht besitzen, deshalb muss man ein Leben lang nach Ihm Streben nach Ihm suchen. Das Zweite: Jesus Christus und dem Gottesdienst nichts vorziehen. Christus muss die Drehscheibe unseres christlichen Lebens sein, und Gebet und Gottesdienst sind der notwendige Sauerstoff, damit wir christlich atmen können. Das Dritte: Einen Gast so aufnehmen, als würde man Christus selbst aufnehmen.
Daraus entstand der Gedanke und das Wort der benediktinischen Gastfreundschaft, die hoffentlich immer wieder erlebt werden kann, wenn man ein Benediktiner- oder Benediktinerinnenkloster aufsucht. Und das Vierte: Die Sorge um die Kranken sei erste und vornehmste Aufgabe.
Dieser Patron Europas hat unser Wertedenken auch geprägt. Und wer mehr über den Heiligen Benedikt erfahren möchte, möge sich eben die Regel des heiligen Benedikt aneignen, erwerben.

Geld muss hart erarbeitet werden

Nun fahre ich fort mit der „Schein“-Predigt: zuerst einen Schein, den wir alle besitzen und auch kennen, nämlich der Geld Schein.
Ein Geldschein hat eine besondere Bedeutung, wohl auch in unserem Leben. Wenn man nicht, wie man in unserer Gegend hier in Admund, Steiermark, Österreich gerne sagt, eine reiche Mitzitante oder Peppitante hat, die einem von Zeit zu Zeit einen Geldschein zu steckt, muss man sich diesen Schein relativ hart in der Arbeit erwerben, und man tut gut daran, nicht mehr auszugeben, als man einnimmt.
So kommt sehr rasch so manches im Alltag aus dem Gleichgewicht.
Geldscheine erwerben bedarf Mühe und Schweiß, aber man weiß, warum man es tut, weil man es für den Alltag braucht und je mehr man davon hat, desto gemütlicher kann man letztlich sein alltägliches Leben auch gestalten und einrichten. Der Geldschein hat einen Wert in unserem Leben, für den man etwas tun muss.

Der Wert des Führerscheins

Ein 2. Beispiel ist der Führerschein, ein alt hergebrachter Führerschein.
Er wird einem auch nicht geschenkt, sondern man muss in hart erwerben, in Theorie wie auch in der Praxis, je nach Begabung braucht einer mehr oder weniger Fahrübungseinheiten, aber wenn man ihn dann besitzt, hat man eine Berechtigung, die einem ein Stück Freiheit und Beweglichkeit schenkt, die man bestimmt nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wird.
Den Führerschein erwerben bedarf Mühe und Schweiß, bedarf auch einiges an Geldscheinen aber man weiß warum man das tut. Der Führerschein hat einen Wert in unserem Leben. Ich komme zum dritten und zum letzten Schein, den ich vorzeige. Nämlich den Taufschein.
Die allermeisten von uns, so nehme ich einmal an, wurden als Babys getauft und so in die Gemeinschaft unserer Kirche aufgenommen, die unser Herr Jesus Christus gegründet hat. So wurden wir in besonderer Weise eben auch Kinder Gottes.

„Die Taufe ist ein ganz besonderes Geschenk Gottes“

Die Taufe ist ein ganz besonderes Geschenk Gottes an uns, ohne die Taufe kann ich auch die anderen Sakramente nicht empfangen.
Die Taufe wird zu Recht das Eingangstor zum Christ-sein und zum Christ-werden genannt.
Lieber ist mir stets die Formulierung Christ-werden, denn es dauert wohl ein Leben lang, es ist ein lebenslanger Prozess, in das Christ-sein hineinzuwachsen, und mich fasziniert immer wieder bei der Baby-Taufe, wenn ich sie als Priester spenden darf, dass Gott keine Vorleistungen von uns Menschen verlangt: nicht weil ich so gut war oder so fleißig war,
darf ich die Taufe empfangen. Nein, viel mehr als ein Geschenk Gottes dürfen wir die Taufe empfangen, darf ich es dem Baby schenken, die Gnade Gottes, die an diesem Kind zu wirken beginnt. Die Taufe mussten wir eben nicht mit Mühe und Schweiß erwerben wie den Geldschein oder den Führerschein.

Was ist mir der Taufschein wert?

Aber wie immer bei kostbaren Geschenken müssen wir uns alle, nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern vor allem auch wir Erwachsene, immer wieder fragen: Habe ich es erfasst, verstanden, kapiert, dass dieser Taufschein auch in meinem Leben und vor allem im alltäglichen Leben eingelöst werden möchte?
Was ist dieser Schein mir wert? Jesus Christus als jemanden entdecken, der uns zur Freude des Lebens führt und, dass es einen großen Wert hat, sich für andere einzusetzen, stark zu machen durch Jesus immer wieder aufs Neue zu erfahren, wie sehr wir von Gott Geliebte und Angenommene sind, das kann ich vor allem auch im Gebet und in den Gottesdiensten.

Ausstrahlen der christlichen Lebensfreude

Oftmals wird uns eingeredet, dass das Christsein in der heutigen Zeit nichts anderes sei als eine Spaßbremse in unserem Leben.
Jetzt kann ich natürlich hier stehen als Priester und hundertmal nein dazu sagen, das wird wahrscheinlich nicht sehr viel bringen. Erfahren wir viel mehr die Freude des Christseins, indem wir es selbst einfach leben beziehungsweise, zu leben versuchen. Und welche Lebensfreude strahlen wir aufgrund wohl unseres christlichen Glaubens aus?
Der christliche Glaube, unser Herr Jesus macht uns nicht engherzig und kleinkariert und ängstlich, sondern unser Herr Jesus, wenn wir uns auf ihn einlassen macht uns frei, erfüllt uns mit Freude, dass auch wir Probleme des Alltags bewältigen können, und er stärkt uns im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.
Ich wünsche Ihnen aus ganzem Herzen ein gesegnetes und - vor allem in Zeiten wie diesen - ein friedvolles neues Jahr 2023.

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)
 

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31. Dezember 2022, 10:05