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 Bischof Peter Kolhgraf (Mainz) - copyright Bistum Mainz/Blum Bischof Peter Kolhgraf (Mainz) - copyright Bistum Mainz/Blum 

Bischof Kohlgraf: Ton ist rauer geworden

Der Ton sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft als ganzer ist kein freundschaftlicher. Im Hinblick auf den innerkirchlichen Umgang sei das nicht nur betrüblich, sondern noch problematischer, so der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Weihnachtspredigt.

Oft gehe es nur mehr um das Rechthaben-Wollen, um einen Kampf der Worte. Und am Ende mache sie Jesus selbst unhörbar. Das eine Wort, Jesus Christus, werde dabei nur selten beachtet oder auch für die eigene Politik benutzt. Immer wieder spielten sich eher zweitrangige Themen an die erste Stelle. „Auch ich als Bischof erlebe, dass man mich mit einzelnen Zitaten aus dem Katechismus oder der Bibel konfrontiert, um mir meine Fehlerhaftigkeit vorzuhalten. Dabei wird der Kern der Botschaft vergessen, das eigentliche Wort, um das oder um den es geht“, so Kohlgraf. Es gehe um Leben in Fülle, um Licht, um die freundschaftliche Zuwendung Gottes in Jesus Christus zu allen Menschen. Auch viele innerkirchliche Debatten könnten eigentlich mit derselben Heftigkeit geführt werden, wenn es Gott nicht gäbe. „Immer wieder dreht man sich um eigene Ideen“, führte Kohlgraf aus. Dabei sei es höchste Zeit, an Gott zu denken, und erinnerte an ein Buch von Kardinal Karl Lehmann von 2000 mit diesem Titel. „Und es geht nicht um irgendeinen nebulösen, unsagbaren Gott, sondern um einen Gott, der selbst sein Wort geschenkt hat, eine Person, einen Bruder der Menschen, einen Freund der Menschen, Jesus Christus.“

Es sei auch viel diskutiert worden über Krieg, Verteidigung, über Hilfe für ein bedrängtes Volk, dem die Vernichtung drohe. „Und auch Christinnen und Christen sind ernüchterter geworden in der Einschätzung des Selbstverteidigungsrechts eines angegriffenen Volkes“, stellte Kohlgraf fest. „Aber ich meine auch, wir haben uns auffallend schnell an Gewalt in Tat und Wort gewöhnt. Das gilt auch für das alltägliche Miteinander. Und ich gestehe: Unsere Kirche gibt oft kein gutes Bild ab in der Nachfolge des gewaltlosen Jesus, der sicher kein weicher Charakter war.“ Unrecht deutlich zu benennen verstoße „gerade nicht“ gegen das Liebesgebot. Für viele Menschen sei die Kirche in ihrer konkreten Gestalt kein glaubwürdiges Zeugnis einer gewaltfreien Menschheit. Das gele für bestimmte Gruppen, das gelte für viele von der Kirche Enttäuschte, das gelte, „wenn wir heute um ein neues synodales Miteinander ringen“.

(pm – mg)

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25. Dezember 2022, 10:00