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Ägyptens Außenminister Sameh Shukri (l) leitet am 20. November die Schlusssitzung des 27. Weltklimagipfels in Scharm El-Scheich Ägyptens Außenminister Sameh Shukri (l) leitet am 20. November die Schlusssitzung des 27. Weltklimagipfels in Scharm El-Scheich 

Misereor zu COP27: Durchbruch bei Finanzierung von Schäden und Verlusten

Hilfsorganisationen zeigten sich nach Abschluss des 27. Weltklimagipfels in Scharm El-Scheich erleichtert über die Zusagen zur Finanzierung von Klimaschäden.

„Der Loss and Damage Fonds ist ein ermutigendes Zeichen, dass die Verursacher der Klimakrise endlich die besonders betroffenen Menschen im Globalen Süden nicht mehr im Regen stehen lassen wollen und zugleich ein politischer Durchbruch“, kommentiert die Misereor-Klimaexpertin Anika Schroeder die Ergebnisse der Klimaverhandlungen. 

Allerdings würden erst die harten Verhandlungen im Aufbau des Fonds zeigen, ob man sich ihrer „dramatischen Lage wirklich annehmen“ werde, zeigt sich die Misereor-Vertreterin skeptisch. Dabei sei es unerlässlich, dass in den Fonds weitere Finanzspritzen flössen, außerdem müssten seine Programme „besonders vulnerable Gruppen in den Blick nehmen“, betont Schroeder. Dabei müsse es sich um Schenkungen handeln, statt die bisher maßgeblich auf Krediten begründete und auf wenige größere Länder fokussierte Klimafinanzierung zu wiederholen, so die Forderung der Expertin, die warnt:  „Ohne ausreichenden Klimaschutz und Anpassung sind künftige Schäden und deren Kosten, wie etwa für den Wiederaufbau und klimainduzierte Migration, auch mit dem besten Finanzinstrumenten nicht bewältigbar.“

„Ohne ausreichenden Klimaschutz und Anpassung sind künftige Schäden und deren Kosten, wie etwa für den Wiederaufbau und klimainduzierte Migration, auch mit dem besten Finanzinstrumenten nicht bewältigbar“

Für die besonders Betroffenen der Klimakrise sei es „nicht akzeptabel“, dass keine weiteren Fortschritte hin zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels erzielt werden konnten, „obwohl ein überwältigender Anteil der Staaten sich zu einer Abkehr von fossilen Rohstoffen bekannt hat“, gibt Schroeder weiter zu bedenken. Auch zum konkreten Ausstieg aus Kohle und dem Abbau der Subventionen für Erdöl und Erdgas wurden auf dem Klimagipfel keine Entscheidungen getroffen – insbesondere Länder mit einem besonders intensiven Treibhausgas-Ausstoß wie China, Indien oder Brasilien hatten dies abgelehnt.

In diesem Zusammenhang sei es „erschreckend“, wie „viel Boden die fossile Industrielobby in Scharm El-Scheich gewinnen konnte“, betont die Misereor-Expertin. Denn gerade deren Aktivitäten heizten nicht nur die Klimakrise an, sondern führten auch in vielen der Misereor-Partnerländer „zu Vertreibungen und Umweltzerstörung“: „Kommende Klimaverhandlungen müssen ihren Auftrag erfüllen können und nicht von fossilen Interessen unterminiert werden. So könnten gute Lösungen für alle wie dezentrale, erneuerbare Energieversorgung wieder über Profitinteressen siegen."

Hinter den Bedürfnissen des Globalen Südens zurückgeblieben

Auch andere Hilfsorganisationen zeigten sich erleichtert über die getroffenen Zusagen zur solidarischen Erstattung von Klimaschäden. Allerdings sei im Gegenzug nicht genug für Klimaschutz und für die Erreichung des 1.5-Grad-Ziels getan worden, klagte beispielsweise die Hilfsorganisation CARE: „Die Ergebnisse zur Klimafinanzierung fallen deutlich hinter die Bedürfnisse der Länder des Globalen Südens zurück, was auch eine ambitioniertere Einigung beim Klimaschutz erschwert hat. Die Industrieländer inklusive der EU haben sowohl einen Fahrplan für die versprochene Verdoppelung der Anpassungsfinanzierung an ärmere Länder als auch einen Ausgleich für die verspätete Erreichung des 100-Milliarden-Ziels zur Klimafinanzierung verhindert. Da dieses Ziel wohl frühestens 2023, anstatt wie versprochen 2020, erreicht wird, hätten sich die Industrieländer zumindest dazu bekennen müssen, diese Lücke anzugehen.“

(pm - cs)

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20. November 2022, 10:15