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Der Dom zu Fulda Der Dom zu Fulda 

D: Vollversammlung der Bischöfe startet in Fulda

Synodaler Weg, neuer Missbrauchsbeauftragter, Flutkatastrophe 2021: Die deutschen Bischöfe haben auf der diesjährigen Herbstvollversammlung viel zu besprechen. Auch viele kontoverse Themen sind dabei. Der Chefredakteur des Kölner Domradios, Ingo Brüggenjürgen, hofft auf ehrliche und offene Aussprachen.

DOMRADIO.DE: Die Bischöfe haben vor Kurzem in Frankfurt beim Synodalen Weg durch ihr Abstimmungsverhalten eine große Zerrissenheit demonstriert. Wird das auch Thema in Fulda sein?

Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE-Chefredakteur): Das wird auf jeden Fall eines der Hauptthemen sein. Das wurde schon im Vorfeld deutlich. Und jeder, der beim Synodalen Weg in Frankfurt dabei war, konnte sich selbst ein Bild davon machen, wie groß die Zerrissenheit ist.

Da tut sich wirklich ein großer Graben auf. Das hat auch der Passauer Bischof Stefan Oster gesagt: "Gräben, die kaum mehr versöhnbar erscheinen". Aber trotzdem, die Bischöfe müssen sich darum bemühen, sie werden das auch. Sie werden sich am Mittwoch einen halben Studientag mindestens Zeit nehmen, um darüber zu beraten, wie man sich beim Synodalen Weg weiter verhalten wird.

Es gibt noch eine wichtige Etappe auf diesem Weg, den die Bischöfe und Laien gemeinsam gehen wollen, um aus der schweren Missbrauchskrise herauszukommen und die notwendigen kirchlichen Reformen anzustoßen. Und dafür muss man sich entsprechend gut vorbereiten. Und das wird spannend.

Bischof Bätzing, Vorsitzender der Bischofskonferenz
Bischof Bätzing, Vorsitzender der Bischofskonferenz

„Bischöfe müssen sich auf Ad-limina-Besuch vorbereiten“

DOMRADIO.DE: Was haben die Bischöfe sonst noch auf ihrer Tagesordnung?

Brüggenjürgen: Die Bischöfe müssen sich ebenso auf den Ad-Limina-Besuch vorbereiten. Das sind regelmäßig anstehenden Besuche der gesamten Bischofskonferenz in Rom. Im November wird es soweit sein. Da pilgern die 69 deutschen Bischöfe alle zum Stuhl Petri in den Vatikan. Sie werden sich dort nicht nur mit dem Heiligen Vater treffen, sondern auch mit insgesamt acht Dikasterien. Der Vatikan hat seine ganze Verwaltung ja neu aufgestellt. Das dürfte spannend sein.

Ein Kenner der Materie sagte vorher, dass da richtig "Musik drin" ist. Da wollen wir mal schauen. Wir wissen ja, dass das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den deutschen Bischöfen alles andere als ungetrübt und immer nur harmonisch ist. Gerade der Synodale Weg hat einigen Römern Kopfzerbrechen bereitet und da wird man jetzt gemeinsam versuchen, sich darauf vorzubereiten.

„Wir wissen ja, dass das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den deutschen Bischöfen alles andere als ungetrübt und immer nur harmonisch ist.“

Dann gibt es auch in Deutschland noch viele Kommissionen, die ihre Berichte diesmal aber nur schriftlich vorlegen müssen. Man muss sich auf die Weltsynode in Rom vorbereiten. Und ein ganz wichtiges Thema wird in diesen Tagen auch die Nachfolge von Bischof Ackermann als Beauftragter der Konferenz für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs sein. Der gibt sein Mandat für die Aufarbeitung des Missbrauchs zurück. Er hat sich da in den vergangenen Jahren leidenschaftlich darum gekümmert.

Da müssen mehrere Nachfolger oder ein Nachfolger gefunden. Man hört, dass es eventuell eine Team-Lösung sein wird, die die Bischöfe da verfolgen, weil das sehr schwer ist und sehr viel Arbeit.

DOMRADIO.DE: Wenn die Bischöfe zusammenkommen, dann sind gerade die Gespräche am Rande wichtig. Welche Gespräche werden da erwartet?

Brüggenjürgen: Gerade hat das Bistum Osnabrück einen Zwischenbericht zum Thema Missbrauch vorgelegt. Mittlerweile haben sechs Bistümer ihre Aufarbeitungberichte über sexualisierte Gewalt in ihren kirchlichen Reihen vorgelegt. Wir wissen, es gibt 27 Bistümer, da ist noch sehr viel, was da in zukünftiger Zeit auf uns zukommen wird. Da müssen sich die Bischöfe noch mal abstimmen und gucken, wie das Ganze weitergeht.

Natürlich steht auch die ungeklärte Personalsituation im Erzbistum Köln im Raum. Die lastet ja wie Mehltau nicht nur über dem Erzbistum, sondern führt auch zu einer gewissen Unbeweglichkeit im Rahmen der ganzen Bischofskonferenz.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat ja gesagt, es sei eigentlich unangemessen, dass Franziskus so lange dafür braucht. Es müsse doch endlich für alle ein Ergebnis gefunden werden, dass es weitergeht. Also, da wird viel Holz zu bearbeiten sein in Fulda.

DOMRADIO.DE: Was erwartest du von dem Treffen der Bischöfe insgesamt?

Brüggenjürgen: Sehr schwierige Beratungen. Ich glaube, das wurde auch, wer aufmerksam zugeschaut hat, beim Synodalen Weg deutlich. Die Bischöfe sind nicht nur uneinig, sie sind teilweise auch führungsschwach, weil sie nicht richtig wissen, wie sie durch diese Krise durchmanövrieren sollen.

Und es gibt unter den Bischöfen eine große Zerrissenheit. Deshalb ist es ganz wichtig, glaube ich, dass nicht offiziell alles mit Harmoniesoße zugekleistert wird, sondern dass man sich jetzt ehrlich und offen ausspricht. Das ist meine Erwartungshaltung. Und dann auch klare Positionen findet.

„Es gibt unter den Bischöfen eine große Zerrissenheit.“

Wir haben die Welt in einem großen Krisenmodus. Stichwort Klimakrise, Stichwort Krieg. Da braucht es eine starke christliche Stimme, da braucht es eine Stimme für die Bewahrung der Schöpfung, eine Stimme für Frieden und Gerechtigkeit. Eigentlich haben die Christen das in ihren Grundbotschaften, eigentlich sind sie darin noch gut. Und ich würde mich freuen, wenn die Bischöfe auch da ihr Wort zu finden.

(domradio - hk)

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26. September 2022, 10:22