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Schweiz: Frauen sprachen mit Bischöfen über Sakramentalität

Gegenseitiges Zuhören, Austausch von Argumenten und der Wille, einen gemeinsamen Weg zu suchen - diese drei Elemente des Dialogs standen am Dienstag in Fribourg anlässlich des Kolloquiums „Sakramentalität und Kirche“ im Mittelpunkt der Gespräche mit der Bischofskonferenz. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren einer Meinung, eine schöne Erfahrung der Synodalität gemacht zu haben.

Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Vertreterinnen und Vertreter der akademischen Welt, Pastoralarbeiterinnen und -arbeiter, Mitglieder des Frauenrats der SBK und Vertreterinnen des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF), also insgesamt etwa rund 100 Personen aus den drei Sprachregionen der Schweiz, trafen sich in Fribourg zu einem Tag des Austauschs im geschlossenen Kreis, zu dem weder die Öffentlichkeit noch die Presse eingeladen waren. Beim Verlassen des Saals waren die Gesichter entspannt. Auch wenn keine Entscheidungen getroffen wurden, seien verschiedene Wege des Dialogs eröffnet worden, hieß es im Nachgang.

„Es war ein dichter Tag mit theologischen und juristischen Vorträgen, Erfahrungsberichten aus der Praxis und Momenten des Austauschs in der Gruppe“, berichtet Isabelle Vernet. Die Seelsorgerin an der Hotelfachschule in Lausanne und Verantwortliche für Freiwilligenarbeit in der Waadtländer Kantonalkirche hebt den guten Willen untereinander hervor. „Wir Frauen waren in der Mehrheit, das tat gut und uns wurde zugehört.“

Verschiedene Situationen

Bei dieser Gelegenheit stellte sie auch fest, wie unterschiedlich die Situationen in den Diözesen und Sprachregionen seien. An manchen Orten hätten Laienpastoralarbeiter, Männer wie Frauen, erweiterte Kompetenzen für die Leitung von Gemeinden und die Feier von Sakramenten wie Taufe und Ehe. Auch über Beerdigungen, die kein Sakrament sind, wurde gesprochen.

Marie-Christine Conrath, Gesundheitspastoralreferentin im Kanton Neuenburg, beneidet die Diözese Basel ein wenig um ihre lange Tradition der Offenheit. Sie bedauere, dass erst ein Priestermangel oder ein Ausfall abgewartet werden müsse, um sich neue pastorale Lösungen auszudenken. Neue Formen der Sakramentalität müssten regelmäßig und dauerhaft durchdacht und eingesetzt werden. „In meiner Arbeit im Gesundheitswesen begleite ich Menschen über einen längeren Zeitraum. Ich schaffe eine Beziehung, die der Priester, der nur für ein Sakrament kommt, nicht haben wird“, sagt sie.

„Nach diesem Tag stelle ich mir die Frage, ob ich darum bitten soll, das Lektorat und das Akolythat zu empfangen, wie es Papst Franziskus seit 2022 anbietet. Zwar erfülle ich seit langem die Aufgaben der liturgischen Leiterin und der Lektorin, aber wir Frauen erwarten mehr Anerkennung“, fügt sie an. Sie sei der Ansicht, dass die Idee, die Veranstaltung hinter verschlossenen Türen stattfinden zu lassen, angesichts der Atmosphäre des Tages nicht gerechtfertigt gewesen sei.

Keine Konfrontation zwischen Pro- und Anti-Frauenordination

„Wir haben uns nicht zwischen Befürwortern und Gegnern der Frauenordination von Angesicht zu Angesicht getroffen“, fährt Isabelle Vernet fort. Alle waren sich einig, dass man von der Realität vor Ort und den Erwartungen der Gläubigen ausgehen muss. „Die Kirche und die Sakramente sind in erster Linie für den Dienst an der Menschheit da“, bestätigte Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten. „Mir haben jene Zeugnisse sehr gefallen, von Menschen, die sich in den Dienst des geistlichen Lebens der Menschen stellen, die Zeichen der Gegenwart Gottes in unserem Leben sind, auch wenn die Schwierigkeit der Sakramentenfeier bestehen bleibt.“

Ein günstiger Zeitpunkt

„Mich hat das Zeugnis der Ordensfrau, die im Amazonasgebiet gearbeitet hat, verletzt“, erklärt Catherine Ullrich, Spezialseelsorgerin in Genf. Dort hätten die Gläubigen manchmal ein Jahr lang oder länger keine Messe. „Bei uns ist es nicht so weit gekommen, aber ich denke, wir befinden uns in einem günstigen Moment, um dieses Thema aufzugreifen“, sagt Ullrich.

„Die Bischöfe haben uns gut zugehört, aber wir haben wenig Feedback von ihnen erhalten, außer von Bischof Felix Gmür als Bischof von Basel und noch einmal von Bischof Gmür als Präsident der SBK“, bedauert Marie-Christine Conrath. Bischof Lovey lächelt: „Während des Tages sagte ich mir innerlich: 'Hoffentlich reden die Bischöfe nicht zu viel'.“

„Die gemischte Arbeitsgruppe SBK-SKF, die den Tag organisiert hat, wird sich bereits am 28. September wieder treffen, um eine erste Bilanz zu ziehen und die Fortsetzung zu planen“, schließt Catherine Ullrich.

(cath.ch - mg)

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07. September 2022, 14:11