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D: Missbrauchsmeldungen in Münster haben nicht zugenommen

Nach Vorstellung einer Missbrauchsstudie hat das Bistum Münster weitere Hinweise zu sexuellen Übergriffen und Missbrauch in der Kirche erhalten. Zwölf Meldungen gab die Diözese laut eigener Angaben von Montag an die Staatsanwaltschaft weiter. Davon waren elf in ein Online-Meldeportal eingetragen worden und eine über eine Telefon-Hotline erfolgt.

Alles begann mit der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Studie am 13. Juni. Ein Team der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster hatte Fälle des sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster sowie ihre Ursachen und Rahmenbedingungen untersucht und dargestellt. Daraufhin wollte es das Bistum genauer wissen und nun informierte am Montag Felix Genns Diözese den neusten Stand. Der vom Bistum beauftrage Interventionsbeauftragte Peter Frings erläuterte: Insgesamt habe die Zahl der Meldungen im Vergleich zum Zeitraum vor Vorstellung der Studie nicht zugenommen. Nach wie vor melden sich immer wieder Menschen, die von ihrem Missbrauch teilweise erstmals sprechen wollten. Sie werden durch die Interventionsstelle oder durch eine der drei unabhängigen Ansprechpersonen bei Fällen sexuellen Missbrauchs begleitet.

Zum Nachhören - was der Münsteraner Interventionsbeauftragte sagt

Anrufe an Telefonhotline

Bei einer eigens eingerichteten Telefonhotline, an der Fachleute in den Tagen nach der Vorstellung der Studie Hinweise zu Fällen entgegen nahmen, gingen 37 Anrufe ein. 13 davon waren anonym und enthielten keine Hinweise auf konkrete Taten oder Beschuldigte. Vielmehr handelte es sich um Unmutsäußerungen und teilweise Beschimpfungen. Des Weiteren nahm die Hotline 24 namentliche Meldungen auf und leitete sie alle an die Interventionsstelle des Bistums Münster weiter. Deren Mitarbeitende nahmen mit allen Anrufenden, die korrekte Daten hinterlassen hatten, Kontakt auf. Dieser lief über Telefon oder Mail. Einige der Anrufenden leben in anderen (Erz-)Bistümern und wurden mit den dort zuständigen Stellen in Verbindung gebracht.

In einem Fall schaltete die Interventionsstelle um den Interventionsbeauftragten Frings die Staatsanwaltschaft ein. Dabei hatte die anrufende Person allerdings keine Person namentlich beschuldigt, sondern lediglich eine Ortsangabe genannt. Alle anderen Meldungen über die Hotline betrafen bereits bekannte Sachverhalte oder erfolgten, weil den Anrufenden eine Kontaktaufnahme durch das Bistum wichtig war.

Zusätzlich zur Hotline hatte das Bistum ein anonymes Meldeportal im Internet eingerichtet. Dieses ist unter www.anonym-missbrauch-melden.de nach wie vor erreichbar. Darüber gingen elf Meldungen ein, die die Interventionsstelle ausnahmslos alle an die Staatsanwaltschaft Münster weiterleitete. Sechs Meldungen konnten konkreten Personen zugeordnet werden. Die Übrigen sind nur schwer auswertbar hinsichtlich Ort und beschuldigter Person. Das Bistum wartet hier die Rückmeldung der Staatsanwaltschaft ab.

Weitere Treffen mit Missbrauchsopfern offen

Wie angekündigt habe sich außerdem nach Veröffentlichung der Studie Bischof Felix Genn mit etwa 50 Betroffenen sexuellen Missbrauchs zu einem persönlichen und vertraulichen Gespräch getroffen. Ob es weitere solcher Treffen geben wird, ist zurzeit in Überlegung. Das entscheiden vor allem die Betroffenen. Wenn die Betroffenen dies wünschen, wird anwaltliche Beratung oder Begleitung bereitgestellt und werden die Kosten dafür übernommen.

Zur Frage, wie mit den Gräbern verstorbener Amtsträger, die nachweislich für Vertuschung von Missbrauchsfällen verantwortlich waren, im Dom und auf dem Domherrenfriedhof umgegangen wird, gibt es erste Vorschläge aus den Reihen der Betroffenen. Dazu bittet Bischof Genn ausdrücklich um weitere Ideen von Betroffenen.

„Die Studie war ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Aufarbeitung, dem viele weitere folgen werden und müssen“, sagt der Interventionsbeauftragte Peter Frings. Maßgeblich würden für das Bistum dabei weiterhin Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen sein.

(pm/kna – mg)

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09. August 2022, 11:47