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Franziska Honsowitz-Friessnigg war vier Jahre lang Österreichs Botschafterin beim Heiligen Stuhl Franziska Honsowitz-Friessnigg war vier Jahre lang Österreichs Botschafterin beim Heiligen Stuhl 

Vatikan/Österreich: „Hauptanliegen Dialog“

Österreichs Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Franziska Honsowitz-Friessnigg, wechselt nach vier Jahren auf diplomatischem Posten in Rom zurück nach Wien. Im Interview mit uns hält sie Rückschau und sagt: Dialog ist das Um und Auf. Auch und gerade in der Frage nach dem Ort der Frauen in der Kirche.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Radio Vatikan: Sie waren vier Jahre lang Österreichs Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Was hat Ihre Zeit hier in Rom inhaltlich besonders geprägt?

Franziska Honsowitz-Friessnigg: Jede persönliche Zeit ist auch immer eingebettet in die großen weltpolitischen Ereignisse. Und während meiner Zeit als Botschafterin hier beim Heiligen Stuhl waren das vor allem die Coronapandemie und aktuell der Konflikt in der Ukraine. Diese beiden großen weltpolitischen Themenbereiche decken sich auch aus meiner Sicht mit den Enzykliken von Papst Franziskus, und zwar vor allem, was Fratelli Tutti betrifft, aber auch Laudato si. Es geht um Solidarität und es geht um Frieden. Solidarität, was vor allem die Verteilung von Impfstoffen betroffen hat. Ich glaube, niemand wird die Aussage von Papst Franziskus vergessen, dass wir alle bei der Bekämpfung dieser Pandemie im selben Boot sitzen, aber natürlich auch der große Themenkomplex Frieden und Miteinander, was gerade in der aktuellen Zeit besonders wichtig ist.

Radio Vatikan: Was war denn im Rückblick Ihre größte Herausforderung?

Franziska Honsowitz-Friessnigg: Ich glaube, die größte Herausforderung war die Pandemie, die ja fast die Hälfte meiner Arbeitszeit hier geprägt hat. Wir haben versucht und, glaube ich, zum Großteil geschafft, diese menschliche Nähe auch zu behalten. Sie wissen, die diplomatische Arbeit lebt von Einladungen, von gemeinsamen Veranstaltungen, von Gesprächen, vom Austausch. Und wenn das aufgrund der Pandemie nicht möglich ist, dann ist es natürlich eine ganz besondere Herausforderung.

Hier zum Hören:

Radio Vatikan: Sie haben im Mai eine Delegation österreichischer Katholikinnen bei Begegnungen im Vatikan über mehrere Tage begleitet. An der Spitze der Delegation stand Doris Schmidauer, die Frau des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Die österreichischen Katholikinnen hatten durchaus auch fortschrittliche Anliegen an ihre Kirche mit im Gepäck. Was war für Sie als Botschafterin das Fazit dieser eher ungewöhnlichen Begegnungsreihe?


Franziska Honsowitz-Friessnigg: Ich glaube, das war eine sehr wichtige Begegnung und eine sehr wichtige Reise hierher zu den Stellen in der Kurie. Es ist wichtig, dass Sie dieses Thema angesprochen haben, gerade nachdem ich ja die Ehre und große Freude hatte, dass ich Österreich als erste Frau beim Heiligen Stuhl vertreten durfte. Ich sehe uns auf einem Weg, den wir gemeinsam gehen müssen, wo wir diesen Dialog ganz besonders brauchen. Es ist ein Weg, wo wir schon auf den einzelnen Etappen das Potenzial und die Möglichkeiten, die es bereits gibt, entsprechend nutzen können. Um dieses Potenzial und die Möglichkeiten zu kennen, brauchen wir das Gespräch. Und deshalb bin ich sehr froh, dass wir hervorragende Gespräche und Begegnungen hatten zwischen der österreichischen Delegation und den Vertreterinnen aus der Kurie.

Radio Vatikan: Hier die österreichischen Katholikinnen, dort die Frauen im Vatikan, welchen Zusammenhang sehen Sie da?

Franziska Honsowitz-Friessnigg: Ich glaube, dass in der Zeit, in der ich jetzt hier war, sehr viel gerade im Bereich des Frauenthemas erfolgt ist. Ich denke an die Kurienreform, die zu Pfingsten in Kraft getreten ist, wo es die Möglichkeit gibt, dass Laien und damit auch Frauen Leitungsfunktionen innerhalb der vatikanischen Kurie übernehmen können. Es gibt auch jetzt bereits mehr Frauen in Führungspositionen in der Kurie als zu dem Zeitpunkt, als ich hier begonnen habe. Auch insgesamt ist der Anteil von Frauen in der Kurie gestiegen. Ich glaube, das ist ein Weg, der in die richtige Richtung geht. Natürlich haben wir noch einen weiten Weg, einen gemeinsamen Weg vor uns, aber es ist durchaus sehr, sehr viel geschehen. Und ich bin dankbar für jede Gesprächsmöglichkeit, für jeden Dialog, der uns auf diesem gemeinsamen Weg voranbringt.

Radio Vatikan: Sie wechseln nun zurück in die Zentrale nach Wien. Welche neue Aufgabe erwartet Sie dort?

Franziska Honsowitz-Friessnigg: Ja, ich werde in Wien die Abteilung für internationale Wissenschaftskooperation im Außenministerium übernehmen und zusätzlich - und das lässt mich auch in meinem aktuellen Arbeitsgebiet weiterhin tätig sein - auch als Sonderbeauftragte für den Dialog der Kulturen und Religionen tätig sein. Das gibt mir auch Gelegenheit, diesen Dialog, der mir ein ganz wichtiges Anliegen hier war, im Bereich des Religionsdialogs, des Austausches mit verschiedenen Kulturen und Religionsvertretern fortzusetzen. Insgesamt war mir das Gespräch, der Dialog das Hauptanliegen während meiner Zeit als österreichische Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Ich glaube, dass wir nur auf dem gemeinsamen Weg mit dem Miteinander Austausch durch positive Begegnungen viel voranbringen können.

 

(vatican news)

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20. Juli 2022, 07:48