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Missbrauch - Symbolfoto Missbrauch - Symbolfoto 

D: Kardinal Woelki kontert Kritik

Etwa hundert Studierende haben am Freitag in Eichstätt gegen den Umgang mit Missbrauchsfällen durch den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki demonstriert. Dieser beteuerte, kein anderes Bistum führe eine transparentere und lückenlosere Aufklärung als sein Erzbistum durch.

Er habe nur gehört, „dass es die gibt“, sagte der Kölner Kardinal zu den Protesten vor der Katholischen Universität Eichstätt am Rande seines Vortrages zum Thema Bildung. „Aber wir leben ja in einem wunderbaren Land, wo jeder seine Meinung sagen darf. Und wenn das friedlich ist, dann ist das doch alles gut.“

Woelki widersprach der Kritik an seinem Umgang mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln. Keine andere Diözese liefere eine so transparente und lückenlose Aufklärung, beteuerte der Kardinal unter Verweils auf ein auf der Internetseite des Erzbistums veröffentlichtes Gutachten. 

Keine Luftschlösser 

Bei seinem Vortrag hatte Kardinal Woelki gefordert, die Theologie ins Zentrum gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Debatten zu stellen. Sie dürfe sich nicht nur auf die manchmal als „Luftschlösser“ bezeichneten Fakultäten verlagern, sondern müsse sich auch in Zeitungen und den Sozialen Medien bewegen, so Woelki am Freitagabend laut Redemanuskript.

Christen seien aufgerufen, sich mit den Fragen dieser Zeit auseinanderzusetzen, so Woelki. Dabei wünsche er sich „eine konstruktive und kritische Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist – ohne weltfremd beziehungsweise nörglerisch oder moralinsauer zu werden, aber auch ohne dessen Postulate unhinterfragt zu übernehmen“.

Der Erzbischof erklärte, die Theologie stehe im Dialog der Wissenschaften unter „Legitimierungsdruck“. Für die Zukunft der theologischen Fakultäten seien „die wissenschaftliche Qualität von Forschung und Lehre und der interdisziplinäre Dialog mit den anderen Wissenschaften“ entscheidend.

Die Tradition, „das Gute, unsere Überzeugungen“ sollten bewahrt werden, führte Woelki aus. „Aber nicht statisch, sondern im Austausch, auf der Suche nach einer neuen Sprachfähigkeit, nach neuen Kooperationen mit anderen Hochschulen und Instituten, und, nicht zuletzt, gemeinsam unterwegs, auf vielen synodalen Wegen weltweit, die im nächsten Jahr in die eine römische Synode münden sollen.“

Theologie unter Legitimierungsdruck

Woelki äußerte sich an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Die Bibelwissenschaftler der KU haben bis Sonntag zu einer Tagung über „Katholische Bildung aus biblischer Perspektive“ eingeladen. Zu den weiteren Teilnehmenden zählen die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, der österreichische Kurienbeamte und Hochschulexperte Friedrich Bechina sowie der Kirchenrechtler Christoph Ohly, Rektor der von Woelki initiierten Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT).

Das Erzbistum Köln hat die frühere Ordenshochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin zum 1. März 2020 übernommen und nach Köln verlegt. Dem Erzbistum sei es darum gegangen, den Studierenden eine Fortsetzung ihres Studiums zu ermöglichen, begründete Erzbischof Woelki das Engagement. Die Einrichtung diene der „Förderung von Vielfalt der Theologie“. Die Finanzierung der KHKT, für die keine Kirchensteuermittel verwendet werden sollen, ist aber ungeklärt.

Laut Redemanuskript nahm Woelki zu Fragen der KHKT keine Stellung. Er erklärte jedoch erneut die Hintergründe, die ihn zur Übernahme der Hochschule bewegt hätten: Es brauche eine Theologie, die „Strahlkraft“ entwickele, die „Gesellschaftswissenschaft“ sei und zu einer „Evangelisierung“ führe.

(donaukurier/kna – mr/cs)

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07. Mai 2022, 11:00