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D: „Woelki muss Chance zur Deeskalation nutzen“

Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück hofft auf klare Worte und Zeichen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki nach der für Mittwoch geplanten Rückkehr aus seiner fünfmonatigen Auszeit.

„Das wäre wünschenswert, zumal er ja jetzt genug Zeit hatte zum Nachdenken“, sagte Tück am Dienstag im Deutschlandfunk. „Man kann nur hoffen, dass es ihm gelingt, die richtigen Worte zur Deeskalation zu finden“, fügte er hinzu mit Blick auf den angekündigten Fastenhirtenbrief. Umgekehrt müssten die Menschen auch Woelki eine Chance geben.

Reizklima mal aussetzen

Ob der Termin nun bewusst gewählt worden sei oder nicht: Der Aschermittwoch markiere auch theologisch eine Zäsur, fügte Tück hinzu: Nicht nur Woelki, sondern alle seien eingeladen zu einem gemeinsamen Prozess der Umkehr und Erneuerung. Damit sei auch verbunden, „dass das Reizklima des Rechthabenmüssens, die Empörungs- und Wut-Dynamiken mal ausgesetzt werden“.

„Wenn es gut läuft, können Kommunikationsblockaden gelöst werden“

Jetzt sollten „sowohl die Bezichtigungs-Virtuosen als auch die verblüffungsresistenten Apologeten“ innehalten, forderte der Theologe weiter. Das könne für alle heilsam sein. Der Aschermittwoch passe gut zu Woelkis Rückkehr, wenn man den Tag ernst nehme. Dann müssten alle bereit sein, den jeweils anderen eine Chance zu geben, zuzuhören und deren berechtigte Anliegen zu würdigen: „Wenn es gut läuft, können Kommunikationsblockaden so gelöst werden.“

Zu hoffen sei, dass das gesamte Erzbistum die bevorstehende Fastenzeit nutze, um einen gemeinsamen Weg zu finden, auch wenn das für viele eine „Zumutung“ sei angesichts der entstandenen Vertrauenskrise.

Jetzt sollten alle aufeinander zugehen

Tück fügte hinzu, dass Woelki trotz vieler Fehler in der Kommunikation durch beide juristische Gutachten entlastet worden sei, was seinen Umgang mit konkreten Missbrauchsfällen angehe. Von außen betrachtet scheine ihm die Kritik an der Person des Kardinals manchmal „etwas unverhältnismäßig“.

Jetzt seien alle Seiten gefragt, aufeinander zuzugehen, mahnte der Theologe: Das bedeute für die Kirchenleitung, „dass sie sich nicht beratungsresistent mit Blick auf die Anliegen der Laien“ verhält. Umgekehrt sollten „bestimmte Reform-Akteure nicht mit fertigen Rezepten an den Kardinal herantreten und sagen: Wenn Du das und das jetzt nicht durchsetzt, bist Du weiterhin die Hassfigur des Klerikalismus Nummer eins!“

(kna – sk)
 

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01. März 2022, 11:42