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Kloster Fahr, „Gebet am Donnerstag" Kloster Fahr, „Gebet am Donnerstag" 

Schweiz: „Gebet am Donnerstag“ seit drei Jahren

Im Kloster Fahr in der Schweiz ist vor genau drei Jahren eine Gebetsaktion entstanden, die die Kirche auf ihrem Weg der Erneuerung geistlich begleiten will. Was genau ist das „Gebet am Donnerstag“? Wir haben bei den Benediktinerinnen im Kloster Fahr nachgefragt.

10. Februar – Gedenktag der Heiligen Scholastika, der Schwester des Heiligen Benedikt. Der Tag fällt dieses Jahr wieder auf einen Donnerstag, und das ist eine Fügung, die den Benediktinerinnen im Kloster Fahr gut gefällt. Die Priorin Irene Gassmann hat zusammen mit ihren Mitschwestern vor drei Jahren das „Gebet am Donnerstag“ lanciert.

„Es ist ein Gebet, das den Veränderungs- und Erneuerungsprozess in der Kirche begleiten soll“, erklärt sie uns im Interview. „Es stehen ja so viele Fragen an. Die Menschen wünschen sich Veränderungen in der Kirche. Es gibt so viele Nachrichten von Machtmissbrauch in der Kirche, spiritueller Missbrauch in der Kirche. Und da habe ich gespürt: Es braucht auch das Gebet. Es braucht Menschen, die aufstehen und das benennen, Aktivistinnen. Aber es braucht auch das Gebet.“ Sie habe dafür viel Dankbarkeit wahrgenommen von Gläubigen, sagt die Priorin, Dankbarkeit, „dass sie alle etwas tun können. Denn beten, das können alle.“

„Es braucht Menschen, die aufstehen und das benennen, Aktivistinnen. Aber es braucht auch das Gebet“

Hier zum Hören:

„Schritt für Schritt“ heißt das Gebet, und jeden Donnerstag seit drei Jahren beten es die Benediktinerinnen und alle, die sich dazugesellen, zehn oder zwanzig Gäste jeweils, im Kloster Fahr für die Erneuerung der Kirche. Sie tun es immer in derselben Form, als erweiterte Komplet, sehr feierlich.

Gebet am Donnerstag im Kloster Fahr
Gebet am Donnerstag im Kloster Fahr

„Es gibt einen Einzug in der Dunkelheit mit der Osterkerze“, schildert die Priorin. „Der Gottesdienst ist jeweils um halb acht. Da ist meistens, jedenfalls im Winter, die Kirche ziemlich dunkel. Wir ziehen ein, wir Schwestern. Und dann trage ich die Osterkerze, eine Schwester trägt das Lectionar. Wir ziehen in Stille ein und beten dann ein Lichtgebet und stimmen anschließend einen Licht-Hymnus an von Silja Walter.“ Nach einer Hinführung zum Sonntagsevangelium von der Priorin und der klassisch im Wechsel gesungenen Komplet wird das Evangelium verkündet. Stille. Noch ein Gesang. Dann beten im Wechsel zwei Schwestern das Gebet „Schritt für Schritt“, das hier im Kloster Fahr entstanden ist.

„Wir alle wissen, wie es um unsere Kirche steht. Unrecht geschah und geschieht“

„Gott, du unser Vater und unsere Mutter”, so hebt es an mit einem Zitat von Papst Johannes Paul I., der im kommenden September in Rom seliggesprochen wird, „Gott, du unser Vater und unsere Mutter, wir alle wissen, wie es um unsere Kirche steht. Unrecht geschah und geschieht, Macht wurde und wird missbraucht. ,Bei euch aber soll es nicht so sein´, sagt Jesus.

Wir bitten dich um dein Erbarmen. Frauen und Männer sind durch die eine Taufe gleich- und vollwertige Mitglieder der Kirche. Im Miteinander in allen Diensten und Ämtern können sie zu einer Kirche beitragen, die erneuert in die Zukunft geht. Wir bitten dich um Kraft und Zuversicht.“

Eine der Schwestern legt Weihrauch ein, „es ist wirklich so wie Weihrauch steigt auf uns herab zu dir, o Herr! Dann beten wir gemeinsam das Vaterunser und singen zum Abschluss ein Magnificat von Silja Walter, ein starkes, auch fröhliches Magnificat, ein Marienlied. Und dann noch die Segensbitte.“

„Gebet am Donnerstag“ zieht Kreise

Von der Klosterkirche Fahr aus verbreitete sich das „Gebet am Donnerstag“, und es wird in mehreren Dutzend weiteren Kirchen, Kapellen, Gemeindezentren im deutschsprachigen Raum gebetet. In der Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns ist der Elan ein wenig gebremst, bedauert die Priorin, was sich vorübergehend selbst im Kloster Fahr bemerkbar machte. „Und als wir dann wieder zum ersten Mal die Kirche öffnen konnten und Menschen gekommen sind, habe ich gespürt, welche Kraft es ist, nur drei, vier andere, die extra kommen und mitbeten, zu spüren, welche Kraft darin liegt, wenn Menschen zusammenkommen und miteinander beten.“

Priorin Irene Gassmann zweifelt nicht daran, dass diese Kraft auch in schwierigen Zeiten neu ausstrahlen wird. Sie sieht das „Gebet am Donnerstag“ als Beitrag zur Begleitung der Weltsynode, die Papst Franziskus angestoßen hat. „Das ist ja eigentlich genau auch das, was in diesem Gebet zum Ausdruck kommt: eine Kirche, die erneuert in die Zukunft geht. Oder auch: Es braucht Vertrauen, dass durch neue Wege und Veränderungen mehr Gutes geschaffen wird als durch Verharren im Ist-Zustand. Wir brauchen neue Wege, miteinander in der Kirche der Zukunft zu schauen. Wie kann die Kirche erneuert werden, damit sie lebendig und glaubwürdig ist? Und von daher ergänzen sich das Gebet und der synodale Prozess einfach wunderbar.“

(vatican news - gs)

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10. Februar 2022, 13:21