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Kathedrale von Wien (Stephansdom) Kathedrale von Wien (Stephansdom) 

Kardinal Schönborn: Stephanus „Urmarke des christlichen Martyriums“

„Das Verzeihen des heiligen Stephanus ist die Urmarke des christlichen Martyriums. Nicht mit Hass, sondern mit Vergebung zu antworten, durchbricht die Netze der Verfolgung“.

Das hat Kardinal Christoph Schönborn beim Pontifikalamt zum Stephanitag im Wiener Stephansdom am Sonntag betont. Gleichzeitig sei es wichtig, daran zu erinnern, dass das Martyrium nicht das Privileg der Katholiken oder Christen allgemein sei, sondern „Bürde vieler Menschen“, so der Wiener Erzbischof in dem Gottesdienst, der von „Radio klassik Stephansdom“ live übertragen wurde. Als Beispiele für Martyrien in der heutigen Zeit nannte Schönborn das Schicksal der Rohingya in Myanmar, oder auch das der muslimischen Minderheit der Uiguren in China.

Stephanus ist der Hauptpatron der Metropolitankirche von Wien, dem Stephansdom, und wird im ganzen Erzbistum als Eigenhochfest gefeiert. Das Fest der Heiligen Familie wird allein in Wien dafür am 30. Dezember gefeiert.

Schmerzliche Geschichte aller Religionen

Das Martyrium sei eine „schmerzliche Geschichte aller Religionen“, so Schönborn zum Stephanitag. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die „Wiener Gesera“, die planmäßige Vernichtung der Wiener Juden durch den Befehl Herzog Albrechts V. im Jahr 1421, also vor 600 Jahren. Diese war von Zwangstaufen, Vertreibung und Hinrichtung durch Verbrennen gekennzeichnet.

Auch auf die Geschichte der „Wiedertäufer“ nahm Schönborn in seiner Predigt Bezug. Er erinnerte an eine gemeinsame Andacht mit Vertretern der Bewegung im November im Stephansdom. Diese war als eigene Strömung aus der Reformation hervorgegangen, wurde aber bereits in den ersten Jahren der Reformation massiv von Lutheranern und auch Katholiken verfolgt. Am Beispiel der Täuferbewegung werde deutlich, dass Märtyrer auch durch Christen „produziert“ wurden. Schönborn bezeichnete diesen Umstand als „beschämend“ für die Geschichte der Christen.

Dass die Christen heute in Österreich untereinander in Frieden leben, könne daran liegen, dass heute keine politischen Mächte mehr hinter den Konfessionen stehen, die Religion „nicht mehr Sache der Machtpolitik“ sei, so Schönborn. „Wir können einander als Geschwister begegnen und einander verzeihen, wie es Stephanus getan hat.“

Abschließend richtete sich Schönborn an die anwesenden Diakone - am Stephanitag steht auch die Erneuerung des Weiheversprechens der Diakone im Zentrum. Er wolle die Diakone, „im Licht des Heiligen Stephanus“, an den Kern ihrer Berufung erinnern. „Diakone repräsentieren die dienende Kirche, einen Herrn, der gekommen ist zu dienen und nicht sich bedienen zu lassen.“ Ein Dienst, „der vielleicht der Kostbarste ist, weil es der ist, den Jesus gezeigt hat“, so Schönborn.

Heiliger Stephanus starb zwischen 34 und 37

Der Stephanitag am 26. Dezember, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, ist dem heiligen Stephanus gewidmet. Er gilt als erster bekannter Märtyrer der Christenheit. Der Überlieferung nach soll er ein hellenistischer Jude gewesen sein und als einer der sieben Diakone der christlichen Urgemeinde von Jerusalem angehört haben. Diese unterstützten die Apostel in ihrer Arbeit. Stephanus erwies sich als hervorragender Prediger, der eines Tages von den Juden der Gotteslästerung beschuldigt wurde.

Trotz einer der Legende nach glänzenden Verteidigungsrede ordnete der Richter die Steinigung an. So wurde er von einer wütenden Menschenmenge durch die Straßen Jerusalems getrieben und vor der Stadtmauer gesteinigt. Das Todesjahr wird zwischen 34 und 37 vermutet.

Im Hochmittelalter förderten hauptsächlich die deutschen Kaiser und Könige die Verehrung Stephanus, ebenso die ungarischen Herrscher. Dargestellt wird der Heilige oft mit Palmzweig und Steinen.

(kap - pr)
 

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26. Dezember 2021, 16:00