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Die Menschen in Afghanistan haben es derzeit nicht leicht Die Menschen in Afghanistan haben es derzeit nicht leicht 

D: Menschen in Afghanistan brauchen mehr Unterstützung

Der Winter im Jahr 2021 ist für die afghanische Bevölkerung einer der schlimmsten der letzten 20 Jahre. Daran erinnert das katholische Hilfswerk Misereor. Es sei jetzt wichtig, rasch und gezielt zu handeln, heißt es in einer Mitteilung der Organisation in Aachen.

Aufgrund von jahrzehntelangem Krieg und Gewalt, Dürren und Überschwemmungen sei die wirtschaftliche Lage für die Menschen im gesamten Land katastrophal. Der Abzug der Nato-Truppen und die Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 hätten die Not der Menschen noch einmal dramatisch verschärft und ihre Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation zunichte gemacht.

Misereor und seine Partnerorganisationen in Afghanistan würden daher alles daran setzen, die Hilfe für die Menschen aufrecht zu erhalten: „Unsere Partnerorganisationen berichten von katastrophalen Zuständen: Die Not ist unvorstellbar, alle Nahrungsmittel-Reserven sind aufgebraucht. Die Menschen hungern und frieren. Und der Winter hat erst begonnen. Viele Familien haben ihr restliches Hab und Gut verkauft, um Geld für Lebensmittel und Heizmaterial zu bekommen. Die Menschen können sich weder eine medizinische Behandlung noch sauberes Wasser leisten. Kinder leiden daher in Massen unter Durchfallerkrankungen“, berichtet Anna Dirksmeier, Afghanistan-Länderreferentin bei Misereor. Aktuell hätten über 90 Prozent der Bevölkerung nicht genug zu Essen. Über drei Millionen Kinder unter fünf Jahren leiden an akuter Mangelernährung. Die Not führt zu noch mehr Fluchtbewegungen.

Wärme und Bildung trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt

Trotz der politischen Verhältnisse im Land und der Machtübernahme der Taliban konnte Misereor bislang alle Projekte weiter unterstützen. „Wir dürfen trotz aller Schwierigkeiten die Menschen in Afghanistan nicht im Stich lassen“, so Dirksmeier. Neben der Versorgung von extrem bedürftigen Familien und Flüchtlingen mit Lebensmittelpaketen, warmen Decken, Mützen und Schals in der Provinz Faryab im Nordwesten des Landes unterstütze das katholische Hilfswerk aus Deutschland dort auch 75 Schulen und Bildungseinrichtungen mit Feuerholz und reparierten Öfen, damit der Unterricht für Mädchen und Jungen fortgesetzt werden könne. Da die Temperaturen jetzt weit unter den Gefrierpunkt fallen würden, müssten die Klassenzimmer geheizt werden. So könnten über 50.000 Kinder diesen Winter weiterhin im Warmen am Unterricht teilnehmen. Darüber hinaus würden weitere Nothilfeprojekte, Krankenhäuser und Gesundheitsstationen in anderen Regionen finanziert.

Deutschland muss mehr Menschen aus Afghanistan Zuflucht gewähren

„Wir dürfen nicht zulassen, dass die Bemühungen um Bildung und Menschenrechte der letzten Jahrzehnte zunichte gemacht werden “, so Dirksmeier. „Dafür brauchen wir die Unterstützung der Bundesregierung und die der Menschen in Deutschland.“ Darüber hinaus fordere Misereor, dass die Bundesregierung nicht nur akut humanitäre Hilfe leistet, sondern auch langfristig zum Strukturaufbau in dem kriegszerstörten Land beiträgt und die Zivilgesellschaft und ihre Rechte in Verhandlungen mit den Taliban stärkt. Überlasse man Afghanistan seinem Schicksal, sei eine weitere Radikalisierung zu befürchten. Akut müssten weitere geflüchtete Afghaninnen und Afghanen in Deutschland aufgenommen und die Familienzusammenführung für diejenigen, die schon in Deutschland Aufnahme gefunden haben, erleichtert werden. Deutschland habe hier eine besondere Verantwortung, schließt Misereor seinen Aufruf.

(pm – mg)

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22. Dezember 2021, 10:30