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Bischof Georg Bätzing Bischof Georg Bätzing 

D: Bätzing ermutigt zu Hoffnung

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ruft trotz Corona für 2022 zur Hoffnung auf. „Wir nehmen den Kampf mit diesem Virus auf, und wir werden ihn irgendwann gewinnen.“

Das sagte der Bischof von Limburg in einem Interview mit der FAZ, das am Dienstag veröffentlicht wurde. „Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass heute 70 Prozent der Bevölkerung zweimal geimpft sind?“ Bätzing liess Sympathie für eine „einrichtungsbezogene Impfpflicht“ erkennen. „Bei der generellen Impfpflicht bin ich eher zurückhaltend, das ist eine Frage, die politisch entschieden werden muss. Impfen ist für mich aber ganz klar eine moralische und solidarische Pflicht.“

Mehr Dialog mit der Politik

Tausende Haupt- und Ehrenamtliche der Kirche stünden in diesen herausfordernden Zeiten an der Seite der Menschen in Deutschland. „Ich glaube, sie tun dies aus einer ganz starken Haltung des Glaubens heraus. Sie repräsentieren unseren Gott, und das ist der Gott der Hoffnung. Das ist in dieser Zeit noch stärker als das, was wir rituell in Gottesdiensten oder durch Predigten und Verkündigung leisten können.“

„Vielleicht braucht es mehr Dialog und einen längeren Anlauf“

In dem Interview wies Bätzing Äußerungen des deutschen Kurienkardinals Gerhard Ludwig Müller zu Corona zurück. Dieser hatte geäußert, die Pandemie werde dazu genutzt, die Menschen „gleichzuschalten“. „Ich gehe davon aus, Kardinal Müller hat diese Äußerung als Privatperson getätigt“, so der Bischof von Limburg.

Mit Blick auf den neuen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, auch dieser sei „natürlich christlich geprägt und werteorientiert“. „Vielleicht braucht es mehr Dialog und einen längeren Anlauf. Denn für uns als Kirche stehen wichtige Richtungsentscheidungen in Fragen des Lebensschutzes an. Da werden wir uns vernehmbar einbringen.“ Scholz ist der erste Bundeskanzler, der offiziell konfessionslos ist.

Große Kluft

„Wir müssen Dinge aufgeben, und es wird nicht zum Schaden der Kirche sein“

Mittlerweile sei die Kluft zwischen katholischer Kirche und deutscher Gesellschaft groß, so Bätzing. „Die Zahlen zur Kirchenzugehörigkeit und Bindung sind Alarmsignale. Gerade in Fragen von Sexualität, Partnerschaft, Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist die Kluft besonders groß. Außerdem fragen sich die Menschen: Gibt es einen transzendenten Bezugspunkt, gibt es Gott? Hat Gott Bedeutung für mich? Die Theologen sprechen von einer fundamentalen Gotteskrise.“

Die Kirche müsse akzeptieren, dass sie kleiner werde und „kein prägendes Milieu mehr“ sei. „Deshalb müssen wir aufbrechen und Partner suchen, mit denen wir gleiche Werte teilen“, so Bätzing. Seine Mitbrüder im Bischofsamt rief er dazu auf, „vieles hinter sich zu lassen, auch die Statusfragen“.

„Was stellte man sich früher Großes unter dem Bischof vor – nicht zuletzt in Limburg ist diese Vorstellung enttäuscht worden. Wir müssen Dinge aufgeben, und es wird nicht zum Schaden der Kirche sein. Es ist nur eine Erleichterung des Marschgepäcks.“

(faz – sk)
 

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21. Dezember 2021, 12:34