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Missbrauch: Experte Zollner für neue Beicht-Regeln für Priester

Der Kinderschutzexperte Hans Zollner hat für neue Regelungen zum priesterlichen Beichtgeheimnis plädiert. Diese sollten sowohl das Beichtgeheimnis bekräftigen als auch die persönliche Verantwortung des Beichtvaters betonen.

Das schrieb der Jesuit in einem am Wochenende veröffentlichten Gastbeitrag im britischen katholischen Wochenmagazin „The Tablet“. Demnach könnte ein Geistlicher dazu verpflichtet werden, einen beichtenden Straftäter dazu zu bewegen, sich selbst den staatlichen Autoritäten zu stellen und therapeutische Hilfe zu suchen.

Ebenso könne durch neue Instruktionen erneut betont werden, „dass Absolution für die Sünde des Missbrauchs nicht erteilt werden kann, solange der Täter nicht nur ehrliche Reue, sondern auch den Willen gezeigt habe, den von ihm verursachten Schaden zu sühnen“, erklärte der Ordensmann. Gegenüber Opfern soll der Priester in der Beichte mit „Einfühlungsvermögen und Respekt zuhören“.

Wie stark ist das Beichtgeheimnis?

Zollner äußerte sich vor dem Hintergrund der Debatte in Bezug auf das Beichtgeheimnis. Kürzlich hatte der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Éric de Moulins-Beaufort, das Beichtgeheimnis für Priester als „stärker als die Gesetze der Republik“ bezeichnet. Zuvor hatte der Anfang Oktober in Frankreich vorgelegte Abschlussbericht einer Untersuchungskommission zu sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche gefordert, das priesterliche Beichtgeheimnis in diesem Zusammenhang auf den Prüfstand zu stellen.

„Dass die Beichte in der Vergangenheit auch ein Vorwand für Missbrauch und andere Verbrechen war, darf nicht dazu führen, dass sie als Weg zur Gnade verworfen wird“

Zollner unterstrich hingegen, wie wichtig das Beichtgeheimnis für alle Beteiligten sei. Nur vor dem Hintergrund des absoluten Geheimnisses fühlten sich Gläubige frei, Dinge zu beichten, die sie sonst nicht sagen würden, sagte der Jesuit. Das betreffe auch Opfer, die sich sonst womöglich nicht trauten, offen zu sprechen. „Dass die Beichte in der Vergangenheit auch ein Vorwand für Missbrauch und andere Verbrechen war, darf nicht dazu führen, dass sie als Weg zur Gnade verworfen wird“, so Zollner.

Zudem gebe es „keinen zwingenden Beweis“, dass die Aufhebung des Beichtgeheimnisses sexualisierte Gewalt verhindert würde. Auch hörten Priester - außerhalb der Gefängnisseelsorge - so gut wie nie die Beichte eines Missbrauchstäters. Ihm selbst sei nur ein einziger entsprechender Fall berichtet worden, erklärte Zollner.

(kna – sk)
 

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15. November 2021, 09:42