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Österreich: Immer mehr Schüler im orthodoxen Religionsunterricht

Derzeit gibt es 15.200 orthodoxe Schülerinnen und Schüler an 1.100 Unterrichtsstandorten in ganz Österreich. Die Orthodoxe Kirche braucht Religionslehrernachwuchs.

Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Österreich besuchen den orthodoxen Religionsunterricht an zugleich immer mehr Schulen. Das hat Metropolit Arsenios (Kardamakis), der Vorsitzende der orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich und Leiter des orthodoxen Schulamtes, gegenüber der Agentur Kathpress betont. Laut aktuellen Informationen des Schulamtes beläuft sich die Gesamtschülerzahl im nun zu Ende gehenden Schuljahr 2020/21 auf rund 15.200 an insgesamt 1.100 Unterrichtsstandorten in ganz Österreich. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2018/19 waren es erst rund 13.600 Schülerinnen und Schüler an knapp 1.000 Unterrichtsstandorten.

Für die Erteilung des Unterrichts sind aktuell rund 130 Lehrerinnen und Lehrer zuständig. Der Schwerpunkt des orthodoxen Religionsunterrichts liegt auf den Pflichtschulen. Erreicht werden aktuell etwa 10.900 Schülerinnen und Schüler in 850 Pflichtschulen sowie rund 4.300 in 250 weiterführenden Mittleren und Höheren Schulen. Wien macht dabei sowohl bei den Schüler- als auch Schulzahlen rund 50 Prozent aus.

Herausforderung für die kommenden Jahre

Genügend Religionslehrerinnen und -lehrer zu finden bzw. auszubilden sei für die Orthodoxe Kirche eine der besonderen Herausforderungen für die kommenden Jahre, so der Metropolit. Er wolle die jungen Menschen ermutigen, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Für den Religionsunterricht an höheren Schulen ist ein Theologisches bzw. religionspädagogisches Studium an einer Theologischen Fakultät erforderlich.

Das ist seit dem Studienjahr 2015/16 für den orthodoxen Religionsunterricht auch an der Universität Wien möglich. Für den Pflichtschulbereich gibt es ein Studium für die Lehrberechtigung für Orthodoxe Religion an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. Laut Metropolit Arsenios wäre es zudem wünschenswert, dass entsprechende theologische und religionspädagogische Ausbildungen an ausländischen Einrichtungen in Österreich anerkannt werden, damit solche Absolventen hier unterrichten können.

Erklärung zum Religionsunterricht unterzeichnet

Erst vor einer Woche hatte Metropolit Arsenios im Rahmen eines Pressetermins der heimischen Religionsvertreter mit Bildungsminister Heinz Faßmann eine Erklärung unterzeichnet, in der sich die Religionen und die Politik positiv zum Religionsunterricht wie auch zum Ethikunterricht bekennen. Beide würden wesentliche, eigenständige Beiträge zur umfassenden Erreichung der Ziele der österreichischen Schule leisten würden. Eine enge Kooperation der beiden Gegenstände werde daher ausdrücklich begrüßt und gefördert. Hinsichtlich des Religionsunterrichts heißt es in der Erklärung, dass in diesem viele ethische Themen und Grundfragen aufgegriffen und behandelt würden, „um Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsbewusster gesellschaftlicher Mitgestaltung zu ermächtigen".

„Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsbewusster gesellschaftlicher Mitgestaltung ermächtigen“

Das unterstrich der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz auch gegenüber Kathpress. Im orthodoxen Religionsunterricht werde der Respekt vor den Mitmenschen ganz großgeschrieben. In jedem Menschen müsse man ein Ebenbild Gottes sehen. Im Religionsunterricht gehe es etwa um den Dialog, um das Gemeinwohl der Gesellschaft oder der Respekt vor der Schöpfung. Kurz: Im Religionsunterricht werde neben den je konfessionsspezifischen Elementen das Gemeinsame in den Mittelpunkt gestellt, so der Metropolit.

Der Religionsunterricht sei zudem auch für die innerorthodoxe Gemeinschaftsbildung wichtig, führte der Metropolit weiter aus. In Österreich haben sieben orthodoxe Kirchen feste Strukturen: die Griechisch-orthodoxe Kirche (Ökumenisches Patriarchat), das Patriarchat von Antiochien, die Russisch-orthodoxe, Serbisch-orthodoxe, Rumänisch-orthodoxe, Bulgarisch-orthodoxe und Georgisch-Orthodoxe Kirche. Schüler wie Lehrer gehören diesen Kirchen an, es gibt aber nur einen gemeinsamen Unterricht.

Die grundlegende kirchliche Lehre sei die gleiche, daneben gebe es aber viele unterschiedliche Traditionen und Bräuche, so Metropolit Arsenios, der von einer bereichernden Vielfalt sprach. So trage auch der Religionsunterricht dazu bei, dass sich die Orthodoxen untereinander besser kennen und einander schätzen lernen.

Orthodoxer Unterricht seit 1991

Wie die griechisch-orthodoxe Metropolis von Austria mitteilte, haben Metropolit Arsenios und der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl dieser Tage eine Zwischenkirchliche Vereinbarung zum konfessionellen Religionsunterricht unterzeichnet. Die Vereinbarung zwischen dem Orthodoxen Schulamt und der Katholischen Kirche in der Steiermark ermöglicht es, dass Schülerinnen und Schüler im Einzelfall, wenn kein konfessioneller Religionsunterricht der eigenen Kirche möglich ist, sich für den Religionsunterricht der anderen Kirche anmelden können. Die Alternative wäre der neue Pflichtgegenstand Ethik. Der Metropolit zeigte sich über diese „wichtige Zeichen der ökumenischen Kooperation" erfreut und er hoffe darauf, dass die Schülerinnen und Schüler von diesem interkonfessionellen Lernen und Austausch profitieren würden.

Orthodoxen Religionsunterricht in Österreich gibt es seit 1991. Mit der Errichtung des orthodoxen Schulamtes 2005 kam dann nochmals mehr Bewegung in die Sache. Die Entwicklung der Lehrpläne für Pflichtschulen und weiterführende Schulen erfolgte in mehreren Etappen, inzwischen entsprechen sie den aktuellen Standards. Die kirchliche Verantwortung der kirchlich bestellten oder der im staatlichen Vertragsdienst stehenden Religionslehrkräfte wurde von der Orthodoxen Bischofskonferenz in einer „Rahmenordnung für orthodoxe Religionslehrer in Österreich" im November 2014 festgehalten.

(kap – sst)

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15. Juni 2021, 09:46