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Er schrieb 1891 die erste Sozialenzyklika: Papst Leo XIII. Er schrieb 1891 die erste Sozialenzyklika: Papst Leo XIII. 

„Digitalisierung erfordert soziale Antwort der Kirche“

Neben der Umweltfrage und dem Klimawandel stehen vor allem die Technisierung und Digitalisierung der Gesellschaft als neue soziale Frage an. Und dabei ist auch die Kirche massiv gefordert.

Das betonte der Wiener Sozialethiker Alexander Filipovic im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“.

„Die Zuordnung von Individuum und Gesellschaft, die Stellung der menschlichen Person, die Beteiligungsmöglichkeiten in Arbeit, Gesellschaft und Politik, die Spaltung von Armen und Reichen, gut Gebildeten und weniger gut Gebildeten, das steht alles im Kontext der digitalen Technisierung - das alles macht eine gerechtigkeitsorientierte Antwort der Kirchen notwendig“, so der Sozialethiker wörtlich.

Angesichts dieser neuen sozialen Fragen im beginnenden 21. Jahrhundert nehme auch nochmals die Bedeutung der christlichen Sozialethik zu, zeigt sich Filipovic überzeugt. Er äußerte sich im Interview anlässlich des 130. Jahrestages der ersten Sozialenzyklika, die Papst Leo XIII. am 15. Mai 1891 unter dem Titel „Rerum novarum“ veröffentlicht hatte.

„Glaube und Weltverantwortung bilden eine Einheit“

Mit dieser Enzyklika beginnend, habe sich die Überzeugung in derkKatholischen Kirche durchgesetzt, „dass sich die Kirche ausgehend von der biblischen Offenbarung nicht neutral gegenüber gesellschaftlichen und politischen Fragen verhalten kann“, so Filipovic: „Glaube und Weltverantwortung bilden eine Einheit.“ Wenn die Christen in der Nachfolge Jesus „Salz der Erde“ sein sollen und wollen, müssen sie sich zusammen mit allen Menschen uns für umfassende Gerechtigkeit einsetzen.

Die Katholische Sozialehre habe dabei die Absicht, ein auf den christlichen Glauben gestütztes, aber in pluralen Gesellschaften allgemein kommunikationsfähiges soziales Ethos zu entwickeln und diesem zur Durchsetzung zu verhelfen. Das soziale Ethos könne beschrieben werden als eine Reihe von moralischen Überzeugungen, wie die Gesellschaft und ihre politische Ordnung aussehen soll.

Nicht auf individuelle Tugenden ausgerichtet, sondern auf soziale Strukturen

Nochmals mit anderen Worten: „Nach innen in die Kirche hinein möchte die Katholische Soziallehre dem sozialen Engagement der Menschen Orientierung und Anregung geben, nach außen in die Gesellschaft hinein hat sie die Absicht, die Ideen von Gerechtigkeit, Menschenwürde und Menschenrechte einzubringen.“

Kennzeichen der christlichen Soziallehre sei, dass sie nicht auf individuelle Tugenden und moralische Handlungen ausgerichtet ist, sondern auf soziale Strukturen (z.B. Institutionen, Organisationen, Gesetze, Ordnungen). Sie stelle die Frage nach der Gerechtigkeit sozialer Strukturen. Sie begreife den Menschen als Person (Personprinzip), bringe staatliche Hilfeverpflichtungen und staatliche Zurückhaltung in einen Ausgleich (Subsidiaritätsprinzip) und sehe gemeinschaftliche Zusammenarbeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt als zentral an (Solidaritätsprinzip). Nachhaltigkeit und Schutz der Erde seien inzwischen weitere Elemente der Sozialprinzipien.

(kap – sk)
 

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30. April 2021, 10:15