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Johannes Paul II. und die Polen Johannes Paul II. und die Polen 

Österreich: Johannes Paul II. sorgte für „Auferweckung“ Polens

Der Philosoph und frühere italienische Europa- und Kulturminister Rocco Buttiglione (72) hat den Beitrag von Johannes Paul II. zur Wende in Polen und zum Ende der Diktaturen in Osteuropa sowie Lateinamerika gewürdigt. Karol Wojtyla habe mit seiner Lehre und Philosophie die christliche Soziallehre wieder zu einer prägenden Kraft gemacht, sagte Buttiglione am Dienstagabend bei einer Fachtagung zum 100. Geburtstag des Papstes an der Hochschule Heiligenkreuz.

Vor diesem Hintergrund gelte es heute, „die Geschichte Europas wieder neu zu denken“ und die Soziallehre „nicht nur zu predigen, sondern Menschen in ihren konkreten Situationen mit dieser anzurühren“, forderte der frühere Politiker bei seinem Vortrag über den „Philosoph, der Papst wurde und als Politiker die Welt veränderte“.

Dieses Anrühren einer „Seele der Nation“ - konkret der polnischen - habe Johannes Paul II. gleich bei seiner Polenreise im Juni 1979 geschafft, erklärte Buttiglione. Der Begriff „Nation“ sei damals in Europa ein verstaubter Begriff gewesen, vergleichbar jenem der „Familie“ in diesen Tagen, so der frühere Politiker. Der Papst habe ihn gleichsam entstaubt und mit seinen Reden und Predigten schließlich den Grundstein dafür gelegt, dass mit der Gründung der Solidarnosc das Wort „Nation“ wieder einen positiven Klang bekam und es zu einem Erwachen und Aufstehen des polnischen Volkes kam.

„Die Nation war nicht gestorben, sondern nur entschlafen. Jetzt hat sie wieder den Aufbruch gewagt, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen“, so der italienische Philosoph. Gezeigt habe sich dabei, dass eine Philosophie eine praktische Kraft in der Geschichte werden könne, wenn sie in der „Kultur des Volkes“ vorgetragen werde, was dem polnischen Papst zweifelsohne gelungen sei; das polnische Volk habe sich damals „konstituiert“ und den Kampf um Anerkennung als Nation aufgenommen.

(kap - mg)

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30. September 2020, 14:44