Suche

Kirchenbesucher Kirchenbesucher 

Österreich: „Austrittswelle kann zu neuem Aufbruch führen“

Die laut jüngster Kirchenstatistik wieder angestiegenen Austritte müssen nicht notwendigerweise einen anhaltenden Niedergang bedeuten, sondern können genauso auch den Boden für Reformen und neue kirchliche Aufbrüche bereiten.

Darauf hat der steirische Theologe und Gründer des Beratungsunternehmens „Pastoralinnovation“, Georg Plank, in einem Gastbeitrag in der „Kleinen Zeitung“ hingewiesen. Lehrreich sei dabei vor allem ein Blick auf jene christlichen Kirchen etwa in den Ländern des Südens, die trotz hoher gesellschaftlicher Modernisierungsgrade weiter wachsen würden.

Außerdem müsse der hiesigen Gesellschaft bewusst werden, dass eine Schwächung der christlichen Kirchen durch Austritte auch mit einer Schwächung gesellschaftlicher Solidaritätsressourcen einhergehe. Vielen sei nämlich nicht bewusst, so Plank, „dass das unaufgeregte kirchliche Netzwerk an Aufmerksamkeit und Nächstenliebe der gesamten Gesellschaft nützt“. Werde dieses Netz weiter geschwächt oder „grobmaschig“, so lasse es sich nur schwer ersetzen. In Österreich bewirke etwa jeder Euro an Kirchenbeitrag „mindestens einen zehnfachen Hebel an zusätzlichen Mitteln für eine solidarische und menschenwürdige Gesellschaft“.

Von Südkorea lernen

Lernen lasse sich seitens der österreichischen Kirche etwa von einem Blick nach Südkorea - ein Land, dass trotz hochgradiger Modernisierung und Entwicklung weiterhin über ein starkes kirchliches Wachstum verfüge. Gründe dafür ortet Plank u.a. darin, dass die koreanische katholische Kirche „von Beginn an bis heute vorwiegend von Laien getragen“ werde und der Motor des Engagements der Laien nicht der „Gehorsam einer kirchlichen Hierarchie gegenüber“ sei, sondern die persönliche Überzeugung, füreinander und für das Gemeinwohl einzustehen.

Übertrage man Beobachtungen dieser Kirchen auf die Situation in Österreich, so könne man etwa grundsätzlich festhalten, dass „Kirchen mit barockem Machtgehabe out“ sind, so Plank weiter. Wo jedoch Christen und Kirchen mitten im Leben stünden und sich für eine solidarische Gesellschaft einsetzten, da erhöhe dies die Akzeptanz „auch unter Menschen mit anderen Lebensentwürfen“ und führe zu „konstruktiven partnerschaftlichen Allianzen“.

„Ermöglichungskultur“

Moderne kirchliche Reformansätze hätten dies bereits erkannt und würden entsprechend nicht mehr auf „top down“-Reformen, also verordnete Reformen „von oben“ setzen, sondern sie würden „attraktive Rahmenbedingungen“ schaffen für engagierte Menschen. „Eine solche Ermöglichungskultur stellt personelle und finanzielle Basisressourcen zur Verfügung, überlässt die konkrete Mittelverwendung aber der lokalen Eigenverantwortung“, so Plank. Diese „subsidiäre Haltung“ entspreche auf der einen Seite der christlichen Soziallehre und fördere zugleich „Vielfalt, Nähe und Wirkmächtigkeit im Blick auf die gemeinsame Vision einer besseren Welt“.

(kap – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

20. Januar 2020, 11:31