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Bischof Wilhelm Krautwaschl von Graz Bischof Wilhelm Krautwaschl von Graz 

„Christus vivit“: Bischof sieht Kirche in Österreich gefordert

Nach der Veröffentlichung des Papst-Schreibens „Christus vivit“ am Dienstag, mit dem die jüngste Jugendsynode zusammengefasst wird, sieht der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl die Kirche auch in Österreich gefordert: So wie der Papst in dem Dokument festhalte, dass alle Pastoral letztlich Berufungspastoral sei, so gelte es auch in Österreich, die Seelsorge auf ein breiteres Fundament zu stellen.

„Es geht in der Berufungspastoral um mehr als nur darum, Leute für die Orden oder die Priesterseminare zu rekrutieren“, so Krautwaschl im Interview mit Kathpress. Franziskus zeige vielmehr auf, dass Berufung ein breites Verständnis des Lebens und des In-der-Welt-Seins meine: „Wir müssen das Feld der Berufungspastoral neu von unten beackern und nicht gleich bei den spezifischen Berufungen beginnen.“

Zugleich betonte der in der Bischofskonferenz für die Berufungspastoral zuständige Bischof, dass es einer besonderen Sensibilisierung und Schulung der Menschen im pastoralen Dienst bedürfe, um sie fit dafür zu machen, jungen Menschen auf Augenhöhe und als Lernende und vor allem als Hörende zu begegnen: „Die Leitfragen der Seelsorge müssen sein: Wer bist du, Mensch? Wie darf ich dich begleiten? Und was ist deine Berufung?“ Von den Seelsorgern verlange dies eine besondere Kompetenz des verständigen Zuhörens. Auch dies demonstriere der Papst in dem neuen Dokument auf eindringliche Art und Weise: „Er begegnet uns wieder einmal als jemand, der zunächst zuhört. Dies ist ein zentrales Wesensmerkmal seines Amtsverständnisses und Hirtendienst: Zuhören und auf Augenhöhe begegnen.“

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Grenzen des Dokuments

Zugleich zeigte Krautwaschl die Grenzen auf, die er in dem Dokument ausmache: In dem Maße nämlich, wie in Österreich die Säkularisierung fortschreite und sich zugleich die Lebenswelten Jugendlicher weiter ausdifferenzierten und auseinanderklafften, stünde die Berufungspastoral vor der Aufgabe, überhaupt erst wieder die Frage nach der je eigenen Berufung sowie die Frage nach Gott bei Jugendlichen in Erinnerung zu rufen. „Wir stehen gerade erst am Anfang, mit der Tatsache pastoral umzugehen, dass die Frage nach Gott für Jugendliche heute schlichtweg keine relevante Frage mehr ist“.

Entsprechend gelte es, dem Vorbild des Papstes folgend, Berufung auch in anderen Lebensentwürfen und Lebenswelten zu entdecken - etwa in der Arbeitswelt, im Familienleben oder im ehrenamtlichen bzw. gemeinwohlorientierten Engagement. „Die Jugend lebt Berufung nicht mehr nur im Pfarrheim, sondern auch im Ehrenamt oder im 'Fridays for Future'-Engagement“, so der Bischof.

Schließlich kündigte Bischof Krautwaschl an, dass die Österreichische Bischofskonferenz bei ihrer Sommervollversammlung im Juni in Mariazell dem Thema Jugend bzw. Jugendpastoral einen eigenen Schwerpunkt einräumen werde. Man wolle sich dabei dann nicht nur mit der Frage der Jugendpastoral auseinandersetzen, sondern „wir wollen uns jungen Menschen selbst aussetzen“, kündigte der Bischof an.

(kap – mg)

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03. April 2019, 09:24