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Bischof Franz Jung von Würzburg Bischof Franz Jung von Würzburg 

Priesterinnen: „Diese Frage steht im Raum“

Der Würzburger Bischof Franz Jung hält die Frage Frauenpriestertum in der katholischen Kirche für noch nicht abschließend geklärt. Das sagte er an diesem Sonntag in einem Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.
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Auf die Frage, ob er es noch zu seinen Lebzeiten erleben werde, dass Frauen als Priesterinnen am Altar stehen, sagte Jung: „Ich weiß nicht, ob ich das noch erleben werde – aber diese Frage steht im Raum. Ich denke, dass diese Frage auf Dauer auch nicht abzuweisen ist. Wenn Sie überlegen: In anderen Kirchen ist die Zeit, seit der Frauen Ämter bekleiden, auch relativ kurz. Von daher muss man der katholischen Kirche als Weltorganisation, glaube ich, noch ein bisschen Zeit einräumen. Ich gehe davon aus, dass diese Frage uns weiter beschäftigen wird, und wir werden sie in der einen oder anderen Weise beantworten müssen.“

Jung wies darauf hin, dass Papst Franziskus eine Kommission eingesetzt hat, um ein mögliches Diakonat für Frauen zu prüfen. „Die theologische Diskussion wird, so schätze ich das ein, nicht verstummen.“

„Die theologische Diskussion wird, so schätze ich das ein, nicht verstummen“

Aus amtlicher römischer Sicht gilt die Frage nach der Frauenweihe allerdings als abgeschlossen. Der heilige Papst Johannes Paul II. erklärte 1994 „kraft meines Amtes“, die Kirche habe „keinerlei Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden“. Alle Gläubigen hätten sich „endgültig an diese Entscheidung zu halten“, schrieb der Papst in einem Apostolischen Schreiben mit dem Titel „Ordinatio Sacerdotalis“. Noch 2018 bekräftigte die Glaubenskongregation die Unmöglichkeit, Frauen zu katholischen Priesterinnen zu weihen. Papst Franziskus nahm ebenfalls zu dieser Frage Stellung: „Das den Männern vorbehaltene Priestertum als Zeichen Christi, des Bräutigams, der sich in der Eucharistie hingibt, ist eine Frage, die nicht zur Diskussion steht“, heißt es in Evangelii gaudium“.

Jung, der seit einem knappen Jahr Bischof von Würzburg ist, widerspricht in diesem Punkt. „Es ist eine Frage, die theologisch entschieden werden muss, keine Geschmacksfrage. Natürlich merke ich auch in den Diskussionen mit jungen Leuten, dass sie sagen: ‚Uns geht es auch um das Wort Teilhabe-Gerechtigkeit. Wir erleben das in allen Bereichen dieser Welt jenseits deiner theologischen Überlegungen und möchten dir das auch mal mitgeben.‘ Von daher wird uns diese Diskussion weiter beschäftigen, ja.“

Missbrauch: „Ich war damals total geschockt“

In dem Gespräch äußert sich der Würzburger Bischof auch zu den Missbrauchs-Skandalen. Er erinnerte sich daran, wie er 2010 – damals als Generalvikar des Bistums Speyer – vom Aufbrechen dieser Skandale überrascht worden war.

„Ich war damals total geschockt und konnte das zunächst auch gar nicht glauben. Da geht es um das eigene Ideal, das man zu leben versucht… Ich hatte immer gute Erfahrungen mit der katholischen Kirche, darum hat mich das damals sehr, sehr getroffen.“

Dass auch in deutschen Bistümern Missbrauchsfälle vertuscht und Täter einfach von einer Pfarrei in die andere versetzt würden, hat Jung sich damals nicht vorstellen können.

„Im Nachhinein hat man dann gemerkt, dass es so etwas schon früher gab“

„Im Nachhinein hat man dann gemerkt, dass es so etwas schon früher gab, dass man aber anders damit umgegangen ist. Das wird jetzt, völlig zu Recht, zu einem Thema: dass vor allem ein Blick für die Organisation und, im Letzten, für die Täter da war, dass aber die Betroffenen immer nur mittelbar in den Blick gekommen sind. Das wird jetzt zu Recht eingeklagt.“

Die staatlichen Justizbehörden seien „unmittelbar einzuschalten“, darin seien sich die deutschen Bischöfe einig. „Das haben wir immer konsequent so gehandhabt und tun das auch jetzt. Wir haben auch alle diesbezüglichen Akten der Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg übergeben und haben uns selbst verpflichtet, unseren Aktenbestand noch einmal von externen Kräften aufarbeiten zu lassen, um hier Klarheit zu schaffen.“

Kirche muss als erste umkehren

Der Würzburger Bischof äußerte sich auch zu der Anti-Missbrauchs-Konferenz, zu der Papst Franziskus Ende Februar die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen der Welt in den Vatikan bestellt hatte.

„Ich verstehe seine Botschaft so, dass er sagt: Die Kirche ist nicht jemand, der anderen in der Welt die Umkehr verkündet, sondern die Kirche ist gerufen, diese Umkehr selbst als allererste zu praktizieren und jeden Tag neu zu vollziehen.“

Bischof Jung distanzierte sich in dem BR-Interview von einer Äußerung seines Amtskollegen, des neuen Hildesheimer Bischofs Wilmer, nach dem Machtmissbrauch zur „DNA der katholischen Kirche“ gehöre.

„Missbrauch hat immer etwas mit Macht zu tun“

„Das ist ein sehr hartes Wort; ich habe ihn auch extra gefragt, wie er dieses Wort verstanden wissen will. Wenn dieses Wort ernstzunehmen wäre, dann müsste die Kirche sofort abgeschafft werden… Eines ist klar: Missbrauch hat immer etwas mit Macht und mit asymmetrischen Verhältnissen im Leben zu tun.“

Und da gibt es nach Jungs Beobachtung denn doch einen Punkt, wo das System Kirche anfällig für Missbrauch ist: „Wenn ein Amt kraft der Weihe von Gott her legitimiert ist und dann gesagt wird, dass diese Autorität nicht hinterfragt werden darf, dann ist es in der Tat so, dass es ein erhebliches Gefahrenpotential darstellt für missbräuchliches Tun.“

(br/vatican news – sk)
 

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19. März 2019, 10:37