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Prominente deutsche Katholiken appellieren an Kardinal Reinhard Marx Prominente deutsche Katholiken appellieren an Kardinal Reinhard Marx  

Kinderschutzgipfel: Deutsche Katholiken richten Appell an Marx

Vor der für Ende Februar geplanten Kinderschutz-Konferenz im Vatikan haben sich prominente deutsche Katholiken in einem offenen Brief mit Forderungen an Kardinal Reinhard Marx gewandt. Darin verlangen sie „mutige Reformen“. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS) druckte den Brief ab.

Zu den neun Unterzeichnern gehören auch der Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig und Klaus Mertes, der 2010 als ehemaliger Leiter des Berliner Canisius-Kollegs Fälle von Missbrauch an der Schule öffentlich gemacht und eine Lawine neuer Erkenntnisse über Missbrauchstaten in Kirche und Gesellschaft ausgelöst hatte.

Neustart mit der Sexualmoral

An alle Bischöfe gerichtet, fordern die Unterzeichner: „Binden Sie sich selbst durch echte Gewaltenteilung - das passt besser zur Demut Christi und in den Rahmen der für alle geltenden Gesetze.“ Außerdem sollten „Überhöhungen des Weiheamtes“ abgebaut und es für Frauen geöffnet werden. Weiter heißt es: „Stellen Sie den Diözesanpriestern die Wahl ihrer Lebensform frei, damit der Zölibat wieder glaubwürdig auf das Himmelreich verweisen kann.“ Zudem fordern die Unterzeichner einen „Neustart mit der Sexualmoral - eine verständige und gerechte Bewertung von Homosexualität inklusive“.

Systemische Gründe für Missbrauch

Die Unterzeichner des Briefes bitten Kardinal Marx als Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), bei dem für Ende Februar geplanten Treffen in Rom den „wichtigsten Ertrag“ der im Herbst 2018 in Fulda vorgestellten Missbrauchsstudie zur Sprache zu bringen: „Missbrauch in unserer Kirche hat auch systemische Gründe.“ Die „Versuchung des Klerikalismus“ folge dem Klerus wie ein Schatten. „Die Aussicht auf Macht in Männerbünden zieht Menschen aus Risikogruppen an. Sexuelle Tabus blockieren notwendige Klärungs- und Reifungsprozesse.“

Hintergrund

Für die katholische Kirche hatten Wissenschaftler die „Studie über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ Ende September in Fulda bei der DBK-Herbstvollversammlung vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das Forscherteam Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind.

(kna – rl)

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04. Februar 2019, 10:06