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Weihnachtsbaum am Stephansdom Weihnachtsbaum am Stephansdom 

Wien: Solidaritätskundgebung für weltweit verfolgte Christen

Mit einem Lichtermarsch durch die Wiener Innenstadt haben am Montagabend Hunderte Angehörige verschiedenster Kirchen auf die Verfolgung von Christen in vielen Ländern der Welt hingewiesen.

Die Initiatoren von der Plattform „Solidarität mit verfolgten Christen“ erinnerten daran, dass am 10. Dezember genau vor 70 Jahren die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte proklamiert wurde, in der auch die Religionsfreiheit verankert ist. Doch diese werde in vielen Teilen der Welt noch immer mit Füßen getreten. Mehr als 100 Millionen Christen würden weltweit verfolgt, unterdrückt und ausgegrenzt. Abgeschlossen wurde der Lichtermarsch mit einem ökumenischen Gottesdienst im Stephansdom.

Von katholischer Seite nahm an erster Stelle der Wiener Weihbischof Franz Scharl an der Solidaritätskundgebung teil. Er sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress davon, dass Solidarität mit den verfolgten Christen eigentlich zu den „wesentlichen Hausaufgaben“ der Christen im Westen gehöre.

Zum Nachhören

Die Plattform „Solidarität mit verfolgten Christen“ hat vor zehn Jahren den ersten Aktionstag für die verfolgten Christen durchgeführt, aus dem sich der alljährlich abgehaltene Lichtermarsch mit abschließendem Gottesdienst im Stephansdom entwickelte. Der Plattform gehören rund 20 christliche Organisationen an.

Regierung gefordert

In ihrer Rede vor dem Stephansdom wies die Menschenrechtssprecherin der ÖVP, Gudrun Kugler, darauf hin, dass die Eingriffe in die Religions-, Gewissens- und Meinungsfreiheit nach zahlreichen Berichten weltweit im Steigen sind. Die österreichische Regierung solle sich deshalb verstärkt für einen wirksamen Schutz verfolgter Minderheiten, insbesondere auch der Christen, einsetzen, so Kugler.

Die Abgeordnete fordert auch, dass Österreich die Kirchen im Nahen Osten finanziell unterstützt. Die kirchlich Verantwortlichen vor Ort wüssten am besten, wo Aufbauhilfe notwendig wäre. So könnten die Kirchen ihre die Demokratie stärkenden und völkerverbindenden Aufgaben in den Konfliktländern vorantreiben.

Kugler: „Durch direkte Unterstützung der betroffenen christlichen Gemeinschaften wird es den Christen ermöglicht, im Nahen und Mittleren Osten zu bleiben. Nur so kann das Aussterben des Christentums in seiner Ursprungsregion verhindert werden. Den Menschen wird so die Rückkehr in ihre Wohngebiete ermöglicht und die Infrastruktur der Gemeinde wiederhergestellt.“

In Bezug auf die schwierige Situation von Konvertiten im Asylverfahren fordert Kugler eine stärkere Beweiswürdigung der Taufentscheidung durch anerkannte Kirchen. „Wenn eine Kirche jemanden tauft, dann nur nach reiflicher Prüfung. Im Asylverfahren soll diese Entscheidung nicht vom Tisch gewischt werden, sondern wie ein Expertengutachten ernst genommen werden.“

Kneissl verspricht Engagement

Außenministerin Karin Kneissl stellte in einem an die Teilnehmer des Lichtermarsches übermittelten Grußwort ihrerseits fest, dass sie die weltweite Zunahme von Konflikten und Gewalttaten gegen religiöse Minderheiten mit großer Sorge erfülle. Vor allem im Nahen Osten sei die Situation von Christen und anderen Angehörigen religiöser Minderheiten äußerst besorgniserregend. Dies sei umso bedauerlicher, als das Zusammenleben in der Region lange Zeit von Toleranz geprägt war. Verfolgung und Migration bedrohten nunmehr diese Diversität in der arabischen Welt, das könne einen nicht wieder gutzumachenden Verlust für den sozialen und kulturellen Reichtum in dieser Region bedeuten.

Die österreichische Bundesregierung habe den Schutz religiöser Minderheiten - insbesondere christlicher Minderheiten - in ihrem Regierungsprogramm zu einer klaren außenpolitischen Priorität gemacht, erinnerte die Außenministerin. Der Einsatz für Religionsfreiheit sei auch ein Schwerpunkt für die mit 1. Januar 2019 beginnende österreichische Mitgliedschaft im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen.

Österreich sei seit Jahrzehnten aber auch im interreligiösen Dialog aktiv, stellte die Außenministerin fest. Staaten müssten sich für Toleranz und Respekt gegenüber Andersgläubigen einsetzen. Aber auch religiöse Verantwortungsträger hätten eine klare Verantwortung, sich gegen Gewalt schürende Interpretationen ihres Glaubens auszusprechen.

Über die Grenzen der eigenen Gemeinschaft hinaussehen

Die überwiegende Mehrzahl nationaler und internationaler Konflikte weise heute eine religiöse Dimension auf, so Kneissl. Interreligiöser Dialog sei daher oft ein wichtiges Mittel zur Konfliktlösung. Unterstützung und Respekt würden jenen gelten, die ihre Religion, ihren Glauben, ihre Weltanschauung in den Dienst des Friedens stellen. Dazu gehöre auch, einander im Dialog zu begegnen und über die Grenzen der eigenen Gemeinschaft hinweg für Versöhnung und Verständigung zu arbeiten.

Am Lichtermarsch nahmen vor allem auch zahlreiche Vertreter orientalischer Kirchen teil. So berichtete etwa eine Vertreterin der syrisch-orthoxen Kirche über die aktuelle Situation der Christen in Syrien. Ein koptischer Christ gab einen Einblick in die Verhältnisse in Ägypten und auch ein Christ aus dem Irak kam zu Wort. Außerdem sprachen der Vorsitzende der Freikirchen in Österreich, Reinhold Eichinger, und der Direktor des Österreich-Büros der „Alliance Defending Freedom“, Paul Coleman.

(kap – sk)

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11. Dezember 2018, 10:17