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Eucharistie in einer griechisch-orthodoxen Kirche in Syrien Eucharistie in einer griechisch-orthodoxen Kirche in Syrien 

Augoustinos zum Kommunionstreit: Ausnahme nicht zur Regel machen

„In brüderlicher Hilflosigkeit“ verfolgt die griechisch-orthodoxe Kirche den Kommunionstreit in der katholischen Kirche. Das sagte der orthodoxe Metropolit Augoustinos am Montagabend in Bonn. Er habe Verständnis für die Position des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki.

„Selbstverständlich sind uns die Herausforderungen der konfessionsverschiedenen Ehen genau so bekannt wie Ihnen“, sagte Augoustinos beim Jahresempfang der Metropolie, bei dem auch Kardinal Woelki zugegen war.

In dessen Beisein wandte Augoustinos sich dagegen, aus einer Ausnahme eine Regel zu machen.

Die Oikonomia als Auslegungshilfe?

 

„In brüderlicher Hilflosigkeit verfolgen wir die Diskussionen, die zur Zeit in Ihrer Kirche stattfinden“, sagte Augoustinos. Der Metropolit erinnerte an das orthodoxe Prinzip der „Oikonomia“. Damit gemeint sei die Möglichkeit, eine kirchliche Vorschrift oder Regel zu übergehen, „wenn es dem Heil der betreffenden Person, eben ihrer Oikonomia, dienlich ist“.

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. habe einmal gesagt: „In dem Augenblick, in dem man die Möglichkeiten der Anwendung von Oikonomia definiert, wird die Oikonomia selbst zur Regel oder zur Vorschrift.“

Woelki erfreut über Rückendeckung

 

Woelki bedankte sich für die Wegweisung Augoustinos‘. Der Kölner Erzbischof hatte sich zuvor ähnlich geäußert: Evangelische Ehepartner von Katholiken könnten in Ausnahmefällen die Kommunion erhalten, wenn dies im Raum der persönlichen Seelsorge, der geistlichen Begleitung und der individuellen Gewissensentscheidung geschehe.

Zugleich wandte sich der Erzbischof dagegen, pastoral begründete Ausnahmen als neue Normen festzuschreiben. Denn das würde „die Werte, die mit besonderer Sorgfalt bewahrt werden müssen, in Gefahr bringen“.

Woelki: An Werten festhalten

 

In seiner Ansprache verwies der Kardinal auf eine neue Studie, wonach viele Menschen an eine höhere Macht glauben. Ein personaler Gott, der Liebe schenke und fordere, löse aber weitgehend Kopfschütteln aus, referierte Woelki.

Er erinnerte an das im März veröffentlichte Schreiben „Placuit deo“ der vatikanischen Glaubenskongregation, das unter anderem die Vorstellung postmoderner Menschen kritisiert, wonach ihre Lebensverwirklichung allein von den eigenen Kräften abhänge. Ihnen gelte Jesus allenfalls als moralisches Vorbild und nicht mehr als heilbringender Erlöser, bedauerte Woelki.

Der Kommunionstreit: Was bisher geschah

 

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich im Februar mit Dreiviertel-Mehrheit auf eine bisher unveröffentlichte Handreichung geeinigt, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen können sollen.

Sieben Bischöfe um Woelki baten daraufhin den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung von einer Bischofskonferenz beschlossen werden kann. Zunächst verwies Rom den Konflikt an die deutschen Bischöfe zurück.

Inzwischen wurde ein Brief der Glaubenskongregation bekannt, wonach Papst Franziskus zum Schluss gekommen sei, „dass das Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist“.

(kna – ms)

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12. Juni 2018, 10:20