Erzbischof Gallagher Erzbischof Gallagher  (AFP or licensors)

Vatikan fordert neue Direktgespräche im Nahost-Konflikt

Der Heilige Stuhl fordert Israelis und Palästinenser dazu auf, direkte Gespräche aufzunehmen. Dabei sollten „alle Fragen, die im Laufe der Jahre immer komplizierter geworden sind, angesprochen werden, auch solche, für die es keine klare Lösung zu geben scheint“.

Das sagte der vatikanische „Außenminister“, der britische Kurien-Erzbischof Richard Gallagher, am Montag bei einer Konferenz zum Nahost-Konflikt in New York. Vor fast zehn Jahren hätten sich auf Initiative von Papst Franziskus die Präsidenten Israels und Palästinas in den Vatikanischen Gärten getroffen und als Zeichen ihres Friedenswillens einen Olivenbaum gepflanzt.

„Wir werden den Olivenbaum weiter gießen“

„Nach diesem Treffen hat es meines Erachtens keine ähnlichen Treffen auf hoher Ebene mehr gegeben“, bedauerte Gallagher. Und knüpfte eine leicht ironische Bemerkung an: „Dennoch werden wir diesen Olivenbaum weiter gießen…“

Papst Franziskus 2014 in Jerusalem
Papst Franziskus 2014 in Jerusalem

Der Erzbischof leitet im vatikanischen Staatssekretariat die Abteilung, die für die Beziehungen zu Staaten und internationalen Organisationen zuständig ist. In seiner Rede erwähnte er, dass es im Heiligen Land eine „ununterbrochene und konstante Präsenz der christlichen Gemeinschaft seit 2000 Jahren“ gebe, und beklagte „Akte der Intoleranz wie die, die kürzlich von einigen jüdischen Extremisten gegen Christen verübt wurden“. Dazu erklärte er pointiert: „Solche Taten müssen von allen Regierungen, allen voran der israelischen Regierung, klar verurteilt, strafrechtlich verfolgt und … in Zukunft verhindert werden.“

„Jede Friedensinitiative ist willkommen“

Vor allem aber warb der Kurienvertreter für einen neuen Anlauf zu einem Frieden in Nahost: Das würde, so erklärte er, „der gesamten internationalen Gemeinschaft zugutekommen“. Gallagher wörtlich: „Deshalb ist jede Friedensinitiative willkommen, auch die arabische Friedensinitiative, solange sie nicht zu Lasten der lokalen Bevölkerung oder der legitimen Forderungen sowohl der Israelis als auch der Palästinenser geht.“

Die Abraham Accords kamen 2020 auf Vermittlung von US-Präsident Trump (r.) zustande
Die Abraham Accords kamen 2020 auf Vermittlung von US-Präsident Trump (r.) zustande

 

Die Friedensinitiative der Arabischen Liga von 2002 forderte einen Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten und einen palästinensischen Staat mit dem östlichen Teil Jerusalems als Hauptstadt. Im Gegenzug bot sie eine Normalisierung ihrer Beziehungen zu Israel. Die Emirate und Bahrain haben allerdings 2020 diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen („Abraham Accords“), und Saudi-Arabien könnte schon bald ein Gleiches tun – auch ohne eine vorherige endgültige Klärung im Nahost-Konflikt.

„Palästinenser in sehr schwacher Position“

Dementsprechend bedauerte Erzbischof Gallagher am Montag, dass sich die Palästinenser „heute in einer sehr schwachen Position befinden“. Dafür machte er sowohl „Probleme der internen Regierungsführung“ als auch „eine militärisch invasive Haltung des Staates Israel“ verantwortlich. Der Vatikanmann bedauerte, dass das Oslo-Abkommen von vor dreißig Jahren, „das uns einen Vorgeschmack auf die Zwei-Staaten-Lösung für die beiden Völker gegeben hat“, nicht zu einem endgültigen Frieden geführt habe.

Er bekräftigte den Ruf des Heiligen Stuhls nach einem „international garantierten Sonderstatus“ für Jerusalem, damit Gläubige der drei monotheistischen Religionen stabilen Zugang zu ihren Heiligen Stätten haben. Der „spezifische multireligiöse Charakter“ der Heiligen Stadt müsse bewahrt werden.

(vatican news – sk)

Der Felsendom in Jerusalem
Der Felsendom in Jerusalem

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19. September 2023, 10:13