Gaza: Dramatische Lage
Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) berichtet von einem israelischen Angriff am 13. März, bei dem eines ihrer Lagerhäuser getroffen und ein Mitarbeiter getötet wurde. Zuvor sind Forderungen von Regierungen und Hilfsorganisationen zur Versorgung des belagerten Gebiets lauter geworden.
Später gab Israel bekannt, dass einer der vier Opfer des gezielten Luftangriffs auf die UNRWA-Einrichtung in Rafah ein Hamas-Kämpfer war. Das Gesundheitsministerium des Gazastreifens bestätigte den Tod des Terroristen.
Fortgesetzte Hilfsanstrengungen für den Gazastreifen: Landrouten im Fokus
Martin Griffiths, UN-Hilfschef, bedauert die „verheerenden Nachrichten" über den Angriff auf das UNRWA-Zentrum und sagte in den sozialen Medien: „Wie sollen wir Hilfsoperationen aufrechterhalten, wenn unsere Teams und Lieferungen ständig bedroht sind? Sie müssen geschützt werden“, sagte er.
Geberländer, Hilfsorganisationen und Wohltätigkeitsorganisationen setzen ihre Bemühungen fort, Lebensmittel in das verarmte Gebiet mit 2,4 Millionen Menschen zu bringen, wo mehr als fünf Monate Krieg zu massenhaften zivilen Todesfällen und zu starker Zerstörung von Infrastruktur geführt haben. Bestrebungen, einen maritimen Korridor zu öffnen oder Hilfsgüter über Gaza abzuwerfen, seien „keine Alternative zur Lieferung von Hilfsgütern über Land", da sie nur einen Bruchteil der Bedürfnisse decken könnten, so eine gemeinsame Erklärung von 25 Organisationen, darunter Amnesty International und Ärzte ohne Grenzen.
Das spanische Hilfsschiff „Open Arms“ hat kürzlich den Hafen von Larnaka auf Zypern verlassen, um rund 200 Tonnen Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. Die rund 400 Kilometer entfernte Fahrt gilt als Testlauf für einen neuen Hilfskorridor. Beamte des israelischen Außenministeriums und der Cogat, die die zivilen Aktivitäten in den palästinensischen Gebieten koordiniert, sind zuvor nach Larnaka geflogen, um den Hafen und die Ladung humanitärer Güter zu inspizieren, berichtet Alessandro Guarasci für Vatican News. Die Ankunft der Open Arms könnte allerdings mehrere Tage andauern.
Darüber hinaus entsandte das UN-Welternährungsprogramm am 12. März einen Hilfskonvoi mit Nahrungsmitteln in den Norden des Gazastreifens, der gemäß Angaben der israelischen Armee durch ein Tor im Sicherheitszaun passierte. Das Militär teilte mit, dass diese Passage durch den Sicherheitszaun dazu dient, zu verhindern, dass die Hilfsgüter in die Hände der islamistischen Hamas gelangen. "Da die Menschen im nördlichen Gaza kurz vor einer Hungersnot stehen, brauchen wir tägliche Lieferungen. Wir benötigen direkte Zugangspunkte in den Norden", sagte das Welternährungsprogramm. Der Norden Gazas ist besonders schwer von den Folgen des Kriegs betroffen und bisher weitestgehend von Hilfslieferungen abgeschnitten.
Eid Ayub ist in Gaza lebender Palästinenser. Im Gespräch mit der AFP beklagte er, dass die Hilfe, die auf dem Seeweg kommt und per Luft abgeworfen wird, bei weitem nicht ausreiche. „Sie schicken Hilfe, aber wenn diese Hilfe ankommt, gibt es keine Einrichtung, um sie zu verteilen", sagte er und kritisiert auch „Händler", die die Vorräte beschlagnahmen und dann weiterverkaufen.
Netanyahu droht mit Bodeninvasion in Rafah
Angesichts des fortgesetzten Krieges seit dem 7. Oktober und des bisherigen Scheiterns der Vermittlungsbemühungen zur Sicherung eines neuen Waffenstillstands, schwor Verteidigungsminister Yoav Gallant erneut, dass die israelischen Streitkräfte „jeden Ort" erreichen werden, um die Hamas zu besiegen. „Es gibt keinen sicheren Hafen für Terroristen im Gazastreifen", erklärte Gallant während einer Tour durch das von Hamas regierte Gebiet, wie in einem von seinem Büro veröffentlichten Video zu sehen ist.
Die Stadt Rafah am südlichen Rand des Gazastreifens bleibt das letzte dicht bevölkerte Zentrum entlang der Küste, das bisher von einer israelischen Bodeninvasion verschont geblieben ist. Premierminister Netanyahu hat jedoch wiederholt mit der Entsendung von Bodentruppen in die Stadt gedroht, was weltweit Besorgnis auslöste, da Rafah derzeit mit fast 1,5 Millionen hauptsächlich vertriebenen Palästinensern überfüllt ist. Normalerweise hat Rafah eine Bevölkerung von rund 300.000 Menschen (Stand 2024).
Kritik auch an internationaler Gemeinschaft
Die dramatischen Nahrungsmittelknappheiten im Gazastreifen habe nach Angaben des Gesundheitsministerium des Gazastreifens 27 Menschen durch Mangelernährung und Dehydrierung getötet, die meisten davon Kinder. Agnes Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International, findet, dass Luftabwürfe und Seelieferungen von Hilfsgütern „ein Zeichen von Ohnmacht und Schwäche der internationalen Gemeinschaft" seien. „Die internationale Gemeinschaft muss bereit sein, Israel zur Rechenschaft zu ziehen" und den Zugang für Hilfsgüter fordern, sagte sie.
US-Außenminister Antony Blinken sagte, dass ein geplanter temporärer Pier zum Entladen von Hilfsgütern „eine Ergänzung zu, aber kein Ersatz für andere Möglichkeiten ist, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen". Überlandrouten blieben schließlich der wichtigste Weg, um Hilfe zu leisten. Blinken betonte außerdem, dass der Schutz und die Hilfe für Zivilisten "Hauptaufgabe Nummer eins" für Israel sein müssten.
Bevölkerung droht Hungertod im Fastenmonat
Wochenlange Gespräche unter Beteiligung von US-amerikanischen, katarischen und ägyptischen Vermittlern hatten darauf abgezielt, vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan eine Waffenruhe und eine Vereinbarung zur Freilassung von Geiseln zu erreichen, jedoch wurde die Frist am Montag verpasst. Etwa ein halbes Dutzend arabische und westliche Länder haben Lebensmittel über dem Gazastreifen abgeworfen und Marokko hat eine Flugzeugladung mit Hilfsgütern über den Ben-Gurion-Flughafen Israels geschickt.
Maurizio Martina, stellvertretender Generaldirektor der Welternährungsorganisation, sagt im Interview mit Alessandro Guarasci von Vatican News: „Die Zahlen der entsetzlichen Nahrungsmittelkrise, die seit Wochen im Gazastreifen herrscht, sind dramatisch. Mehr als zwei Millionen Menschen sind vom Hungertod bedroht. Wir bemühen uns seit geraumer Zeit um landwirtschaftliche Hilfe, vor allem für den Gazastreifen, denn Tausende und Abertausende von Menschen leben von der Subsistenzwirtschaft". Martina weist darauf hin, dass das Ziel der Welternährungsorganisation darin besteht, die bisher unternommenen Anstrengungen zu verstärken und insbesondere das landwirtschaftliche System in diesem Gebiet zu unterstützen.
Der 50-jährige Fahd al-Ghoul, ein Bewohner des Jabalia-Lagers im Norden, sagte: "Wir fasten seit zwei Monaten oder länger gegen unseren Willen. Jetzt, mit der Fastenzeit im Ramadan, ändert sich nichts an unserer Realität.“
(vatican news/ucan/amnesty international - pdy)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.