Mar Awa Royel (rechts) folgt auf Gewargis III. (Sliwa) Mar Awa Royel (rechts) folgt auf Gewargis III. (Sliwa) 

Irak: Mar Awa Royel neues Oberhaupt der assyrischen Kirche

Die Assyrische Kirche des Ostens hat ein neues Oberhaupt. Mar Awa Royel wurde am Mittwoch von der im nordirakischen Erbil tagenden Synode der Kirche zum neuen Katholikos-Patriarchen gewählt, wie der Pressedienst der Stiftung Pro Oriente am Mittwochabend berichtete.

Mar Awa Royel folgt auf Gewargis III. (Sliwa), der aus gesundheitlichen Gründen sein Amt zurückgelegt hat. Mar Awa Royel wurde 1975 in den USA geboren und war bisher Bischof der Diözese von Kalifornien der Assyrischen Kirche des Ostens. Er hatte bereits führende Aufgaben in der weltweiten Kirchenleitung der Assyrischen Kirche und deren Beziehungen zu anderen Kirchen inne. U.a. ist er auch Mitglied des „Forum Syriacum“ der Stiftung Pro Oriente.

Die Wahlsynode tagte in der Kirche des Hl. Johannes des Täufers in Erbil. Die Wahl des neuen Kirchenoberhaupts musste bereits mehrmals coronabedingt verschoben werden.

Hintergrund

Die Kirche des Ostens, oft auch „Assyrische Kirche“ genannt, geht zurück auf die Kirche des alten Perserreiches. Die Kirche entwickelte sich ab Anfang des 2. Jahrhunderts in Mesopotamien. Ab dem 4. Jahrhundert rissen - politisch bedingt - die Kontakte zur übrigen Christenheit immer mehr ab. Die Kirche des Ostens entfaltete aber eine eigenständige rege Missionstätigkeit. Mitte des 7. Jahrhunderts erreichten die ersten Missionare bereits China und gründeten dort christliche Gemeinden. In der Blütezeit des 13. und 14. Jahrhunderts unter den Mongolen gab es entlang der Seidenstraßen für die zahlreichen Gläubigen aus unterschiedlichsten Kulturen ca. 27 Metropolien und 230 über ganz Asien ausgedehnte Diözesen unter dem Katholikos-Patriarchen in Bagdad.

400.000 Gläubige

Heute zählen zu der eigenständigen Kirche weltweit nur mehr rund 400.000 Gläubige mit dem Schwerpunkt in Nahost (Iran, Irak, Syrien, Libanon), aber auch in Nordamerika, Australien und Indien.

Die Assyrische Kirche des Ostens ist ökumenisch aufgeschlossen. Seit 1948 ist sie Mitglied im Weltkirchenrat. Intensive Beziehungen gibt es etwa mit der Chaldäisch-katholischen Kirche und der Syrisch-orthodoxen Kirche. Der Dialog mit den Chaldäern wird im Rahmen des offiziellen Dialogs mit der Katholischen Kirche weiter gepflegt, und jener mit der Syrisch-orthodoxen Kirche findet im Wesentlichen im Rahmen des seit 1994 laufenden inoffiziellen Dialog der Kirchen syrischer Tradition der Stiftung Pro Oriente statt. Seit 2018 unterhält die Kirche des Ostens auch einen offiziellen Dialog mit der Russisch-orthodoxen Kirche.

Zwischen der Chaldäisch-katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens gibt es seit gut 20 Jahren eine bedingte Eucharistiegemeinschaft. Die Gläubigen beider Kirchen können in der jeweils anderen Kirche die Eucharistie empfangen, wo die pastorale Situation dies erfordert. Die mit Rom in Kircheneinheit stehende Chaldäisch-katholische Kirche ist vor einigen Jahrhunderten aus der Kirche des Ostens hervorgegangen.

(kap – mg)

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09. September 2021, 09:26