Pater Faltas (rechts) begleitet seine Gäste im Heiligen Land Pater Faltas (rechts) begleitet seine Gäste im Heiligen Land 

Gaza: Dutzende Christen haben Weihnachts-Visum erhalten

Doch noch ein Happy End: Kurz vor Weihnachten haben Dutzende palästinensische Christen aus dem Gazastreifen israelische Reisegenehmigungen nach Jerusalem und in das Westjordanland erhalten. Wie im Gespräch mit Radio Vatikan der Leiter der Kustodie in Jerusalem, Pater Ibrahim Faltas, bestätigt, sei dies eine erfreuliche Nachricht.

Mario Galgano und Benedetta Capelli – Vatikanstadt

Die orthodoxe Kirche in Gaza kritisierte in den vergangenen Wochen, dass lediglich Hundert Christen, die älter als 40 Jahre sind, nur nach Jordanien reisen dürften, aber nicht nach Jerusalem und Bethlehem. Ein langes Tauziehen mit den israelischen Behörden sorgte auf allen Seiten für Unmut. Pater Faltas erläutert, was der Durchbruch für eine Bedeutung habe:

„Es bedeutet vor allem, dass wir alle sehr hart daran gearbeitet haben. Viele Seiten haben sich daran beteiligt. Eine besondere Rolle spielte der israelische Präsident Rivilin. Er selber hat sich persönlich der Sache angenommen. Auf diese Weise kam es zu einer Lösung der Situation.“

Zum Nachhören

55 Christen mit einer Sondergenehmigung

55 Christen hätten nun eine entsprechende Genehmigung erhalten, sagte Kamal Ayad, Sprecher der Orthodoxen Kirche in Gaza, am Montag. Die Gemeinde hoffe, dass weitere Christen im Laufe des Tages Genehmigungen bekommen würden. Ursprünglich hätten 600 Christen eine Erlaubnis zur Reise nach Jerusalem und ins Westjordanland beantragt. Das Visum gilt ab diesem 23. Dezember bis zum 20. Januar, erläutert Pater Faltas von der Kustodie des Heiligen Landes, der Vertretung der katholischen Kirche in Jerusalem also.

„Wir alle wissen ja, wie die Situation in Gaza ausschaut. Das sind arme Menschen, die dort leben. Sie leben unter sehr prekären Bedingungen. Das gilt nicht nur während einer feierlichen Zeit wie Weihnachten, sondern das ganze Jahr über sieht es bei ihnen so aus.“

Die entsprechende israelische Behörde teilte mit, dass mit Blick auf Weihnachten „passende Reisegenehmigungen“ erteilt würden – so wie es die Sicherheitsbewertungen der israelischen Sicherheitsbehörden vorsehen. Die Visumsvergabe verlaufe unabhängig vom Alter der Betroffenen.

„Jene Christen im Gazastreifen, die jetzt ein Visum erhalten haben, sind überglücklich, weil sie ihr Zuhause verlassen dürfen. Schon das ist für sie eine schöne Nachricht. Sie können sich nicht vorstellen, wie schwierig das Leben in Gaza ausschaut. Wer den Streifen zeitlich verlassen darf, fühlt sich glücklicher als man denken kann, weil man sich in Gaza wie im Gefängnis vorkommt. Für einen Christen ist es dann auch eine Besonderheit, dort zu beten, wo Jesus geboren wurde. Jeder will doch in Bethlehem Weihnachten feiern.“

Bethlehem liegt im Westjordanland

Der Geburtsort Jesu liegt im Westjordanland. In Jerusalem ist er demnach gestorben und wieder auferstanden. Bereits vor Ostern hatte die christliche Gemeinde im Gazastreifen kritisiert, dass Israel nur 200 Christen ab einem Alter von 50 Jahren nur nach Jordanien reisen lasse. Ganz kurz vor Ostern bekamen dann nach israelischen Angaben doch Hunderte Christen die Genehmigung, nach Ost-Jerusalem und in das Westjordanland zu reisen.

Israel hat vor zwölf Jahren eine Blockade über den Gazastreifen verschärft, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen die Maßnahme mit Sicherheitsbedenken. Die islamistische Hamas, die im Gazastreifen herrscht, wird von der EU, Israel und den USA als Terrororganisation eingestuft.

Von den rund zwei Millionen Einwohnern im Gazastreifen sind rund ein Tausend Christen. Die meisten von ihnen sind Orthodoxe. Laut „Kathpress“ leben derzeit 117 Katholiken in dem Palästinensergebiet. Laut dem katholischen Pfarrer von Gaza, Gabriel Romanelli, wurde bisher keinem Katholiken aus Gaza die Ausreise bewilligt.

Die katholische Pfarrei in Gaza-Stadt wurde im Jahr 1879 vom Südtiroler Georg Gatt gegründet, der damals auch Rektor des österreichischen Hospizes in Jerusalem war. Auch heute noch zählt das Hospiz zu den wichtigsten Unterstützern der Pfarre, die neben einer Kirche auch Schulen und einen Kindergarten in dem Palästinensergebiet führt.

(kap/reuters/afp/vatican news)

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23. Dezember 2019, 13:47