Magdalena Thiele aus Berlin hat ihr Praktikum bei Vatican News/Radio Vatikan im Home-Office fortgesetzt Magdalena Thiele aus Berlin hat ihr Praktikum bei Vatican News/Radio Vatikan im Home-Office fortgesetzt 

Leben im Ausnahmezustand: Anders ist nicht unbedingt schlechter

Rom und der Vatikan: schon seit fast einem Monat in der Corona-Quarantäne. Mittendrin ist auch Magdalena Thiele aus Berlin, seit März Praktikantin bei uns in der Redaktion. Warum sie blieb, wie sie die aktuelle Situation erlebt und wie ihr Glaube ihr hilft, berichtet sie im Kollegengespräch.

Magdalena Thiele und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Die Journalistin Magdalena Thiele ist seit März Praktikantin bei uns in der Redaktion. Auch in der Corona-Krise wollte sie weiter machen. Über ihre Erfahrungen in dieser Zeit berichtet sie für uns nun täglich im Blog „Praktikum in Zeiten von Corona“. Ich habe sie vor der Sendung per Skype erreicht, denn auch sie ist inzwischen nur noch im Home-Office für uns tätig.

Hier im Audio

Radio Vatikan: Magdalena, Du machst Praktikum bei uns, während Italien und auch der Vatikan aufgrund der Corona-Pandemie im Ausnahmezustand sind. Deine Familie und Freunde sind in Deutschland. Die letzten Deutschen wurde inzwischen zurückgeholt - warum hast Du Dich entschieden, zu bleiben?

„Wenn Gott mir diese Aufgabe nun so stellt, dann nehme ich sie so an. Anders heißt ja nicht schlechter.“

Thiele: „ Ich versuche grundsätzlich, immer das Beste aus einer Situation zu machen. Ich habe mich lange auf dieses Praktikum vorbereitet, mich lange darauf gefreut. Wenn Gott mir diese Aufgabe nun so stellt, dann nehme ich sie so an und mache mein Praktikum unter diesen anderen Umständen. Anders heißt ja nicht schlechter.“

Inzwischen sind wir ja schon mehr als eine Woche in Quarantäne. In Italien darf man nur noch zum Einkaufen raus, bei starken gesundheitlichen Problemen oder zum Arbeiten, aber auch das ist stark eingeschränkt worden. Zum Radio können wir so auch nicht mehr. Auch Du arbeitest von daheim...Wie erlebst Du die Lage in Rom und wie kommt Du damit klar?

Thiele: „Inzwischen bin ich ganz gut auf das Home-Office eingestellt. Ich bin aber auch froh, dass ich ab und zu noch rausgehen kann. Mein Presseausweis hilft mir da sehr, so kann ich auch noch die bekannten Orte hier in Rom aufsuchen und mir die Lage vor Ort ansehen. In den letzten Tagen habe ich zunehmend das Gefühl, dass die Leute auf der Straße angespannt sind, dass sie müde sind, vor dem Supermarkt in der Schlange zu stehen und zu warten. Ich habe auch schon einige Zettel an den Wänden hängen sehen, auf denen steht ,Wir wollen leben` oder ,Wir wollen, dass die Normalität zurückkehrt`. Noch erträgt Rom die Lage mit Fassung, aber ich weiß nicht, wie lange das noch so bleibt.“

„Noch erträgt Rom die Lage mit Fassung“

Es wird natürlich auch immer schwieriger, je länger es dauert. Du berichtest ja auch in einem Blog für uns über deine Erfahrungen – wo findest Du dafür in dieser Zeit die Kraft und Inspiration?

Thiele: „Ich sitze zwar zuhause, aber Gott sei Dank geht das Leben auf der Welt weiter – die Welt dreht sich weiter. Viele Aktivitäten haben sich auch ins Internet verlagert, finden online statt. Ich mache beispielsweise Yoga jetzt online und besuche so den Gottesdienst. Das tue ich gerne und ziehe daraus auch viel Inspiration. Ich nehme aber auch viele Themen und Gedanken aus Nachrichten, die ich aus Deutschland bekomme – von meiner Familie, aber auch von Menschen, die meinen Blog lesen. Außerdem verfolge ich, was der Papst uns jeden Tag zu sagen hat. Also noch habe ich immer gute Gedanken und Dinge, die ich in meinem Blog mitteilen möchte.“

Du hast gerade schon angesprochen, dass Du als gläubige Katholikin die Messe verfolgst, die Gottesdienste, die jetzt nur noch sozusagen online besucht werden können. Wie ist es für Dich, derzeit nicht zur Messe gehen zu können?

Thiele: „Es ist komisch und ich vermisse es auch, nicht in die Kirche gehen zu können, um dort die Messe zu feiern und mich in der Gemeinschaft wiederzufinden und gemeinsam zu singen. Ich glaube, das Singen vermisse ich tatsächlich am meisten. Aber ich bin sehr froh über die Möglichkeit, auch online an der Messe teilnehmen zu können – ich sehe sie sonntags immer auch aus meiner Heimatgemeinde in Berlin. Es ist schön und wichtig, gerade in dieser Zeit zu wissen, dass es weitergeht, ein Stück Normalität erhalten bleibt und die heilige Messe gerade jetzt gefeiert wird. Gerade jetzt ist es glaube ich auch sehr wichtig.“

„Ich glaube, das Singen vermisse ich tatsächlich am meisten“

Die Osterfeierlichkeiten sind ja auch mit die Wichtigsten für uns Christen. In dieser speziellen Situation wird es auch dort nicht möglich sein, einen öffentlichen Gottesdienst zu besuchen. Wie wirst Du Ostern unter diesen Bedingungen begehen?

Thiele: „Wie mein Osterfest konkret aussehen wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Derzeit überlegen wir ja nur von Tag zu Tag und sehen, wie sich die Lage entwickelt. Ich werde sicherlich die Möglichkeit wahrnehmen, in eine Kirche zu gehen, noch sind die Kirchen hier in Rom ja offen. Ich sehe auch, dass die Möglichkeit des Gebets dort gerne angenommen wird.“

„Möglichkeit des Gebets in Kirchen wird gerne angenommen“

Meinen Glauben werde ich jedenfalls feiern wie immer und mich über die Auferstehung Christi freuen - wo ich das tue, wird sich zeigen. Ich habe auch noch die kleine Hoffnung, dass wir bis Ostern ein kleines Wunder erleben.“

(vatican news - mt/sst)

 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

02. April 2020, 11:01