Juni 2016: Der Papst trifft seine Diplomaten Juni 2016: Der Papst trifft seine Diplomaten  

Die päpstliche Diplomatenakademie: Was ist das?

Der Heilige Stuhl bereitet seinen Diplomaten-Nachwuchs seit 300 Jahren an einer eigenen Schule auf den Dienst in der Weltkirche vor. Das verpflichtende Missionsjahr, das Papst Franziskus seinen künftigen Botschaftern nun in ihre Ausbildung einfügt, ergänzt ihren Lehrplan von unten, sagt Gudrun Sailer in unserem Kollegengespräch.

Was genau ist die päpstliche Diplomatenakademie überhaupt?

Gudrun Sailer: Das ist der Ort, an dem die Päpste ihre zukünftigen Diplomaten ausbilden. Die älteste bestehende Diplomatenakademie der Welt übrigens, sie wurde 1701 eröffnet und hieß ursprünglich „Akademie der kirchlichen Adeligen“, aus dem Grund, weil damals nur junge Priester aus dem Adelsstand für den diplomatischen Dienst des Papstes in Frage kamen. Das war eine Ausnahme von der bewährten Regel, dass das Priestertum begabten Männern aus allen Schichten eine Laufbahn ermöglichte, wenn sie denn wirklich begabt waren, wir haben in der Kirchengeschichte ja zB über die Jahrhunderte immer wieder auch Kardinäle und Päpste aus einfacher Familie. Man muss natürlich auch sagen, dass, wenn früher nur Adelige aufgenommen wurden, das auch praktische Gründe hatte. Die Nuntiaturen waren überwiegend an Höfen eingerichtet. Da war es ein Vorteil, wenn man von Adel war, vielleicht sogar verwandt war, das war eine gute Gesprächsbasis. 

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Wer studiert heute an der päpstlichen Diplomatenakademie?

Gudrun Sailer: Junge Priester aus allen Teilen der Welt, die soziale oder auch kulturelle Herkunft spielt schon lange keine Rolle mehr. Es gibt aber doch einige Zugangsvoraussetzungen: Es müssen Weltpriester sein, keine Ordenspriester. Höchstens 35 Jahre alt beim Eintritt. Und der Bischof muss sie entsenden. An der päpstlichen Diplomatenakademie sind keine Eigenbewerbungen zugelassen. Der Bischof weiß natürlich auch, dass er diesen – idealerweise sehr begabten – jungen Priester, wenn alles gut geht, die nächsten paar Jahrzehnte nicht mehr sieht, weil er im Dienst des Papstes und der Weltkirche steht, und letztlich auch des Weltfriedens, denn das ist ein wesentlicher Teil des Auftrags der päpstlichen Diplomatie.

Wie viele vatikanische Nachwuchs-Diplomaten werden ausgebildet?

Gudrun Sailer: Pro Jahr fangen rund 30 Priester ihre Ausbildung an der Diplomatenschule an. Aber angeblich kommt nur jeder Dritte durch. Eine offizielle Statistik gibt es nicht, die päpstliche Diplomatenschule hält sich bedeckt.

Das heißt, das Studium dort ist schwierig?

Gudrun Sailer: Ja, ein Studium an der päpstlichen Diplomatenakademie gilt als sehr herausfordernd. Die jungen Priester absolvieren alle ein Doppelstudium, ein reguläres an einer der päpstlichen Universitäten Roms, zB an der Gregoriana, und ein zusätzliches im Haus zur eigentlichen diplomatischen Ausbildung. Außerdem schreiben sie während der Ausbildung eine Doktorarbeit, am besten in der Königsdisziplin Kirchenrecht. Alles in allem ist viel Schliff dabei.

Was heißt das?

Gudrun Sailer: Zum Beispiel üben die Kandidaten die hohe Kunst der diplomatischen Ansprechhaltung ein und lernen, wie sich Texte in verschiedenen Graden der Verbindlichkeit formulieren und dechiffrieren lassen. Wer hier studiert, lernt, dass päpstliche Missionen im Ausland oft sehr heikel sind. Unachtsam Öl ins Feuer gießen ist das Letzte, was der Papst von seinen Diplomaten braucht. Die sind ja oft auch in außerordentlich schwierigen Gebieten im Einsatz. Die Nuntien, die Botschafter des Papstes, sind tragende Säulen der vatikanischen Außenpolitik.

Wie lässt sich vor diesem Hintergrund das Missionsjahr verstehen, das der Papst den angehenden Vatikandiplomaten in der Ausbildung vorschreibt?

Gudrun Sailer: Es ist eine Art Ergänzung von unten. Damit diese intelligenten, lernfähigen und gewandten Priester nochmal von der anderen Seite her verstehen, worum es bei diesem speziellen Dienst in der Weltkirche geht: immer um die kleinste Einheit der Politik, den Menschen, und zwar den bedürftigen. Das ist Papst Franziskus ein großes Anliegen.

(vatican news)

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17. Februar 2020, 15:00