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Mission in Meldungen: Der vatikanische Fidesdienst

Der Vatikan leistet sich eine gut ausgebaute Medienarbeit. Ein wenig bekannter Teil davon ist der Missionspressedienst Fides. Die hochspezialisierte vatikanische Agentur verbreitet seit über 100 Jahren Nachrichten aus jungen Ortskirchen, hauptsächlich aus Afrika und Asien. Wir waren auf Redaktionsbesuch dort.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Es ist eine prominente Adresse, an der diese Nachrichtenagentur sitzt: Palazzo di Propaganda Fide, bei der Spanischen Treppe, mitten in der römischen Altstadt. Gleich vor dem Portal erhebt sich die Mariensäule, die der Papst alljährlich zum 8. Dezember mit einem Besuch, einem Blumenbouquet und einem Gebet ehrt. Aus dem 17. Jahrhundert stammt dieser elegante Palast, die Pläne von Bernini, die Fassade von Borromini; größere Namen hat die römische Baukunst des Barock nicht aufzubieten.

An der stattlichen Treppe empfängt uns mit einem Lächeln Monika Schiefer. Bei Radio Vatikan lesen, bearbeiten und verbreiten wir quasi täglich Meldungen, die über ihren Schreibtisch liefen, aber erst am Fuß der Barocktreppe lernen wir die patente Deutsche kennen. Dabei wirkt Monika Schiefer schon seit 1994 bei Fides. Die gebürtige Baden-Württembergerin aus Baienfurt bei Weingarten sorgt für die getreue deutsche Übersetzung der Meldungen.

Zum Nachhören

Älter als Radio Vatikan...

„Fides ist die Nachrichtengentur der Päpstlichen Missionswerke und wurde 1927 gegründet”, erklärt uns Frau Schiefer. Damit ist dieser vatikanische Pressedienst älter als Radio Vatikan, das erst 1931 gegründet wurde, schießt es uns durch den Kopf. Der Auftrag ist allerdings noch spezialisierter als der des päpstlichen Rundfunksenders. „Wir verbreiten Nachrichten über die Situation in den Missionsländern, unter verschiedenen Gesichtspunkten, ausgehend von der Mission ad Gentes, was die katholische Kirche oder die Kongregation macht, wir berücksichtigen aber auch die Stimme der Ortskirchen.”

Wer den Fidesdienst online öffnet – und es gibt ihn heutzutage nur noch online, dafür aber in acht Sprachen, fast von Anfang an war auch Deutsch dabei -, findet an einem Tag Meldungen aus allen möglichen Ecken der Erde. Stichprobe: Türkei, Kongo, Pakistan, Elfenbeinküste, Kamerun, Kolumbien und andere mehr. Fast alle Meldungen sind exklusiv, das heißt, niemand sonst hat sie. Denn der Fidesdienst nutzt ein einzigartiges Informantennetz auf der Welt: Missionare, Missionarinnen, Vatikandiplomaten, Menschen im kirchlichen Dienst in entlegenen Ländern. Das große, weite Netzwerk des Katholischen – überall. Und katholische Missionare als Reporter. Als der Fidesdienst 1927 an den Start ging, war diese Methode der Informationsbeschaffung noch innovativer als heute.

Katholische Missionare als Reporter

„Das waren Zeiten, in denen die Missionare aus diesen Ländern uns Neuigkeiten mitteilen und sie so verbreiten konnten, die vielleicht sonst nicht zur Verfügung gestanden hätten. Sie hatten schon ein Bewusstsein dafür, dass das auch bekannt gemacht werden sollte. Und das machen wir heute noch so. Wir versuchen, uns von den Niederlassungen, die wir in aller Welt haben, mit Information aktuell beliefern zu lassen.”

Über Jahrzehnte gehörte übrigens auch ein Fotodienst zum Service, erklärt Monika Schiefer. „Diese Fotos, die damals schon von den Missionaren geschickt wurden, wurden in anthropologischen Studien verwendet, weil nur Missionare vor Ort waren, um solche Dokumentationen zu schicken. Deswegen wollten wir nicht nur für die missionarische Presse liefern, sondern auch für andere Medien, was wir heute noch tun.” Es sind oft bis heute ungehobene ethnologische Fotoschätze aus weit entfernten Jahrzehnten und Weltgegenden, die in den Archiven der Missionsbehörde schlummern.

Nachrichten entstehen oft da, wo es kracht

Fides gehört zur vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker, auch als Missionskongregation bekannt, früher hieß die alterwührdige Einrichtung so wie heute noch der Palast, Propaganda Fide, das Werk zur Glaubensverbreitung. Denn darum geht es hier: junge Kirchen zu stärken, zu verwalten und zu begleiten. Für rund 1.000 Bistümer auf der ganzen Welt ist die Missionskongregation zuständig, allen voran in Afrika und Asien. Freud und Leid kommt da zusammen, sagt Monika Schiefer. Denn Nachrichten entstehen oft genug da, wo es kracht. Das gilt gerade auch für Entwicklungsländer.

„Man lebt mit, man ist informiert“

„Man lebt mit, man ist informiert. Als Übersetzer hat man die Aufgabe, zu übersetzen, was schon verarbeitet und unter einem bestimmten Filter betrachtet wurde. Es ist so, dass wir in diesen Konfliktgebieten die Stimme der Kirche mitteilen, die sich immer um Versöhnung und Frieden bemüht, oder auch an der Seite der Ärmsten steht, unabhängig von Religion, im Krankendienst, in der Bildungsarbeit. Genau das wollen wir auch mitteilen.”

Zum Jahreswechsel rückt die Arbeit des vatikanischen Fidesdienstes auch bei nichtkirchlichen Medien in den Fokus. Die Redaktion erstellt nämlich eine Statistik über katholische Ordensleute, Priester und kirchliche Laienmitarbeiter in der Mission, die im zurückliegenden Jahr wegen ihres Glaubens ermordet wurden. Im zurückliegenden Jahr waren es 29.

Neugier auf den neuen Chef

Das römische Team, das diesen Dienst bewerkstelligt, besteht aus zehn Leuten – und das für acht Sprachen. Rund 100 Vatikan-Angestellte wirken in der Missionskongregation insgesamt. Sie alle übrigens sind schon neugierig auf den neuen Chef. Papst Franziskus hat sein „Alter Ego” aus den Philippinen, Kardinal Luis Antonio Tagle, zum neuen Präfekten der Missionskongregation bestellt. Mitte Januar soll er seinen Dienst in der „Propaganda Fide” aufnehmen. Monika Schiefer kennt den Erzbischof von Manila und Präsidenten von Caritas Internationalis noch nicht persönlich, wohl aber von zahllosen Meldungen über ihn, die sie bearbeitet hat.

„Was er in seiner Diöezse bewegt, wurde bei uns immer veröffentlicht, oft und gerne. Er ist einfach sehr nah beim Volk, und er legt Wert auf Medienarbeit und Kommunikation. Asien ist auch ein Kontinent, der dem Papst sehr am Herzen liegt, von daher denken wir, es gibt neue Impulse auch für uns.”

„Es ist eine ganz schwere Aufgabe, den es gibt hier viel Verwaltungsarbeit hier zu tun“

Ein Nebenbei-Job ist das allerdings auf keinen Fall, sagt Monika Schiefer nach 25 Dienstjahren im Palazzo di Propaganda Fide über die Stelle ihres Vorgesetzten. „Es ist eine ganz schwere Aufgabe, den es gibt hier viel Verwaltungsarbeit hier zu tun. Ich denke aber auf jeden Fall, dass er mit großer Begeisterung kommt, wie ich ihn einschätze.”

(vatican news)

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03. Januar 2020, 14:45