Die Heilige Schrift in der heutigen Zeit Die Heilige Schrift in der heutigen Zeit 

Theologen des Papstes erörtern Anthropologie in der Bibel

Die Päpstliche Bibelkommission hat an diesem Montag eine neue Studie über die anthropologische Sicht der Heiligen Schrift veröffentlicht. Das Werk der Kommission trägt den Titel: „Was ist der Mensch?“, ein Zitat aus dem Psalm 8 (Ps 8,5). Der Jesuitenpater Pietro Bovati ist Kommissionsmitglied. Er erläutert uns die Bedeutung dieses Dokuments aus dem Vatikan.

Mario Galgano und Alessandro De Carolis – Vatikanstadt

Die ausführliche Studie, die jetzt im Vatikan vorgestellt wurde, habe eine lange Vorgeschichte, so Pater Bovati. Ausgangspunkt sei die anthropologische Frage, mit der sich das Zweite Vatikanische Konzil vor allem in „Gaudium et spes“ beschäftigt habe, wo es um die Beziehung der Kirche mit der Welt genauso wie ein Hinterfragen der Gesellschaft und schließlich der „Realität des Menschen“ gehe, erläutert Pater Bovati.

„Der Papst wollte, dass dieses Thema ausgehend von der Schrift, die die Grundlage und Seele aller christlichen Überlegungen ist, behandelt wird. Dem zugrunde liegt also die Frage: Was ist der Mensch? Diese Frage erstreckt sich über die gesamte Bibel wie ein Weg. Es erfordert ein kluges Verständnis, alle verschiedenen Aspekte der menschlichen Dimension zu verstehen und sich nicht nur auf einen bestimmten Aspekt zu konzentrieren.“

Zum Nachhören

Vier Kapitel

Die Studie besteht aus vier Kapiteln mit entsprechend vier konkreten Themen. So geht es im ersten Kapitel um das Menschsein an sich, ausgehend von der Annahme, dass jeder ein „Geschöpf Gottes“ ist. Damit einher geht auch die „Fragilität und Sterblichkeit“ des Menschen, die jedoch durch eine aussergewöhnliche spirituelle Begabung, den „Hauch Gottes“, erhöht wird. Im zweiten Kapitel geht es um die Beziehung zwischen den Menschen und der Schöpfung. Dazu zählt nicht nur die ökologische Frage, es kommt auch die Bedeutung der Arbeit vor.

„Das dritte Kapitel ist wohl das komplexeste. Es bezieht sich auf die anthropologische Beziehungsrealität. Es geht darin vor allem darum, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. Diese grundlegende Liebesbeziehung führt zur Elternschaft, die wiederum eine weitere, neue Beziehung mit sich bringt. Die Liebe hat also drei Dimensionen: die eheliche Liebe, die Liebe zwischen Eltern und Kindern und schließlich die Geschwisterliebe. Das ist sozusagen, was Gott für die Menschen will und was auch die Herausforderung in der Geschichte ist, damit sich dieser Wunsch Gottes erfüllen kann.“

Im vierten Kapitel geht es um die Bedeutung der Gesetze und Regeln. Bereits in der Heiligen Schrift werde auf Schwäche der Menschen gegenüber den Gottesgesetzen thematisiert, erinnert Pater Bovati.

„Doch auf welche Weise greift Gott in dieser Geschichte ein? Mit seiner Heilsgeschichte, um dieser Parabel des menschlichen Lebens nicht einen negativen Charakter zu geben, sondern vielmehr den Triumph der Güte, des Vergebens und der Rettung. Auf diese Weise ist die Geschichte nicht mehr eine Geschichte des menschlichen Elends, sondern die Geschichte des Ruhmes Gottes im Menschen.“

Keine abstrakte Schrift

Wer nun denkt, dass es sich um eine rein akademische, abstrakte Studie handele, kann sich allerdings eines Besseren belehren lassen. Denn wie Pater Bovati erläutert, geht die Studie durchaus auf konkrete Fragen ein, wie denn die katholische Kirche ausgehend von der Bibel auf Themen wie Homosexualität oder Gender antworte. Allerdings, so räumt der Bibelforscher ein, liege den Ausführungen allein das zugrunde, was sich an Antworten in der Heiligen Schrift selbst finden lasse:

„Also formulieren wir, auch mit Blick auf diese Fragestellungen, einige grundlegende Prinzipien, wie z.B. die Bedeutung des Unterschieds, der der Schöpfung selbst eingeschrieben ist, als Element, um den Plan Gottes auch in Bezug auf jedes einzelne Geschöpf zu verstehen. Dies als Prinzip, das - vielleicht - auch anderen theologischen, psychologischen und pastoralen Disziplinen helfen kann, damit sie dann in angemessener Weise entwickelt werden können, unter Berücksichtigung der Umstände, Kulturen und Überlegungen, die heute auch aus der Welt der Wissenschaften kommen. Deshalb bietet die Bibel einige Prinzipien, einige nützliche Hinweise für eine Reflexion, die jedoch auch anderen Interpreten christlichen Denkens, wie Theologen, Moralisten und Pastoren, anvertraut ist, um angemessener auf die Frage antworten zu können, die der Mensch auf jeden Fall an die Kirche richtet.“

(vatican news)

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16. Dezember 2019, 13:00