Menschenähnlicher Roboter Menschenähnlicher Roboter 

Vatikan: „Eine der spannendsten Tagungen, die ich je erlebt habe"

Wissenschaftler aus aller Welt haben im Vatikan an einer Tagung über Roboter und Ethik teilgenommen. Die Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für das Leben war für den deutschen Psychiater Manfred Lütz „eine der spannendsten Tagungen“, die er je erlebt habe.

Dass sich eine lehramtliche Meinung zu diesem neuen Feld der Ethik noch nicht herausgebildet hat, begrüßt der Mediziner, der der Akademie für das Leben angehört, ausdrücklich. Zunächst müsse man das Phänomen, in diesem Fall menschenähnliche Roboter, unvoreingenommen in den Blick nehmen, sagte Lütz im Gespräch mit uns.

„Es geht darum, dass man heute sozusagen Menschen imitieren kann als Maschinen, als Roboter. Es gibt inzwischen alte Menschen, die von Robotern emotional betreut werden. Da spart man Personal, die Maschine tröstet jemanden und sagt ein paar nette Worte - da muss man sich schon Fragen stellen. Und es hat weltweit unglaubliche Auswirkungen. Es kann Arbeitsplätze kosten, aber auch Arbeitsplätze bringen. Diese Tagung war unglaublich spannend. Ich bin schon lange Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben; das war eine der spannendsten Tagungen, die ich je erlebt habe, weil man auch ein unglaublich breites internationales Spektrum an Fachleuten hatte.”

Das kann nur der Vatikan so leisten...

Ein japanischer Wissenschaftler habe beispielsweise über menschenähnliche Roboter referiert, die er selbst geschaffen habe. „Er sagt, zwischen Mensch und Roboter würde man irgendwann überhaupt nicht mehr unterscheiden. Das ist jetzt nicht meine christliche Auffassung. Aber es ist spannend zu erleben, wie man aus so einer Mentalität heraus, so technisch begeistert, zu solchen Schlussfolgerungen kommen kann.“ Aus allen Kontinenten seien Fachleute angereist, man habe aus verschiedensten Blickwinkeln ethisch debattiert. „Und das kann nur der Vatikan so leisten, dass man weltweit nicht nur etwa die Technik feiert, sondern auch die ethischen Implikationen sieht, die wirtschaftlichen Implikationen; das war sehr beeindruckend.“

„Ich finde gut, dass das Lehramt sich erst einmal die Phänomene ansieht“

Die Moraltheologie hat noch keine Antwort auf solche Herausforderungen, es ist eine Frage, die sich gerade erst beginnt zu stellen. Zeichnen sich schon große Linien ab, wie das katholische Lehramt mit der Frage Roboter und Ethik umgeht?

„Ich finde gut, dass das Lehramt sich erst einmal die Phänomene ansieht. Die Gefahr besteht ja immer, dass man sagt, da hat schon Thomas von Aquin was dazu gesagt – Thomas hat sehr viele gute Sachen gesagt, aber von Robotern hatte er keine Ahnung. Wenn man sofort mit solchen Ideen kommt, sieht man die Phänomene nicht mehr. Erst muss man die Phänomene sehen und darstellen lassen. Ich finde wichtig, dass im Vatikan Auffassungen von diesen Phänomenen dargestellt werden, die nicht katholisch oder christlich sind – das ist schließlich eine wissenschaftliche Akademie, keine Volkshochschule. Da sitzen Wissenschaftler, katholische, aber auch jüdische und muslimische, die sich diese Phänomene zunächst anschauen. Dann erst kann man eine Diskussion darüber führen, und dann irgendwann auch das Lehramt etwas dazu sagen. Wobei man sagen muss: Das Lehramt muss auch nicht zu allem etwas sagen.”

 

(vatican news – gs)

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28. Februar 2019, 15:05