Aus dem TV-Interview mit Papst Franziskus Aus dem TV-Interview mit Papst Franziskus 

Papst und Rücktrittsgerüchte: „Ich wäre emeritierter Bischof von Rom“

Franziskus hat es wieder getan: ein neues Interview mit dem Papst wurde jetzt veröffentlicht. Diesmal sprach das Kirchenoberhaupt mit dem Streaming-Kanal ViX von Televisa Univision TV über seinen Gesundheitszustand und die Möglichkeit eines Amtsverzichts, wobei auch aktuelle Themen wie die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Abtreibung und der Kampf gegen Kindesmissbrauch angesprochen werden.

VATICAN NEWS

Falls er eines Tages von seinem Amt zurücktreten würde, so sagt der Papst, dann würde er als „emeritierter Bischof von Rom“ bezeichnet werden und würde vielleicht zum Lateran umziehen. Und was sein Knie betrifft, so versichert er, verbessere sich die Situation von Tag zu Tag.

Zum Nachhören - was der Papst sagte

Eines wolle er klarstellen: „Ich habe nicht die Absicht, auf das Petrusamt zu verzichten, jedenfalls nicht im Moment“. Das sagte Papst Franziskus in einem ausführlichen Interview, das er den mexikanischen Journalistinnen Maria Antonieta Collins und Valentina Alazraki für den Televisa Univision Streaming-Kanal ViX gab. In einem Ausschnitt des Interviews, das auf dem YouTube-Kanal von Univision Noticias veröffentlicht wurde, geht Franziskus insbesondere auf seinen Gesundheitszustand und die Gerüchte ein, die in den letzten Wochen über seinen Verzicht auf das Petrusamt spekuliert haben. „Im Moment habe ich nicht das Gefühl, dass der Herr mich danach fragt“, sagte der Papst, „wenn ich das Gefühl hätte, dass er mich fragt, dann würde ich Ja sagen.“ Dann bezeichnete er es als „Zufall“, dass er während des nächsten Konsistoriums Ende August nach L'Aquila reisen wird, wo Coelestin V. begraben liegt. Das war der bisher einzige Papst vor Benedikt XVI., der von seinem Amt als Papst zurücktrat.

Was den Zustand seines Knies betrifft, so betonte der Papst, dass er sich zwar „eingeschränkt“ fühle, „aber es wird ständig besser“. Er fügte jedoch hinzu, dass die Reise in den Kongo „sicherlich nicht“ hätte durchgeführt werden können. „Ich hatte nicht die Kraft“, erklärte er, „und jetzt, zwanzig Tage später, gibt es diesen Fortschritt“. Er verwies auf das „große Beispiel von Benedikt XVI.“, das ihm helfen werde, „eine Entscheidung zu treffen“, wenn es nötig sein sollte. Er sprach von seiner „großen Sympathie“ für den emeritierten Papst, „einem Mann, der die Kirche mit seiner Güte und seiner Zurückhaltung im Gebet stützt“. Und er gesteht, dass er jedes Mal Freude empfindet, wenn er ihn im Kloster Mater Ecclesiae besucht.

Auf die Frage, ob es möglich sei, die Figur des emeritierten Papstes zu regeln, antwortete Franziskus, dass „die Geschichte selbst helfen wird, dies besser zu regeln“, „die erste Erfahrung ist sehr gut gelaufen“, denn Benedikt XVI. sei „ein heiliger und diskreter Mann“. Für die Zukunft sei es jedoch „besser, die Dinge abzugrenzen oder besser zu erklären“. Auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt antwortete er, dass er auf jeden Fall nicht nach Argentinien zurück gehen würde: „Ich bin Bischof von Rom, in diesem Fall wäre ich emeritierter Bischof von Rom“, so Franziskus. Und auf die Frage, ob er in diesem Fall im Lateran bleiben würde, antwortete er, dass dies „eine Möglichkeit“ sei.

Er wäre als Erzbischof von Buenos Aires zurückgetreten

Der Papst erinnert daran, dass er bereits vor dem Konklave seinen Rücktritt als emeritierter Erzbischof von Buenos Aires vorbereitet hat. Für ihn, so erinnert er sich, wäre es grundlegend gewesen, „zur Beichte zu gehen und die Kranken zu besuchen“. Dies wäre sein „Apostolat“, sein „Werk“ gewesen, wenn er nicht Papst geworden wäre. Sich in den Dienst des Volkes zu stellen, wo immer man kann, sagte er, „daran habe ich in Buenos Aires gedacht“. Ein Projekt, fügte er hinzu, das ihm auch dann Freude bereiten würde, wenn er einen möglichen Verzicht überleben würde.

In dem Interview, das in voller Länge von Televisa Univision ausgestrahlt wurde, versäumte es der Papst nicht, viele andere aktuelle Themen anzusprechen. Dazu gehörte auch die Pandemie, die an den bewegenden Moment der Statio Orbis am 27. März 2020 erinnert. Anschließend stellte er seine eigenen Überlegungen zum Krieg in der Ukraine an und betonte, dass es für ihn von grundlegender Bedeutung sei, von „dem Land, das angegriffen wird, und nicht von den Angreifern“ zu sprechen. Anschließend bekräftigte er seine Absicht, den russischen Patriarchen Kirill im September bei einer interreligiösen Veranstaltung in Kasachstan zu treffen. Unter Verweis auf die Tragödie von Ländern, die von Gewalt heimgesucht werden - wie Jemen und Syrien - bekräftigte er, dass wir einen „Dritten Weltkrieg in Stücken“ erleben und dass Atomwaffen „unmoralisch“ sind, auch ihr Besitz, nicht nur ihr Einsatz.

Die Ungerechtigkeit und die Abtreibung

Franziskus bekräftigte seine Verurteilung der Abtreibung, da es völlig ungerecht sei, ein menschliches Leben auszulöschen, und dies könne „auf der Grundlage wissenschaftlicher Daten“, die nicht verhandelbar seien, bestätigt werden, fuhr er fort. In Bezug auf die Problematik in den Vereinigten Staaten nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, das Urteil zum Recht auf Abtreibung aufzuheben, wies der Papst auf die Polarisierung im Land hin und erinnerte daran, dass die Seelsorger sich immer um die pastorale Dimension kümmern müssen, da sonst ein politisches Problem entstehe. Wie soll man sich also verhalten, wenn ein katholischer Staatsmann die Abtreibung befürwortet, wurde er gefragt. „Ich überlasse es Ihrem Gewissen“, sagte Franziskus, „dass Sie mit Ihrem Bischof, mit Ihrem Pfarrer über diese Ungereimtheit sprechen.“

Von den Vereinigten Staaten nach Kuba. Franziskus brachte seine Liebe für das kubanische Volk und die Bischöfe des Landes zum Ausdruck. Er vertraute auch an, dass er ein freundschaftliches Verhältnis zum ehemaligen Präsidenten Raúl Castro hatte, und äußerte seine Zufriedenheit über die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten während der Präsidentschaft Obamas.

(vatican news – mg)

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12. Juli 2022, 15:51