Darstellung der Muttergottes Maria Darstellung der Muttergottes Maria 

Papst lädt zu Friedensgebet: „Bewahre die Welt vor nuklearer Bedrohung“

Zum Friedensgebet angesichts des Krieges in der Ukraine hat Franziskus für kommenden Freitag Gläubige in aller Welt aufgerufen. Der Papst lädt zur Teilnahme an einer Bußfeier ein, bei der er Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen will.


Angesichts der dramatischen Situation solle die gesamte Weltkirche dabei „den Schmerzensschrei aller, die leiden und ein Ende der Gewalt herbeisehen“, durch die Mutter Jesu vor Gott tragen, schrieb Franziskus in einem Brief, der an Bischöfe in der ganzen Welt gerichtet ist. Bischöfe, Priester, Ordensleute und alle Gläubigen sollten in ihren jeweiligen Ortskirchen „einmütig und innig“ zur Muttergottes um Frieden beten.

Herzstück der Initiative ist ein Weiheakt am kommenden Freitagnachmittag im Petersdom, bei dem Papst Franziskus Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzens Mariens weihen will. Er ist in eine Bußfeier eingebettet. Den zugehörigen Text und das Gebet im Wortlaut und in 35 Sprachen, darunter Russisch und Ukrainisch, veröffentlichte der Vatikan zeitgleich zum Schreiben an die Bischöfe an diesem Mittwoch.

Vergessene Lehren, unerfüllte Verpflichtungen

Die Menschheit sei „vom Weg des Friedens abgekommen“, habe „die Lehren aus den Tragödien der letzten Jahrhunderte und das Opfer der Millionen in den Weltkriegen Gefallenen vergessen“ und „die Verpflichtungen, die wir als Gemeinschaft der Nationen eingegangen sind, nicht erfüllt“, heißt es in dem Text zum Weiheakt. Als weitere Verfehlungen nennt er Gier, nationalistische Interessen, Gleichgültigkeit und Egoismus, Kriege und das Horten von Waffen.

„Beende den Hass, lehre uns Vergebung, bewahre die Welt angesichts der nuklearen Bedrohung“

„Beende den Hass, besänftige die Rachsucht, lehre uns Vergebung. Befreie uns von Krieg, bewahre die Welt angesichts der nuklearen Bedrohung“, heißt es in dem an die Gottesmutter gerichteten Weihegebet: „Du Königin des Friedens, erbitte der Welt den Frieden.“ Mit der Maria stehe in dieser Stunde die „erschöpfte und verstörte Menschheit“ unter dem Kreuz: „Das ukrainische Volk und das russische Volk, die dich liebevoll verehren, kommen zu dir, und dein Herz schlägt für sie und für alle Völker, die unter Krieg, Hunger, Ungerechtigkeit und Armut leiden."

Bußfeier mit dem Papst live in zehn Sprachen

Die Bußfeier startet am Nachmittag des 25. März, dem Fest Mariä Verkündigung, um 17:00 Uhr Ortszeit im Petersdom, der Weiheakt ist für etwa 18:30 Uhr vorgesehen und wird in Gemeinschaft mit den Ortskirchen zugleich auf allen Kontinenten vollzogen. Der päpstliche Almosenpfleger Kardinal Konrad Krajewski nimmt dieselbe Weihe am Freitag im portugiesischen Fatima vor.

Vatican News überträgt die Bußfeier mit dem Papst ab 17.00 Uhr live und mit deutschem Kommentar auf unserer Homepage und den Social Media-Kanälen Facebook und Youtube. Das Ereignis wird außer den sonst üblichen Sprachen auch auf Chinesisch, Arabisch, Russisch und Ukrainisch übertragen.

Anbei dokumentieren wir den Wortlaut des Weiheaktes und -Gebetes in der offiziellen deutschen Übersetzung.

 

AKT DER WEIHE AN DAS UNBEFLECKTE HERZ MARIENS

O Maria, Mutter Gottes, die du auch unsere Mutter bist, wir kommen zu dir in dieser Stunde der Bedrängnis. Du bist Mutter, du liebst uns und du kennst uns. Dir ist nicht verborgen, was uns im Herzen bewegt. Mutter der Barmherzigkeit, wie oft haben wir deine zärtliche Fürsorge erfahren, deine friedenbringende Gegenwart, denn du geleitest uns immer zu Jesus, dem Fürsten des Friedens.

Wir aber sind vom Weg des Friedens abgekommen. Wir haben die Lehren aus den Tragödien des letzten Jahrhunderts und das Opfer der Millionen in den Weltkriegen Gefallenen vergessen. Wir haben die Verpflichtungen, die wir als Gemeinschaft der Nationen eingegangen sind, nicht erfüllt, und wir verraten die Träume der Völker vom Frieden und die Hoffnungen der jungen Menschen. Wir sind an Gier erkrankt, wir haben uns in nationalistischen Interessen verschlossen, wir haben zugelassen, dass Gleichgültigkeit und Egoismus uns lähmen. Wir haben Gott nicht beachtet, wir haben es vorgezogen, mit unseren Lügen zu leben, Aggressionen zu nähren, Leben zu unterdrücken und Waffen zu horten. Dabei haben wir vergessen, dass wir die Hüter unserer Nächsten und unseres gemeinsamen Hauses sind. Mit Kriegen haben wir den Garten der Erde verwüstet, mit unseren Sünden haben wir das Herz unseres Vaters verletzt, der will, dass wir Brüder und Schwestern sind. Wir sind allen und allem gegenüber gleichgültig geworden, außer uns selbst. Und schamerfüllt sagen wir: Vergib uns, Herr!

Im Elend der Sünde, in unserer Erschöpfung und Hinfälligkeit, in der geheimnisvollen Ungerechtigkeit des Bösen und des Krieges erinnerst du, heilige Mutter, uns daran, dass Gott uns nicht verlässt, sondern stets mit Liebe auf uns schaut, mit dem Wunsch, uns zu vergeben und uns aufzurichten. Er selbst hat dich uns geschenkt und der Kirche und der ganzen Menschheit in deinem Unbefleckten Herzen eine Zuflucht geschaffen. Aufgrund der Liebe Gottes bist du bei uns und auch durch die schwierigsten Momente der Geschichte geleitest du uns voll Zärtlichkeit.

So kommen wir zu dir und klopfen an die Tür deines Herzens, wir, deine geliebten Kinder, die du zu allen Zeiten unermüdlich aufsuchst und zur Umkehr einlädst. Komm in dieser dunklen Stunde zu uns, um uns beizustehen und uns zu trösten. Sag uns immer wieder neu: „Bin ich denn nicht da, ich, die ich deine Mutter bin?“ Du kannst die Verstrickungen unseres Herzens und die Knoten unserer Zeit lösen. Wir setzen unser Vertrauen in dich. Wir sind gewiss, dass du, besonders in Zeiten der Prüfung, unser Flehen nicht verschmähst und uns zu Hilfe kommst.

So hast du dich auch in Kana in Galiläa verhalten, als du erwirkt hast, dass Jesus eingriff, noch ehe seine Stunde gekommen war. So hast du der Welt sein erstes Zeichen vermittelt. Als sich die Festesfreude in Trübsal verwandelt hatte, sagtest du zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr“ (Joh 2,3). Verwende dich erneut für uns, o Mutter, denn heute ist uns der Wein der Hoffnung ausgegangen, die Freude ist geschwunden, die Geschwisterlichkeit verwässert. Wir haben die Menschlichkeit verloren, wir haben den Frieden verspielt. Wir sind zu aller Gewalt und Zerstörung fähig geworden. Wir bedürfen dringend deines mütterlichen Eingreifens.


Nimm an, o Mutter, unser Gebet.
Du Stern des Meeres, lass uns im Sturm des Krieges nicht untergehen.
Du Arche des Neuen Bundes, zeige uns Möglichkeiten und Wege der Versöhnung.
Führe, „du Irdische im Himmel“, die Welt wieder zu göttlicher Eintracht.
Beende den Hass, besänftige die Rachsucht, lehre uns Vergebung.
Befreie uns von Krieg, bewahre die Welt angesichts der nuklearen Bedrohung.
Du Königin vom Rosenkranz, erwecke in uns wieder das Bedürfnis zu beten und zu lieben.
Du Königin der Menschheitsfamilie, zeige den Völkern den Weg der Geschwisterlichkeit.
Du Königin des Friedens, erbitte der Welt den Frieden.

Deine Traurigkeit, o Mutter, erweiche unsere verhärteten Herzen. Die Tränen, die du für uns vergossen hast, mögen dieses Tal wieder aufblühen lassen, das unser Hass verdorren ließ. Lass uns, bei allem Lärm der Waffen, durch dein Gebet zum Frieden finden. Liebkose mit deinen mütterlichen Händen alle, die leiden und vor den Bomben fliehen. Lass alle, die ihr Zuhause und ihr Land verlassen müssen, in deiner mütterlichen Umarmung Trost finden. Dein betrübtes Herz erwecke in uns Mitgefühl und dränge uns, unsere Türen zu öffnen und uns der verwundeten und verstoßenen Menschen anzunehmen.

Heilige Mutter Gottes, als du unter dem Kreuz gestanden bist, sagte Jesus, als er den Jünger neben dir sah: „Siehe, dein Sohn“ (Joh 19,26). Damit hat er dir einen jeden von uns anvertraut. Dann sagte er zu dem Jünger, und somit zu einem jeden von uns: „Siehe, deine Mutter“ (V. 27). Mutter, wir wollen dich heute in unser Leben und in unsere Geschichte bereitwillig aufnehmen. Die erschöpfte und verstörte Menschheit steht in dieser Stunde mit dir unter dem Kreuz. Und sie verspürt die Notwendigkeit, sich dir anzuvertrauen und sich durch dich Christus zu weihen. Das ukrainische Volk und das russische Volk, die dich liebevoll verehren, kommen zu dir, und dein Herz schlägt für sie und für alle Völker, die unter Krieg, Hunger, Ungerechtigkeit und Armut leiden.

Mutter Gottes, die du auch unsere Mutter bist, dir vertrauen wir uns an und feierlich weihen wir die Kirche und die ganze Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine, deinem Unbefleckten Herzen. Nimm diesen unseren Weiheakt an, den wir mit Vertrauen und Liebe vollziehen. Gib, dass der Krieg aufhört und schenke der Welt den Frieden. Durch dein von Herzen kommendes Ja trat der Fürst des Friedens ein in die Geschichte; wir vertrauen darauf, dass der Friede auch jetzt wieder über dein Herz zu uns kommt. Dir also weihen wir die Zukunft der ganzen Menschheitsfamilie, die Nöte und Erwartungen der Völker, die Ängste und Hoffnungen der Welt.

Die göttliche Barmherzigkeit ergieße sich durch dich über die Erde und der liebliche Herzschlag des Friedens bestimme wieder unsere Tage. Frau des Ja, auf die der Heilige Geist herabkam, lass uns miteinander wieder in die Harmonie Gottes finden. Stille den Durst unserer Herzen, du „strömender Quell der der Hoffnung“. Du hast das Menschsein in Jesus eingewoben, so mach auch uns zu Handwerkern der Gemeinschaft. Du bist auf unseren Wegen gewandelt, geleite uns auf den Pfaden des Friedens. Amen.


(vatican news - pr)

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23. März 2022, 10:34