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D: Bischof Oster würdigt Benedikt XVI. in Marktl am Inn

Der Passauer Bischof Stefan Oster glaubt, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. gemäß seinem Wahlspruch nach wie vor „wirklich ein Mitarbeiter der Wahrheit" sein will. Oster feierte am Abend des Ostersonntag eine Messe zum 95. Geburtstag von Benedikt XVI./Joseph Ratzinger in Marktl, wo dieser 1927 zur Welt gekommen war.

Es sei nicht, wie bisweilen behauptet werde, eine „so genannte Ratzinger-Kirche" gewesen, die Vertuschung in Bezug auf Missbrauch erst ermöglicht habe, sagte der Passauer Bischof in seiner Predigt. Vielmehr habe die Kirche unter der Leitungsverantwortung von Joseph Ratzinger zum ersten Mal systematisch und "ganz massiv" begonnen, Betroffene vorrangig in den Blick zu nehmen und effektive Maßnahmen der Missbrauchsprävention zu ergreifen.

Die Geschichte werde einmal zeigen, dass zu dieser Veränderung sehr entscheidende Impulse von Ratzinger ausgegangen seien, betonte der bayerische Bischof: „Ich glaube auch, dass diese Veränderung weitergeht und weitergehen muss, um Betroffenen weiter beizustehen und das Schlimme in Zukunft möglichst zu verhindern."

Die allgemeine Krise des Glaubens und der Kirche habe sich durch die Erkenntnisse des Missbrauchs noch einmal dramatisch verschärft, sagte der Bischof. Sie verschärfe sich auch deshalb, weil bitter erkannt worden sei, „wie wenig wir als Institution Kirche die Schwere des Verbrechens, die Schwere seiner Folgen, die Not der Betroffenen von sexuellem Missbrauch gesehen haben oder wie wenig wir sie als Kirche sehen wollten oder auch sehen konnten".

Problem lange nicht erkannt

Natürlich sei auch Ratzinger als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) ein Teil des Systems gewesen, so Oster. Dieses habe sich im Ganzen, einschließlich der Verantwortungsträger sowie nahezu aller Gläubigen, dem Problem und den von Missbrauch betroffenen Menschen nicht stellen wollen oder es wohl auch noch nicht gekonnt. Er sei dafür, dass diese Dinge nun klar aufgearbeitet würden, betonte der Bischof. Schließlich habe auch Benedikt XVI. selbst die Fehler der Kirche und seine eigene Verantwortung in einem Brief infolge des im Januar veröffentlichten Münchner Gutachtens benannt. 

Durch das Gutachten der Erzdiözese München-Freising zum Umgang mit sexuellem Missbrauch wurde auch Ratzingers Zeit als Münchner Erzbischof kritisch bewertet. Das Gutachten wirft ihm vor, Hinweisen auf mögliche Täter nicht konsequent genug nachgegangen zu sein. In späteren Jahren als Kurienkardinal und Papst hatte er wichtige kirchenrechtliche Reformen im Kampf gegen Missbrauch eingeleitet.

(kna- gs)

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18. April 2022, 10:37